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Behandlungsfehler: Ärzte pfuschen vor allem bei Knochenbrüchen

Archivmeldung vom 03.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Unerkannter Krebs, schlecht reparierte Brüche, falsche Diagnosen: Im vergangenen Jahr haben Gutachter insgesamt 2095 Fehler bei ärztlichen Behandlungen in Deutschland festgestellt. Die meisten Probleme gab es bei der Heilung von Knochenbrüchen.

Trotz aller Kampagnen zur Sicherheit in der Medizin haben Gutachter im vergangenen Jahr bei 2095 Patienten Fehler der behandelnden Ärzte festgestellt. In 1717 dieser Fälle führten die Fehler zu teils dauerhaften Schäden und Anspruch auf Schadenersatz, berichtete die Bundesärztekammer in Berlin. Verbraucherschützer gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Insgesamt gingen nach einer Schätzung rund 40.000 Patienten gegen ihre Ärzte wegen Verdachts auf Fehler vor.

Die meisten festgestellten Fehler gab es bei der Behandlung von Knochenbrüchen (mehr als 311), von Hüft- und Kniegelenkverschleiß (110) und von Brustkrebs (41). Auch entzündete Blinddärme würden wegen der schwierigen Diagnose nach wie vor regelmäßig zu spät operiert. Beim Brustkrebs falle die Diagnose zunächst oft zu harmlos aus. Auch Rückenschmerzen und deformierte Zehen und Finger wurden mehrfach falsch behandelt. Die meisten festgestellten Fehler seien im Krankenhaus passiert, so die Kammer.

Gesamtzahl unbekannt

Die Zahlen hätten sich in den vergangenen Jahren kaum verändert, sagte Andreas Crusius, Vorsitzender der Konferenz der ärztlichen Gutachterkommissionen. Die Zahl der Patientenbeschwerden bei den Gutachterstellen der Kammern stieg 2007 im Vergleich zum Vorjahr leicht von 10.280 auf 10.432 an. Weitere 30.000 Patienten hätten sich schätzungsweise bei Gerichten, Versicherungen und Krankenkassen beschwert. Wie viele Fehler es insgesamt gab, sei unbekannt.


"Was die Schlichtungsstellen veröffentlichen, ist nur die Spitze eines Eisberges", sagte der Experte der Verbraucherzentrale, Stefan Etgeton, der "Frankfurter Rundschau". Der Narkosearzt Walter Schaffartzik, Vorsitzender der Schlichtungsstelle der norddeutschen Ärztekammern, sagte, nur wenige Patienten beschwerten sich bei Notfällen und Behandlungen auf der Intensivstation. Ärzte machten aber auch hier "bestimmt Fehler".


Ärztekammer, Gesundheitsministerium und das Aktionsbündnis Patientensicherheit hatten die Mediziner dazu aufgerufen, sich verstärkt zu Fehlern zu bekennen. Das Bündnis schätzt, dass es allein in Kliniken bis zu 560.000 meist leichte Fehler bei Behandlung und Pflege in Deutschland pro Jahr gibt - bei 17 Millionen Behandlungsfällen.


Basis für Fortbildungen

Die Ärztekammer erhofft sich von der veröffentlichten Statistik positive Effekte, "damit Fehler vermieden werden", sagte Crusius. Sie diene etwa als Basis für Fortbildungen. Schnelle Erfolge in allen Bereichen werde es aber wohl nicht geben, räumte Schaffartzik ein: "Das ist ein weiter, langer und sehr, sehr schwieriger Weg." Früher oft beanstandete Nervenschäden durch Injektionen gebe es beispielsweise heute nicht mehr, sagte Johann Neu, Geschäftsführer der norddeutschen Schlichtungsstelle.

Ärzte weigerten sich entgegen geltenden Rechts mitunter, Patienten die Diagnose- und Behandlungsunterlagen zu geben, berichtete Neu. Die Schlichtungsstellen hätten damit aber keine Probleme. Die Schlichtungsverfahren dauern im Schnitt 13 Monate und dienen nicht zuletzt dazu, jahrelange Gerichtsstreitigkeiten zu vermeiden. Die Prämien für Haftpflichtversicherungen betroffener Ärzte könnten steigen, sagte Crusius.


Gegen Risiken bei der Arzneimittelgabe rief das Bundesgesundheitsministerium mit einem Aktionsplan Ärzte, Apotheker und Behörden zusammen. Bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurde dazu eine Koordinierungsgruppe eingerichtet. Nach Einschätzung des Bremer Gesundheitsforschers Gerd Glaeske werden jährlich 16.000 bis 25.000 Todesfälle durch Neben- und Wechselwirkungen verursacht. Exakte Zahlen gibt es nicht.

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