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Frühester Vorfahr der Tyrannosauridae (wieder)entdeckt

Archivmeldung vom 04.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Tyrannosaurus Rex und verwandte Raubsaurier bilden die Gruppe der Tyrannosauridae. Ein fast vergessenes Fossil aus den Sammlungen des Natural History Museums in London lieferte jetzt entscheidende Hinweise auf die Anfänge und lange Entwicklungsgeschichte dieser gewaltigen Fleischfresser. Der Schädel entpuppte sich - fast ein Jahrhundert nach seiner Ausgrabung - als Überrest des ältesten bislang bekannten Tyrannosauriers.

Ein Team um den LMU-Paläontologen Dr. Oliver Rauhut konnte mithilfe moderner bildgebender Verfahren nachweisen, dass Proceratosaurus seinem um rund 100 Millionen Jahre jüngeren Nachfahren T-Rex in mancher Hinsicht ähnelte. So zeigen die Zähne, die Kiefer und auch die Schädelhöhle der beiden Arten große Übereinstimmungen. "Proceratosaurus war nur etwa 40 Kilogramm schwer", so Rauhut. "Trotzdem hat er sich bei der Jagd wohl wie die späteren Tyrannosauridae auch in erster Linie auf seinen kraftvollen Biss verlassen. Diese Waffe, zu der auch die Kiefermuskeln und die ganze Anlage des Kopfes gehören, haben seine Nachfahren dann perfektioniert." (Zoological Journal of the Linnean Society online, 04. November 2009)

Seit rund 100 Jahren beherbergen die Sammlungen des Natural History Museums in London einen fast vollständig erhaltenen Dinosaurierschädel, der im Westen Englands ausgegraben wurde. Nach einer ersten falschen Zuordnung wurde das Fossil als Überrest einer unbekannten Gattung erkannt, die den Namen Proceratosaurus erhielt. Die erste detaillierte Untersuchung fand allerdings erst jetzt statt unter der Leitung von Dr. Oliver Rauhut, der am Department für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU und in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie tätig ist.

Prompt entpuppte sich das Fossil als Sensation: Proceratosaurus ist der früheste Vorfahr der Tyrannosauridae. Diese Gruppe von Raubsaurieren ist nach ihrem bekanntesten Vertreter benannt, dem Tyrannosaurus rex. Gemein ist den zweibeinigen Fleischfressern der Körperbau: Stummelarme und ein kräftiger Schwanz am massigen Körper sowie messerscharfe Zähne im wuchtigen Schädel. Die wichtigsten Vertreter der Familie, wie auch T-Rex, stammen aus der späten Kreidezeit, wenn auch einige kleinere Arten aus dem Jura bekannt sind.

Dennoch liegen die Anfänge und die Evolution dieser wichtigen Sauriergruppe noch weitgehend im Dunkeln. Proceratosaurus könnte hier nun Abhilfe schaffen. "Wir mussten den Schädel erst einmal reinigen, weil einige der Knochen noch von Gestein bedeckt waren", berichtet Rauhut. "Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig Aufmerksamkeit diesem Fossil geschenkt wurde, obwohl es sich um einen der am besten erhaltenen Dinosaurierschädel aus Europa handelt." Er und sein Team setzten bei der Untersuchung auch auf moderne bildgebende Verfahren.

"Die Computertomographie ist eine tolle Methode, weil sie uns Einblicke in das Innere des Fossils erlaubt, ohne dass das Material beschädigt wird", sagt Angela Milner, die das Fossil als zuständige Kustodin am Natural History Museum persönlich nach Texas transportierte, wo die Tomographie-Untersuchung stattfand. Die eigentliche Studie des Schädels und der Tomographie-Aufnahmen fanden später im Natural History Museum in London statt.

Dabei zeigten sich viele Übereinstimmungen an den Zähnen, Kiefern und an der Schädelhöhle mit dem gigantischen Tyrannosaurus rex - obwohl Proceratosaurus rund 100 Millionen Jahre älter und auch sehr viel kleiner ist. So misst der Proceratosaurus-Schädel nur etwa ein Fünftel des Kopfes seines gewaltigen Nachfahren. Und das gesamte Tier wog vermutlich nur etwa bis zu 40 Kilogramm - verglichen mit bis zu acht Tonnen bei Tyrannosaurus.

Weil der Schädel des Proceratosaurus bereits die typischen Merkmale seiner späten Nachfahren zeigt, war wohl auch bei dieser Spezies das kraftvolle Gebiss die wichtigste Waffe. "Vermutlich hat sich die Jagdstrategie zuerst entwickelt", sagt Rauhut. "Die späteren Tyrannosaurier haben dann das Werkzeug perfektioniert, also die Stärke ihrer Schädel und Kiefermuskeln gesteigert - und insgesamt enorm an Größe gewonnen. Proceratosaurus zeigt uns aber auch, dass sich die Tyrannosauridae über eine sehr lange Zeit entwickelten und dabei sehr unterschiedliche Arten entstanden sind. Wir werden wohl noch einige Arten aus dieser wichtigen Familie entdecken."

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München

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