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Kommunikationswissenschaftler Rudolf Stöber forscht zur politischen Interessenskommunikation im Deutschen Kaiserreich

Archivmeldung vom 14.08.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die Immediatzeitungsberichte sind im Brandenburgischen Landeshauptstadtarchiv überliefert. In Bamberg arbeitet Rudolf Stöber mit Volltextdigitalisaten. Bild: Karsten Becker
Die Immediatzeitungsberichte sind im Brandenburgischen Landeshauptstadtarchiv überliefert. In Bamberg arbeitet Rudolf Stöber mit Volltextdigitalisaten. Bild: Karsten Becker

Gesellschaftlicher Wandel, Modernisierung und politische Umwälzungen: Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war geprägt vom Wandel. Der Bamberger Kommunikationswissenschaftler Rudolf Stöber untersucht in einem dreijährigen Projekt, wie Politik und politische Interessen im Deutschen Kaiserreich kommuniziert wurden – und entdeckt dabei Parallelen zu unserer heutigen Zeit.

Knapp zehn Zentimeter hoch ist der Stapel Blätter, der vor Prof. Dr. Rudolf Stöber auf dem Tisch seines Büros liegt. „Das deckt in etwa die Jahre 1874 bis 1880 ab“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Bamberg. Stöber hebt einige Seiten an, blättert ein wenig und liest stichprobenhaft vor: „Kanalbauten, Protestbewegungen, Preissteigerungen“. Stöber betont: „Die Zeit war unserer gar nicht unähnlich.“ Es geht um Reaktionen der Bevölkerung auf politische Maßnahmen und Projekte. Aber auch um die Beeinflussung der Bürger durch die Politik, um politische Interessen durchsetzen zu können.

Rudolf Stöber untersucht in einem DFG-Projekt (DFG = Deutsche Forschungsgemeinschaft) seit April 2014 die Berichte der Potsdamer Regierungspräsidenten an den preußischen König zwischen den Jahren 1867 und 1914. Das Projekt fördert damit jedoch mehr zutage, als man zunächst annehmen würde. Nicht umsonst steht das Vorhaben unter dem Titel „Politische Interessenkommunikation in der Frühphase der Modernisierung“ und ist mit Mitteln von etwa 300.000 Euro über eine Laufzeit von drei Jahren ausgestattet. „Es geht um die Interessen der Allgemeinheit, oder anders, um verallgemeinerbare Interessen“, sagt Stöber. „Wir untersuchen, wie Politik im Kaiserreich vor dem Ersten Weltkrieg den Bürgern vermittelt wurde. Gleichzeitig aber auch, wie die Bürger im politischen Prozess eigene Anliegen mit einbrachten. Wogegen wurde protestiert? Womit waren sie einverstanden und womit nicht?“

Der Regierungsbezirk Potsdam, zu dem Berlin gehörte, war in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg eine wirtschaftliche Boomregion und steht damit beispielhaft für die Modernität des Deutschen Kaiserreichs. „Dort lassen sich Fragen der Modernisierung und des sozialen Wandels sehr gut überprüfen“, sagt Stöber. Denn einerseits war der Regierungsbezirk noch landwirtschaftlich geprägt, andererseits spielten moderne Industrien bereits eine wichtige Rolle. „Alte und neue Interessen in Staat und Gesellschaft“ würden hier besonders gut sichtbar. Dass mit der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 der politische Einigungsprozess auch in diese Zeit fällt, passe natürlich gut. „Der Untersuchungszeitraum ist aber in erster Linie durch die Quellen selbst festgelegt worden“, erklärt Stöber.

Welche Relevanz hat das Forschungsprojekt für die heutige Zeit? „Politik muss immer kommuniziert werden“, sagt Rudolf Stöber. „Das gilt damals wie heute insbesondere für Zeiten der Modernisierung und des schnellen Wandels und damals wie heute lautet die Frage: Welche Interessen setzen sich durch und warum?“

Quelle: Otto-Friedrich-Universität Bamberg

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