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Aktivist Raul Krauthausen: "Die Politik hat Menschen mit Behinderung vergessen"

Archivmeldung vom 18.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Raul Krauthausen Bild: Anna Spindelndreier Fotograf: Anna Spindelndreier
Raul Krauthausen Bild: Anna Spindelndreier Fotograf: Anna Spindelndreier

Raul Krauthausen weiß, wie wichtig eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft ist. Denn der Aktivist, Autor und Blogger ist selbst Rollstuhlfahrer und setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderung aktiv am Alltag teilhaben können. Doch die Pandemie hat genau das zusätzlich erschwert.

Ob Schutzausrüstung, Testungen oder Impfung: Krauthausen wirft der Politik in der aktuellen Folge des Experten-Podcasts der Apotheken Umschau "Klartext Corona" vor, dass Menschen mit Behinderung, die ihren Alltag selbst organisieren, bei vielen Maßnahmen nicht berücksichtigt wurden.

Es wurde in der Pandemie viel diskutiert über Risikogruppen und Menschen mit Vorerkrankungen - doch dabei ging es meistens um diejenigen, die in Alten- und Pflegeheimen leben. Aber was ist mit den behinderten Menschen, die in den eigenen vier Wänden wohnen? Sie, sagt Raul Krauthausen im Apotheken Umschau-Podcast "Klartext Corona", fühlen sich - bis heute - von der Bundesregierung vergessen. Schon bei der Versorgung mit Schutzausrüstung, Masken, Handschuhen und Desinfektionsmittel seien nur Menschen mit Behinderung bedacht worden, die in Einrichtungen leben. Genauso sei es bei den Testungen gewesen und aktuell auch beim Thema Impfen. Behinderte Menschen seien zwar prioritär in Gruppe 1 oder 2 aufgenommen wurden, anfangs habe das aber auch nur für diejenigen gegolten, die in Einrichtungen leben. "Am Ende machte sich unter den Betroffenen eine Stimmung breit, das sie das Gefühl hatten: Das ist Absicht", sagt Raul Krauthausen. Dadurch sei viel Vertrauen in die Politik zerstört worden, so der Aktivist. Er meint, es sei für Politik und Verwaltung schlicht "zu umständlich", diese Menschen im Blick zu behalten.

Keine Gebärdensprachdolmetscher bei Pressekonferenzen

Ein Beispiel: Bei den Pressekonferenzen von Jens Spahn gehörten Gebärdensprachdolmetscher auch jetzt, nach einem Jahr, noch nicht zum Standard, sagt Krauthausen. "Und das, wo gehörlose Menschen schon am Anfang der Pandemie gefordert haben, dass es doch gerade in einer Pandemielage wichtig ist, auch gehörlose Menschen zu informieren."

Zu wenig Interesse für die Belange behinderter Menschen

Positiver blickt Raul Krauthausen auf das Thema Digitalisierung. "Jetzt sind Fernsehsender oder Medien viel mehr bereit, Zoom-Interviews zu akzeptieren, und Home Office wurde einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht." Trotzdem findet er: Es interessieren sich zu wenig Menschen für die Belange behinderter Menschen. Beziehungsweise für das, was hinter der Person mit Behinderung steckt. "Im Gesundheitskontext erzählen wir immer vom behinderten Opfer, dem etwas nicht bezahlt wird, dem Medikamente zu teuer sind, das dank Medikation therapiert werden kann. Aber wir reden mit behinderten Menschen viel zu wenig über andere Dinge, die sie vielleicht auch interessieren: Hobbies, Leidenschaften, Talente, Berufe. Sie müssen immer ein 'Diagnostik-Seelenstriptease' machen, um wahrgenommen zu werden. Das ist ein Problem in unserer Gesellschaft."

Wunsch an die Politik: Öffnet Euch!

Was sich Raul Krauthausen von der Politik wünschen würde? "Öffnet Euch für Menschen mit Behinderung, auch in den eigenen Reihen! Denn sie sind mehr als ihre Behinderung. Sie haben in der Regel auch was gelernt, studiert, gearbeitet - und können durch ihre Perspektive als behinderter Mensch vielleicht andere Blickweisen auf eine Sachlage geben, wie zum Beispiel die Corona-Pandemie."

Quelle: Wort & Bild Verlag - Gesundheitsmeldungen (ots)


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