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Regional-TV: Viele Sender kein Garant für Vielfalt

Archivmeldung vom 27.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Flickr/Stevenson
Bild: Flickr/Stevenson

Die bloße Existenz vieler lokaler Fernsehsender bürgt noch nicht dafür, dass eine Region über ein interessantes und qualitatives TV-Angebot verfügt. Zu diesem Schluss kommen Forscher der University of Delaware in einer Studie im Auftrag des Verbands der Kommunikationsangestellten der USA. Aufgrund von Verträgen zwischen den Sendern, die zur Reduktion der Produktionskosten beitragen sollen, kupfern die Stationen immer mehr voneinander ab, statt eigene Beiträge zu erstellen.

Die Wissenschaftler um Studienleiter Danilo Yanich nahmen die Fernsehmärkte in acht Regionen der USA unter die Lupe. Sie durchleuchteten die Nachrichtensendungen der Sender per Inhaltsanalyse und verglichen das Ergebnis mit der Analyse der Vertragsstruktur, die zwischen den Sendern bestanden. Je nach Vorgaben der Kommunalpolitik fanden sie dabei Vereinbarungen über mehrfach genutzte Dienste, über gemeinsames Marketing und Management sowie über die regionale Weiterverwendung von Nachrichtenbeiträgen.

Deutlich zeigten sich in allen Regionen Tendenzen, die den Prinzipien der Diversität, Wettbewerb und Regionalität teils widersprachen. Ein beträchtlicher Anteil der Sender in denselben Märkten griffen auf gleiche Reporter, Sprecher, Drehkonzepte und sogar Grafiken zurück. In Denver etwa teilen verschiedene miteinander durch Verträge verbundene TV-Sender zwei Drittel aller Konzepte und Grafiken. In der Stadt Peoria im Bundesstaat Illinois verwenden gar fünf Nachrichtenkanäle dieselben Beiträge.

Vielfalt und Arbeitsplätze in Gefahr

Derartige Synergien bringen nicht nur Vorteile wie etwa die Kostensenkung für die Produktion. Für die Zuseher verarmt das Angebot und die Beschäftigten der Sender müssen um ihren Job fürchten: Allein in Peoria wurden im Zuge der Zusammenarbeit zwischen den Sendern 30 Mitarbeiter entlassen und 16 weitere wechselten zu anderen Sendern derselben Region. "Derartige Serviceverträge bewirken den Verlust der Vielfalt und Regionalität und verringern die Zahl der Qualitätsberufe", betont Jim Joyce, Präsident des Nationalverbandes der Rundfunkangestellten NABET-CWA.

Die Versuchung der Regionalsender, Inhalte auszutauschen und Redaktionssysteme zusammenzuschließen, besteht durchaus auch in Europa. "Obwohl die Politik starke Sender in den Regionen möchte, sind interne Absprachen zwischen den Redaktionen dennoch denkbar. Viele sehen in der Schweiz die Vielfalt in Gefahr", erklärt Journalistikprofessor Vinzenz Wyss von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften http://www.zhaw.ch im pressetext-Interview.

Ständige Überprüfung nötig

Das Instrument, mit dem die Schweiz die Vielfalt des Regionalfernsehens sichert, sind die Konzessionen, die Privatsender zu bestimmten Leistungsmerkmalen verpflichten. Seit 2008 prüft das Bundesamt für Kommunikation BAKOM in jährlichen Inhaltsanalysen die Erfüllung der Konzessionsbedingungen. Dazu gehören Qualitätssicherung sowie die Erfüllung des Programmauftrags, der regional relevante Informationen, Beitrag zur Entfaltung des kulturellen Lebens, Themen- und Meinungsvielfalt sowie Abdeckung des gesamten Versorgungsgebietes und des vorgegebenen Zeitfensters umfasst.

"Auffällige Abweichungen bespricht das BAKOM mit den einzelnen Konzessionsnehmern und bisher bemühen sich die Betroffenen in Folge stets um Besserung. Die ultima ratio eines Konzessionsentzugs war bisher nie nötig", so BAKOM-Forschungsverantwortlicher Jost Aregger gegenüber pressetext.

Quelle: www.pressetext.com Johannes Pernsteiner

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