Hein will nicht mehr über die DDR schreiben

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Der ostdeutsche Schriftsteller Christoph Hein will künftig nicht mehr über die DDR schreiben. "Es ist vorbei. Die Geschichte ist abgeschlossen", sagte Hein dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Sein aktuelles Werk "Das Narrenschiff", das seit mehreren Wochen auf der
"Spiegel"-Bestsellerliste geführt wird, werde sein letztes Werk über
den SED-Staat sein. Für ihn sei "das Kapitel DDR-Vergangenheit damit
endgültig abgeschlossen", sagte der 81-Jährige dem RND. Er schreibe
bereits an seinem nächsten Roman, "und der spielt in der Jetztzeit. Ganz
ohne DDR", so Hein.
Dass seine Werke sich bisher so viel mit der
DDR befassten, habe einen einfachen Grund: "Es war mein Leben", sagte
Christoph Hein. "In all meinen Romanen habe ich unendlich viel von
meiner persönlichen Geschichte eingebracht, um sie plastischer und
sinnlicher zu machen. Und da ich fast die gesamte Zeit der DDR in ihrem
Inneren erlebt habe, war das nun mal mein Steinbruch." Er habe dabei von
Anfang an eine kritische Sicht auf den real existierenden Sozialismus
gehabt, die sich bis heute nicht verändert habe: "Ich war ja schon mit
14 Jahren abgehauen aus der DDR, weil ich als Pfarrerskind nicht zur
Oberschule gehen durfte", sagte Hein.
Seit er bei einem
Heimatbesuch 1961 wieder eingefangen wurde, sei ihm klar geworden, "dass
dieses Land wirklich fatale Fehler machte: Wirtschaftlich,
ideologisch", so der Autor. "Diese Einsicht hat sich seit mindestens
1961 nicht verändert." Das sei die gesamte Zeit gewesen, in der er als
Schriftsteller tätig ist.
Hein, 1944 in Schlesien geboren und
nach dem Zweiten Weltkrieg im sächsischen Bad Düben aufgewachsen,
erlebte seinen schriftstellerischen Durchbruch in Ost- wie
Westdeutschland 1982/83 mit der Novelle "Der fremde Freund" (im Westen:
"Drachenblut"). Auch viele weitere seiner Werke wie "Horns Ende" (1985),
"Die Ritter der Tafelrunde" (1989), "Der Tangospieler" (1989),
"Gegenlauschangriff" (2019) und zuletzt "Das Narrenschiff" (2025)
spiegeln vor allem die Lebensrealität in der DDR. Der "Spiegel" wählte
Heins Roman "Landnahme" von 2004 gerade in seinen Literaturkanon der 100
besten deutschsprachigen Bücher der letzten 100 Jahre.
Quelle: dts Nachrichtenagentur