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Schluss mit der Schönfärberei im Kakaosektor: Zertifizierter Kakao darf nicht per se als nachhaltig bezeichnet werden

Archivmeldung vom 29.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Geröstete Kakaobohnen
Geröstete Kakaobohnen

Foto: 3268zauber
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Mehr als 1,5 Mio. Kinder arbeiten alleine in Ghana und in der Côte d'Ivoire im Kakaoanbau. Das wurde zuletzt durch eine große Studie des NORC/Universität Chicago im Oktober 2020 bestätigt.

Die Tatsache der weit verbreiteten Kinderarbeit hält Akteure wie den Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie aber nicht davon ab, weiter öffentlich zu behaupten, dass 77 % des in deutschen Süßwaren verwendeten Kakaos im Jahr 2020 zertifiziert und damit nachhaltig erzeugt worden sei. Beim momentanen Kakaopreis kann selbst zertifizierter Kakao aber in aller Regel nicht nachhaltig sein. SÜDWIND fordert den Verband daher auf, diese Schönfärberei einzustellen und Verbraucher nicht länger in die Irre zu führen.

Seit mehr als 20 Jahren wird über die weit verbreitete Kinderarbeit im Kakaosektor Westafrikas berichtet, von wo rund 90 % des in Deutschland verbrauchten Kakaos stammt. Die Kinderarbeit ist ein Symptom der Armut des größten Teils der Kakao anbauenden Familien. Diese haben oft keine andere Wahl, als ihre Kinder beispielsweise auf der Plantage arbeiten zu lassen. Ein Lösungsansatz, der für die Kakaoindustrie bisher mit geringen Mehrkosten verbunden war, ist der Einkauf zertifizierten Kakaos. Der Anteil ist nach Aussagen der Industrie, die sich jedoch nicht überprüfen lassen, auf 77 % des deutschen Marktes gestiegen.

Friedel Hütz-Adams, Kakaoexperte bei SÜDWIND, wehrt sich gegen die Aussage, dass zertifizierter Kakao viele Probleme im Kakaoanbau gelöst habe: "Nicht nur die beiden wichtigen Zertifizierungsorganisationen Fairtrade und Rainforest Alliance räumen ein, dass alleine mit dem Einkauf zertifizierter Kakaobohnen keine Nachhaltigkeit in der Kakaobranche erzielt wird. Auch führende Kakaounternehmen stimmen dieser Einschätzung zu."

Dieses Wissen hält den BDSI jedoch nicht davon ab, der Öffentlichkeit zu suggerieren, dass der Großteil des eingekauften Kakaos nachhaltig produziert worden sei. "Mehr noch: Der BDSI behauptet, dass Unternehmen damit ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkämen und wehrt sich gegen eine gesetzliche Verpflichtung von Unternehmen durch den Gesetzgeber in Deutschland, Menschenrechte in der Lieferkette einzuhalten", so Hütz-Adams.

Um endlich zu einer nachhaltigen Kakaoproduktion zu kommen, braucht es mehr als Zertifizierungen. Die kakaoanbauenden Familien brauchen mehr Unterstützung durch die Regierung ihrer Heimatländer, um Agrarmethoden zu verbessern und Kosten senken zu können. An erster Stelle, und das ist offensichtlich, braucht es aber eine Strategie gegen den über Jahrzehnte inflationsbereinigt immer weiter gesunkenen Kakaopreis. Dieser ist eine wichtige Ursache der Armut und damit auch der Kinderarbeit.

"Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie sollte endlich wirksame Strategien entwickeln, wie den Bäuerinnen und Bauern mehr Geld zum Überleben zukommt. Der Milliardenmarkt Schokolade gibt es her, einige Cent pro Tafel Schokolade mehr in den Kakao zu investieren als es derzeit der Fall ist. Statt Schönfärberei zu betreiben sollte nach 20 Jahren Diskutieren endlich gehandelt werden", fasst Friedel Hütz-Adams zusammen.

Quelle: SÜDWIND e.V. (ots)

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