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Literaturwissenschaftler lobt deutschen Pop als Beitrag zur Literatur

Archivmeldung vom 22.09.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.09.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Daumen hoch, Lob, Loben & Zustimmung (Symbolbild)
Daumen hoch, Lob, Loben & Zustimmung (Symbolbild)

Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

Die Texte deutscher Popsongs sind ein wichtiger Beitrag zur aktuellen deutschen Literatur, sagt der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Dirk von Petersdorff. Er sieht Popsongs als Nachfolge zentraler Traditionen deutscher Literatur.

"Ab den Achtzigerjahren gab es, mit dem großen Vorläufer Udo Lindenberg natürlich, eine deutschsprachige Popmusik, die nicht peinlich war, sondern interessante Texte besaß. Für mich war die sogenannte 'Neue deutsche Welle' ein starker Eindruck: Man kann auf Deutsch lustvoll und geistreich singen", sagte Petersdorff, der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Neuere Deutsche Literaturwissenschaft lehrt, im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er verwies zugleich auf den Schriftsteller Sven Regener und seine Band Element of Crime und auf die Band Tocotronic als Vertreter einer literarisch wertvollen Popmusik.

In diesem Zusammenhang bezeichnete von Petersdorff, der mit Gedichtbänden und dem Roman "Wie bin ich denn hierhergekommen" als Schriftsteller hervorgetreten ist, auch die Vergabe des Literaturnobelpreises 2016 an den Songwriter Bob Dylan als vollkommen gerechtfertigt: "Man konnte die Vergabe kritisieren, weil er den Preis nur für seine Texte bekommen hat, Text und Musik also wieder getrennt worden sind. Einige Texte Dylans besitzen aber jene lyrische Qualität, die den Preis rechtfertigt. Ich habe die Auszeichnung zudem symbolisch verstanden, weil sie zeigen sollte, dass die Popmusik in den literarischen Kosmos hineingehört."

Ob Popmusik oder Literatur, Gedichte haben nach Ansicht Dirk von Petersdorffs unübersehbar wieder Konjunktur. "Viele Menschen sind zurückgeworfen auf diese Frage nach dem Ich, weil die großen Zusammenhänge nicht mehr selbstverständlich gegeben sind oder sich verschieben. Eine weitere Leistung der Lyrik: Sie hält mit Rhythmus und in Bildern besondere, wertvolle Momente fest. Auch das können viele Menschen nachvollziehen, diesen Wunsch, Momente des Lebens aufzubewahren. Das sind für mich zwei Gründe, die gegenwärtig für Gedichte sprechen", begründete er diesen seit Jahren sichtbaren Literaturtrend.

Diese Tendenz ist nach seinen Worten auf die Romantik zurückzuführen. "Romantiker sind Menschen, die nach einer unbedingten Wahrheit suchen, aber nicht wissen, wo sie diese finden. Sie besitzen keinen Halt im traditionellen Glauben mehr, aber sie verzichten nicht auf die Vorstellung, dass es so etwas wie einen großen Zusammenhang oder eine letzte Zugehörigkeit geben könnte", beschrieb von Petersdorff das Selbstverständnis der Romantik, das auch in der Gegenwart wiederzufinden sei, etwa in der Popmusik. Das neue Album von Tocotronic trage nicht ohne Grund den Titel "Die Unendlichkeit".

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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