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Madonna der Versöhnung

Archivmeldung vom 06.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Stalingradmadonna, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin
Stalingradmadonna, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin

Foto: sailko
Lizenz: GFDL
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Die Geschichte hat diese Zeichnung zu einer Ikone gemacht, die keinen gleichgültig lässt. Die Stalingrad-Madonna, die am Heiligabend von 1942 entstanden ist, wurde nach Jahren zum Symbol der Versöhnung. Heute wird sie in Berlin bewahrt. Mit Kohle auf der Rückseite einer Landkarte zeichnete der deutsche Arzt Kurt Reuber die Hoffnung der Todgeweihten. Die Madonna drückt das Jesuskind an sich und scheint es mit Liebe und Zärtlichkeit zu umhüllen. Sie hat ein Lächeln auf dem Gesicht.

Sowjetische Soldaten im zerstörten Stadtzentrum, 2. Februar 1943
Sowjetische Soldaten im zerstörten Stadtzentrum, 2. Februar 1943

Foto: RIA Novosti archive, image #602161 / Zelma / CC-BY-SA 3.0
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Paulus geht in Kriegsgefangenschaft, 31. Januar 1943
Paulus geht in Kriegsgefangenschaft, 31. Januar 1943

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-F0316-0204-005 / CC-BY-SA
Lizenz: CC-BY-SA-3.0-de
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Von Anna Forostenko und Kira Kalinina ist bei Radio "Stimme Russlands" hierzu zu lesen: "Mit Kohle auf der Rückseite einer Landkarte zeichnete der deutsche Arzt Kurt Reuber die Hoffnung der Todgeweihten. Die Madonna drückt das Jesuskind an sich und scheint es mit Liebe und Zärtlichkeit zu umhüllen. Sie hat ein Lächeln auf dem Gesicht. Die Zeichnung wurde Ende Dezember 1942 gemacht, als das Schicksal der Deutschen, die in den Kessel von Stalingrad geraten waren, faktisch besiegelt war. Eben deshalb stehen am Bildrand die Worte, kurz wie ein Gerichtsurteil: „Weihnachten 1942 im Kessel, Festung Stalingrad“. Allerdings stehen dort auch andere Worte, so Cornelia Kulawik, Pfarrerin der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche:

Von dem Autor der Zeichnung selbst weiß man wenig. Viel mehr erzählen seine Werke, die heute als ein Symbol empfunden werden, glaubt der Bischof Martin Kruse, Verfasser des Buches „Die Stalingrad-Madonna: Das Werk Kurt Reubers als Dokument der Versöhnung.

Buchstäblich wenige Tage vor der Kapitulation der Deutschen wurde diese Zeichnung aus Stalingrad geborgen und der Familie von Reuber übergeben. In seinem Brief an die Kinder schrieb er: „Die Festungsmadonna gehört Euch allen“. Das Bild blieb lange in Reubers Familie, aber seine Kinder beschlossen 1983, sie der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin zu übereignen. (Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde 1943 stark beschädigt. Nach Kriegsende beschloss man, sie nicht wieder aufzubauen, sondern als Mahnmal in diesem Zustand zu lassen.) Deshalb richten sich heute die Worte von Reuber an alle, die hierher kommen, sagte im Gespräch mit der Stimme Russlands die Pfarrerin der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Cornelia Kulawik.

Mit der Zeit gelang es der „Stalingrad-Madonna“, verschiedene Länder zu vereinigen. Eine Kopie ging nach Großbritannien und befindet sich jetzt in der anglikanischen Kathedrale von Coventry, eine andere wurde als Zeichen der Versöhnung der Kathedrale von Wolgograd geschenkt. In der katholischen Kirche von Wolgograd wird eine „Stalingrad-Madonna“ bewahrt, die aus Holz geschnitzt ist. In Deutschland selbst ist sie längst zu einem Symbol der Versöhnung geworden, gibt der Bischof Martin Kruse zu.

Kurt Reuber zeichnet aber nach genau einem Jahr, im Dezember 1943 in der Gefangenschaft noch eine Madonna, die Gefangenen-Madonna. In dieser Zeichnung fasst er den ganzen Schmerz und die ganze Ausweglosigkeit zusammen. Gleichzeitig hinterlässt er auf dem Bild seine wohl letzte Predigt: „Mitten auf unserem adventlichen Todesweg leuchtet schon das Freudenlicht der Weihnacht als Geburtsfest einer neuen Zeit, in der – wie hart es auch sein möge – wir uns des neugeschenkten Lebens würdig erweisen wollen.“

Nicht nur der Bericht um die Stalingrad-Madonna erinnert an die Ereignisse in Stalingrad. In zahlreichen weiteren Artikeln wurde in den letzten Tagen von den Medien über den 70. Jahrestag der Schlacht um Stalingrad berichtet. Die folgenden beiden Berichte fanden wir ebenfalls auf der Webseite von Radio "Stimme Russlands".

Eine Schlacht, die die Welt verändert hat

Russland begeht den 70. Jahrestag des Sieges in der Schlacht um Stalingrad. Der 2. Februar 1943 wurde der Wendepunkt im Großen Vaterländischen Krieg, schreibt Swetlana Kalmykowa. Von den Ufern der Wolga begannen der siegreiche Vormarsch der Roten Armee und die Befreiung nicht nur Europas, sondern der ganzen Welt vom Nazionalsozialismus.

Fotogalerie: 70. Jahrestag des Sieges in der Schlacht um Stalingrad

Kalmykowa weiter: "Die Festveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Zerschlagung der Nazionalsozialisten an den Ufern der Wolga begannen in Wolgograd am frühen Morgen mit der Niederlegung von Kränzen und Blumen am Ewigen Feuer in der Heldenallee im Stadtzentrum. Die Versammelten neigten ihre Köpfe und gedachten in einer Schweigeminute der Gefallenen. Danach fand auf dem Platz der gefallenen Helden eine Militärparade statt. An ihr nahmen mehr als 600 Soldaten und Offiziere, Hörer der Militärakademien sowie Kadetten teil. Im feierlichen Marsch marschierten die Vertreter dreier Waffengattungen – Angehörige der Marine, Flieger und Infanteristen - in den historischen Uniformen der Kriegszeit vorbei. An der Spitze der Parade fuhr der legendäre Panzer T-34.

Die Veteranen des Großen Vaterländischen Kriegs, die Verteidiger Stalingrads verfolgten die Parade mit Tränen in den Augen. Sie waren aus den verschiedensten Regionen Russlands eingetroffen, aber auch aus der Ukraine, aus Weißrussland und Armenien.

Die Schlacht um Stalingrad dauerte länger als ein halbes Jahr. Es wurde um jede Straße, um jedes Haus gekämpft. Das berühmte Pawlow-Haus hielt 58 Tage lang der Belagerung stand. Die Stadt lag in Ruinen. Besonders erbitterte Kämpfe wurden um den Mamai-Hügel – den Mamajew Kurgan - geführt, denn er war der höchste Punkt in der Stadt. In seiner Erde ruhen zigtausende Soldaten, die in den Kämpfen ihr Leben ließen. Die Verluste auf beiden Seiten der Front übersteigen 2 Millionen Menschen.

Zum 70. Jahrestag des Sieges in der Schlacht um Stalingrad wurden auf dem Gedenkfriedhof auf dem Mamai-Hügel am Fuße des grandiosen Monuments der Mutter-Heimat 1.500 Marmortafeln angebracht, in die die Namen von 17.000 Soldaten und Offizieren eingemeißelt sind, die in den Kämpfen bei Stalingrad gefallen sind.

Viele Suchtrupps haben geholfen, die Namen dieser Gefallenen zu ermitteln. Das sei nicht nur rein physisch, sondern auch moralisch gesehen eine schwere Arbeit gewesen, sagt die Vorsitzende der Wolgograder gesellschaftlichen Jugendorganisation „Poisk“ (Suche), Swetlana Perwuchina.

„Bei uns haben Kinder ab dem 14. Lebensjahr gearbeitet, und jedes von ihnen hat die Situation neu durchdacht. Bei allen haben die Großeltern gekämpft, und sie haben ihnen vom Krieg erzählt. Doch erst als die Expedition ihre Arbeit abgeschlossen hatte, und als zum Gedenken an die gefundenen gefallenen Kämpfer Kerzen angezündet wurden, erst da haben sie begriffen, dass das ihre Altersgefährten waren, vielleicht etwas älter, vielleicht auch etwas jünger. Den Jungen kamen die Tränen. Angehöriger eines Suchtrupps zu sein – das ist eine schwere, aber edle Arbeit.“
Stalingrad bleibt ein Synonym für riesigen Heldenmut, für die Standhaftigkeit der sowjetischen Soldaten und für die Zerschlagung der Nazis. Der Sieg ist verewigt in den Namen von Straßen und Plätzen in Paris, Brüssel, Mailand und anderen Städten Europas. Dieser Sieg inspirierte die gegen Hitler kämpfenden Kräfte im Westen und versperrte dem Krieg den Weg weiter in den Osten."

Zwei Gesichter von Friedrich Paulus

Friedrich Wilhelm Ernst Paulus (geboren am 23. September 1890 in Guxhagen und gestorben am 1. Februar 1957 in Dresden) war ein deutscher Heeresoffizier, später ab 1943 Generalfeldmarschall und im Zweiten Weltkrieg Oberbefehlshaber der 6. Armee während der Schlacht von Stalingrad.

Sergei Miserkin schreibt bei Radio "Stimme Russlands" über Generalfeldmarschall Paulus: "Hitler erklärte Stalingrad zur „Festung“ und forderte, dass die 6. Armee von Friedrich Paulus sie bis zum „siegreichen“ Ende hält. Aber die Geschichte wollte es anders. Soldaten der Roten Armee kreisten in der Nacht zum 31. Januar den Stadtteil, wo sich Paulus' Stab befand, ein. Um 7 Uhr kroch aus dem Keller des Kaufhauses, in dem sich der Stab befand, ein Deutscher mit weißer Fahne heraus.

Die deutsche Propaganda behauptete, dass der legendäre Paulus sich in Stalingrad, das von den Sowjettruppen belagert war, erschoss, aber dem Fahneneid treu blieb. In Berlin wurde sogar eine symbolische Beisetzung organisiert. Der Führer legte persönlich auf den leeren Sarg Blumen nieder…

Aber in Wirklichkeit war alles ganz anders. In der ganzen Welt zeigte man Filmaufnahmen der Militärchronik: Aus dem Keller des Zentralen Kaufhauses kommt der Befehlshaber der 6. Armee mit erhobenen Händen heraus. „Es ist interessant, dass der Adjutant Paulus bat, durch den Diensteingang des Kaufhauses hinauszuführen, weil er Angst hatte, dass jemand unter deutschen Soldaten den Verrat nicht aushalten und dem Feldmarschall in den Rücken schießen wird“, sagte der Historiker Dmitrij Surschik.

„Für ihn war es immer schwer eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen. Sogar als er sich ergab, erklärte er, dass er schon in der Gefangenschaft ist und seiner Armee keinen Befehl erteilen kann.“

Paulus war der erste Feldmarschall in der deutschen Kriegsgeschichte, der sich gefangen gab. Aber er war bei weitem nicht der erste hochrangige deutsche Kriegsgefangene, der dem Bund deutscher Offiziere beitrat. Er trat dieser Organisation erst im August 1944 bei, als er von der Hinrichtung seines Freundes Feldmarschall von Witzleben erfuhr, der der Verschwörung gegen Hitler beschuldigt wurde.

„Zugleich wurde gerade Paulus zur Schlüsselfigur in der Organisation der deutschen Antifaschisten“, sagte der russische Historiker und Journalist Konstantin Salesskij in seinem Interview für die STIMME RUSSLANDS.

„Endlich ging General-Feldmars chall Paulus auf die Seite des antifaschistisch en Komitees über. Das war ein sehnlichster Traum unserer Verwaltung für Kriegsgefangene, die eine große Operation zu seiner Werbung durchführte, obwohl dieses Wort in diesem Fall nicht ganz passt, - eher zur Heranziehung von Paulus auf unsere Seite.“

Der Historiker sagte, dass Friedrich Paulus schnell beinahe zu einem überzeugten Kommunisten wurde. Am 8. August 1944 wurde im Lager sogar eine einzigartige Audioaufnahme von Paulus gemacht. In dieser Rede rief er das deutsche Volk auf die Waffen niederzulegen. Auch Radio Moskau brachte diese Aufnahme in deutscher Sprache. Paulus trat während des Nürnberger Prozesses als Zeuge auf der Seite der sowjetischen Anklage auf. Aber der ehemalige Feldmarschall konnte erst 1953, nach dem Tod des sowjetischen Führers, in seine Heimat fahren. Konstantin Salesskij berichtet über die Besonderheiten seines Lebens in Ost-Deutschland.

„Ihm wurde eine Villa bei Dresden zur Verfügung gestellt, wo das ganze Personal, alle Mitarbeiter bis hin zu Reinigungsfrauen Mitarbeiter der Geheimdienste waren. Er hatte ein Auto, aber er konnte damit nur dorthin fahren, wohin ihn der Fahrer fuhr. Das heißt, dass der Mensch von dem äußeren Leben völlig blockiert war.“

Somit war sein Kommunikationskreis stark begrenzt. Man behauptet, dass während seiner sowjetischen Gefangenschaft zu ihm seine Ehefrau zu Besuch kam. Aber es gibt keine genaue Bestätigung, dass das geschah. Es ist bekannt, dass sie 1949 in Baden-Baden starb. Paulus nahm sich den Tod der Ehefrau schwer zu Herzen. Er sah auch seine Kinder, die ihn verurteilten, nicht mehr. Der General-Feldmarschall starb 1957.

Quelle: Text Anna Forostenko / Kira Kalinina / Swetlana Kalmykowa / Sergei Miserkin - „Stimme Russlands"

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