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Cannabiskonsum gefährdet das Gehirn besonders bei jungen Konsumenten

Archivmeldung vom 17.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Der Konsum von Cannabis kann den Ausbruch von Psychosen oder Schizophrenie begünstigen. Besonders gefährdet sind dafür Konsumenten, die sich in der Pubertät befinden. In dieser Zeit befindet sich das Gehirn in einer Entwicklungsphase, die durch Cannabis negativ beeinflusst wird.

Dass das Kiffen nicht gesund ist, weiß wohl jeder. Dass es zu einer Psychose oder gar zu Schizophrenie führen kann, ist dagegen weit weniger bekannt. Forscher und Ärzte sehen den Zusammenhang allerdings schon länger und warnen vor allem davor, früh mit dem Kiffen anzufangen. Denn in der Pubertät kommt es zu Umbauprozessen im Gehirn, die durch Cannabis beeinflusst werden. Und je jünger eine Person und je höher der Konsum, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie irgendwann Stimmen hört oder Verfolger sieht. Die Krankheit lässt sich behandeln. Einfach mehr zu kiffen, um die Probleme zu verdrängen, ist dagegen die schlechteste Lösung.
 
Rund ein Drittel bis die Hälfte der Europäer haben laut Hannelore Ehrenreich die Veranlagung zu einer Schizophrenie. Bei den meisten breche die Krankheit unter normalen Lebensbedingungen aber nicht aus, sagt die Forscherin vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen. Konsumieren sie Cannabis, indem sie Joints rauchen oder Spice-Cakes essen, sieht das hingegen anders aus: "Wenn man regelmäßig Cannabis zu sich nimmt, steigt das Risiko, eine Schizophrenie zu entwickeln, um den Faktor drei", erklärt Prof. Peter Falkai von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Berlin. Das gelte vor allem für junge Menschen, denn bei ihnen ist das Gehirn noch nicht ausgereift.
 
Einmal reicht unter Umständen
 
Wer Verwandte hat, bei denen eine Psychose oder eine Schizophrenie festgestellt wurde, der sollte unbedingt die Finger von Cannabis lassen, sagt Ehrenreich. Und auch alle anderen überlegen sich besser gut, ob sie das Risiko eingehen wollen. Denn obwohl vor allem starke Kiffer gefährdet sind, kann es auch dumm laufen: "Es gibt Leute, die haben mit zwölf einmal gekifft und hatten dann Verfolgungswahn", sagt Ehrenreich. Das ist zwar nicht wahrscheinlich - aber möglich.
 
In der Regel konsumieren die Betroffenen schon länger Cannabis, und oft gibt es frühe Warnzeichen. Die Leute seien schlecht drauf oder kämen in der Schule kaum noch mit, erklärt Falkai. Ängstlichkeit und Schlafstörungen kämen ebenfalls vor, sagt Prof. Heinz Häfner vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim. Nur können diese unspezifischen Beschwerden auch ganz andere Gründe haben - deshalb suchten die wenigsten einen Arzt auf.
 
Stimmen und Verfolgungswahn
 
Irgendwann kommt es dann zu psychotischen Phasen. Die Betroffenen sehen Dinge, die nicht existieren, und hören Stimmen, die gar nicht da sind. "Die Kranken stehen irgendwo und fühlen, wie sie jemand berührt, aber da ist niemand", schildert Ehrenreich. Die Erfahrung sagt aber: Wenn man eine Berührung fühlt, muss auch jemand da sein. "Deshalb glauben die Leute, dass der andere unsichtbar ist und Böses plant, sonst würde er sich ja zeigen." So entwickelten sich Wahnvorstellungen.
 
Treten diese Wahnvorstellungen über ein halbes Jahr hinweg auf, kommt es zu Konzentrationsstörungen - und zieht sich die Person zurück, sprechen Ärzte von einer Schizophrenie, erklärt Ehrenreich. "Wenn man irgendwas davon merkt, sollte man schnellstmöglich zu einem Arzt gehen", rät Häfner. Und man sollte vor allem sofort mit dem Cannabis-Konsum aufhören. Das hört sich naheliegend an, ist aber längst nicht selbstverständlich. Viele schizophren Erkrankte litten an einem Gefühl von Leere und spürten wenig Freude. Wenn sie etwas kiffen, fühlten sich einige von ihnen erstmal besser. Das Kiffen fördere aber die Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
 
Meist dauerhafte Krankheit
 
Nur bei 20 Prozent der Betroffenen bleibe die Schizophrenie eine Episode, die sich wieder verläuft, sagt Ehrenreich. 80 Prozent hätten dauerhaft damit zu tun. Über Medikamenten lasse sich die Krankheit aber gut behandeln, wenn die Betroffenen von Anfang an zuverlässig mitmachen.
 
Wer früher gekifft, schon vor Jahren aber damit aufgehört hat, muss sich keine Sorgen machen. "Es gibt kein schlafendes Risiko", sagt Falkai. Und wer schon viele Jahre kifft und nie Probleme mit einer Psychose hatte, der werde sie wahrscheinlich auch nicht mehr bekommen. Was aber kein Argument dafür ist, immer weiter zu kiffen - nicht nur, weil der Konsum illegal ist. "Regelmäßiger Cannabiskonsum ist einfach Mist", sagt Falkai. "Das macht das Hirn kaputt."

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