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Arme und Ungebildete werden früher demenzkrank

Archivmeldung vom 23.12.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.12.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Männer mit niedrigem Bildungsniveau und unterdurchschnittlichem Einkommen erkranken im Schnitt sechs Jahre früher an Demenz als solche mit hohem sozioökonomischem Status. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg, die der "Welt" vorab vorliegt.

Demnach waren Männer mit einem Monatseinkommen von weniger als 800 Euro bei ihrer ersten Demenzdiagnose im Durchschnitt 75 Jahre alt, Männer mit einem Einkommen von mehr als 1.600 Euro dagegen rund 81 Jahre alt. Auch für die Pflegebedürftigkeit insgesamt gilt dieser Zusammenhang: Männer mit niedrigem Einkommen und Bildungsstatus werden im Schnitt sieben Jahre vor Gebildeten und gut Verdienenden zum Pflegefall, wie aus den Versichertendaten der Krankenkasse hervorgeht, die diese im Rahmen ihres aktuellen "Pflege-Reports" ausgewertet hat.

Demenzforscher erklären diese Feststellung damit, dass Menschen mit vergleichsweise hohem Bildungsstand - und damit in der Regel hohem Einkommen - sich in vielen Fällen gesünder ernähren und mehr Sport treiben. "Hier gilt derselbe Zusammenhang wie bei den kardiovaskulären Krankheiten, also Schlaganfall oder Herzinfarkt: Wer sich ungesund ernährt und wenig bewegt, entwickelt Übergewicht und Bluthochdruck und schadet seinen Gefäßen. Das gilt für die Gefäße im Herzen ebenso wie für jene im Gehirn", sagte Thomas Willnow, Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin. Wer einen hohen Ausbildungsstand habe, halte sich zudem auch in fortgeschrittenem Alter tendenziell eher geistig fit, sagt Willnow. "Es ist schon etwas dran an der Empfehlung, im Rentenalter Kreuzworträtsel zu lösen, um geistig nicht einzurosten."

Dass die Zahlen der AOK die bestehenden Forschungsergebnisse nun bestätigen, könnte eine Diskussion in der Gesundheitspolitik auslösen. Denn die Schlussfolgerung, die man bei der Kasse aus der Statistik zieht, ist diese: Es müsse mehr Geld für Prävention ausgegeben werden - vor allem für Aufklärungskampagnen über den Nutzen von Bewegung und gesunder Ernährung in Bevölkerungsschichten mit niedrigem Bildungsstatus. "Die Kommunen stehen dabei in einer besonderen Verantwortung", findet der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Günter Wältermann. Sie müssten gemeinsam mit Bund und Ländern für "gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen" sorgen. Damit meint er zum Beispiel, dass Hartz IV-Empfänger auskömmlich versorgt sind, um sich gut ernähren zu können.

Bei einem der größten Sozialverbände des Landes, der Diakonie, zieht man dagegen einen anderen Schluss aus der Erkenntnis, dass Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status eher dement werden. "Die Politik sollte aufhören, die Langzeitarbeitslosigkeit zu alimentieren, sie sollte sie wirksamer bekämpfen. Das Geld, das diese Menschen erhalten, sollte vielmehr aktivieren und in den Arbeitsmarkt integrieren helfen", sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Denn wer am Arbeitsmarkt und am gesellschaftlichen Leben aktiv teilhabe, sei nun einmal körperlich und geistig fitter.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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