Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Zeitgeschichte Nach Jugoslawien-Krieg: „Europas Finanzkrise als Folge des Nato-Einsatzes“

Nach Jugoslawien-Krieg: „Europas Finanzkrise als Folge des Nato-Einsatzes“

Archivmeldung vom 20.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Das brennende Ušće-Hochhaus während des Bombardements der NATO (1999)
Das brennende Ušće-Hochhaus während des Bombardements der NATO (1999)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

In einer mehrteiligen Serie über den Jugoslawien-Krieg wurden bei Radio "Stimme Russland" die Auszüge aus dem Balkan-Tagebuch eines russischen Journalisten veröffentlicht. Konstantin Katschalin berichtet in seinem Beitrag: "Die USA haben Jugoslawien zerstört, um das Kosovo zu einer Art Stützpunkt zu machen – nun kommt jener Krieg den Europäern teuer zu stehen. Das sagen renommierte serbische Politiker und Künstler."

Weiter heißt es dort: "Als die serbische Hauptstadt im Frühjahr 1999 bombardiert wurde, habe ich jenen Albtraum als Reporter mit erlebt. In meinem Tagebuch habe ich Augenzeugenberichte vieler renommierter Belgrader. Borka Vucic war einst Finanzministerin und Chefin der jugoslawischen Zentralbank. Im Jahr 2009 kam sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Hier ist ihr Kommentar zu jenem Krieg:

„Die Nato-Aggression im Jahr 1999 hat unser Land endgültig ruiniert. Der Finanzkrieg war nicht weniger zäh, als die Kämpfe im Balkan. Die Menschen versteckten sich in ihren Häusern und gaben die Arbeit auf. Viele Serben haben ihr Domizil in Bosnien, Kroatien und dem Kosovo verloren und wurden zu bettelarmen Flüchtlingen. Wir haben die USA gestört – sowohl im direkten als auch im übertragenen Sinne. Belgrad wollte sich Washington nicht unterwerfen. Dann wurde beschlossen, uns kleinzukriegen und in die Knie zu zwingen. Es ist einfacher, kleine Länder zu lenken und zu belehren, wie sie weiter leben sollen. Nach der Operation Merciful Angel haben die USA und das Pentagon uns das Kosovo genommen und diese Region zu einem starken Militärstützpunkt gemacht. Nun werden all unsere Nachbarn wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn von den Amerikanern aufmerksam kontrolliert und gelenkt.“

Zoran Andjelkovic war einst Generalsekretär der Sozialistischen Partei Serbiens und stellvertretender Parlamentspräsident. In Bezug auf das Vorgehen der USA und der Nato nahm er kein Blatt vor den Mund:

„Im Frühjahr 1999 wurden wir um zehn Jahre zurück geworfen. Viele Menschen haben ihre Verwandten und Liebsten verloren. Unsere wichtigsten Infrastruktur-Anlagen wie Straßen, Brücken und Industriewerke wurde zerstört. Die Nato-Aggression ist eine sehr schwere und schmerzhafte Wunde. Sie wird noch lange zu spüren sein. Die Amerikaner begreifen mittlerweile, dass sie mit ihrem Angriff auf Serbien einen großen Fehler begangen haben. Leider kommt dieses Verständnis zu spät. Die Getöteten sind nicht mehr zurückzubringen, obwohl sie nicht daran schuld waren, in Serbien geboren zu sein. Wie es scheint, sind die Amerikaner bis heute davon überzeugt, dass ein Krieg den Ausweg aus einer Großkrise weisen kann. Hauptsache, man wird seine alten Waffenbestände los, um neue Waffen produzieren zu können. Billionen Dollar werden in Militärprojekte investiert. Die Rüstungsindustrie bedeutet nicht nur neue Waffen, sondern auch neue Technologien. In den 1990er Jahren kam es in den USA zu einer solchen Situation, und sie entschieden sich für einen Krieg auf dem Balkan. Mit ihrer damaligen Entscheidung hat die US-Regierung die Weiterentwicklung Europas und der EU gebremst. Die Europäer wurden in den Krieg gegen das kleine Serbien involviert. Ich bin überzeugt: Die derzeitige politische und Finanzkrise in Europa geht auf die Operation Merciful Angel zurück. Für die Verbrechen gegen Serbien und dessen Völker müssen nun EU-Durchschnittsbürger büßen. Wir wurden rund um die Uhr bombardiert. Diese Grausamkeiten lassen sich nicht vergessen. Gott bewahre andere Länder davor. Wir saßen im Bunker und warteten, welches Haus als Nächstes angegriffen wird. Ich habe viel mit Menschen gesprochen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten. Sie sagen, damals hätten Armeen gegeneinander gekämpft. Im Jahre 1999 kämpften wir aber gegen niemanden, sondern wurden aus der Luft getötet.“

Der Regisseur Emir Kusturica äußerte sich noch konkreter: „Man sagt heute: Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns. Jugoslawien wurde nur wegen des Kosovo bombardiert und zerstört. Dann wurde uns das Kosovo weggenommen. Die Amerikaner haben das kleine serbische Volk zu einem Paria gemacht und begonnen, uns aus der Luft zu vernichten. In Brüssel und Washington wurden diese Luftangriffe als humanitäre Aktion zwecks der Rettung der Kosovo-Albaner bezeichnet."

Kosovo 98: Kein Frieden trotz Abkommen von Dayton

Im Oktober 1998 kam Richard Holbrook, der Sonderbeauftragte von Bill Clinton im Balkan, fast alle zwei Tage nach Belgrad. Man nannte ihn den Gründervater des Abkommens von Dayton, das 1995 dem Krieg in Bosnien und Herzegowina ein Ende setzte.

Holbrook kannte gut Milosevic und war sich völlig bewusst, dass man nur mit Druckmitteln handeln musste. Er sagte offen: Wenn Milosevic auf Washingtons Bedingungen nicht eingeht, wird die Nato das Land bomben. Clinton musste vor dem Wintereinbruch um jeden Preis Thaci und sein Team unterstützen.

Die jugoslawische Armee brachte damals bereits ein großes Teil des Kosovo unter ihre Kontrolle, und die USA entschlossen sich für Erpressung: Gibt es keinen Frieden mit Kosovaren, so hat man Schlimmeres zu erwarten. Slobodan Milosevic musste darauf eingehen. Ich war dieser Tage in Belgrad und sprach viel mit anderen Journalisten dort. Milosevic verstehe sehr gut, sagten mir alle, dass der Krieg gegen Serbien von heute auf morgen beginnen kann. Die Nato bereitete sich darauf schon seit über sechs Monate vor, habe es bis dahin jedoch noch nicht geschafft, die öffentliche Meinung in Europa aufzuwärmen, denn dafür brauche man Zeit und Geld. Ein Bekannter in Belgrad fasste es noch eindeutiger zusammen: „Im Winter wollen die Amis nicht kämpfen, wegen Kälte und schlechter Sicht für die Luftfahrt. Da sollte man lieber nicht riskieren.“

Gleich nachdem Milosevic am 13. Oktober 1998 die Bedingungen von Clinton und Holbrook angenommen hatte, fing eine neue antijugoslawische Propaganda-Kampagne an. Als Erste traten Ibrahim Rugova und Hashim Thaci auf. Sie sagten, sie seien mit den in Belgrad erzielten Vereinbarungen über eine friedliche Lösung des Kosovo-Problems nicht zufrieden und würden nie an den guten Willen der jugoslawischen Führung glauben. Sie riefen die Amerikaner auf, den serbischen Truppen einen Schlag zu versetzen.

Am 15. Oktober 1998 wandte sich in Genf Badil Mahmuti, der Vertreter der Kosovo-Befreiungsarmee in der Schweiz, der ähnliche Ansichten vertrat, an die europäische Öffentlichkeit. Auf einer im Genfer Palais des Nations speziell einberufenen Pressekonferenz bezeichnete er die Entscheidung über die Stationierung im Kosovo 2.000 OSZE-Beobachter als absurd und beschuldigte die SFRJ-Behörden des Vorhabens, diese als Geiseln zu nehmen, falls es zu Nato-Luftangriffen kommen sollte.

Mahmuti forderte die Teilnahme der Kosovo-Befreiungsarmee an den Verhandlungen zum Kosovo und zog in Zweifel die Vereinbarungen von Richard Holbrook und Milosevic. „Niemand hat das Recht, Abkommen über den Status des Kosovo ohne die Kosovo-Befreiungsarmee zu schließen. Dabei sieht die Letztere keine andere Lösung, außer Unbhängigkeit“, sagte der Vertreter von Thaci. „Wir verfügen über große Möglichkeiten und genug Mittel, um eine angemessen Antwort zu geben“, unterstrich Mahmuti und gab zu verstehen, dass die Drohung Realität wird, falls die SFRJ-Führung ihre Verpflichtungen nicht erfüllt.

Mahmuti sagte damals auch, dass die Kosove-Befreiungsarmee „Kein Problem mit Waffen“ hat und fügte hinzu: „Wir sind bereit, bewaffneten Kampf fortzusetzen, bis die Befreiung erreicht ist.“ Am gleichen Tag trat er in Genf mit widersprüchlichen Erklärungen zu den Bürgerrechten der Serben im künftigen „unabhängigen Staat“. Zuerst versicherte er, dass im unabhängigen Staat die serbische Bevölkerung sowie andere Kleinvölker gleiche Rechte haben werden, wie die Albaner, deswegen werde man sich an der serbischen Minderheit „nicht rächen“. Einige Minuten später bestand er allerdings schon darauf, dass Serben und Albaner, die unterschiedliche Kulturen haben, nicht zusammen leben können.

Aus Mahmutis Rede lässt sich verstehen, dass Thaci und Rugova die Lage der albanischen Bevölkerung in Nachbarländern aufmerksam verfolgten. Mahmuti kritisierte unter anderem Mazedonien für die „dauernde Diskriminierung der Albaner“ und rief die internationale Gemeinschaft auf, im Namen der Aufrechterhaltung der „Stabiltät“, auf die Regierung des Landes „Druck“ auszuüben. Sonst, warnte er, werde man in Mazedonien „die gleichen Probleme haben“.

Es sah so aus, dass Thaci und sein Team gleich nach der Unterzeichnung des Abkommens von Milosevic und Holbrook anfingen, Mazedonien eigene Bedingungen zu stellen, wo damals der erfahrene Politiker Kiro Gligorov Präsident war. Der Letztere verstand nur zu gut, dass die Kosovaren in jedem Moment von Wort zu Tat übergehen können, wonach ein neuer Krieg auf dem Balkan beginnen wird.

Serben machten F-117-Pläne zunichte

Meine Bekanntschaft mit Oberstleutnant Đorđe Aničić stammt aus dem Jahr 2009, als ich einen Dokumentarfilm über die Operation "Barmherziger Engel" vorbereitete. In jenen Frühlingstagen bin ich vielen Menschen begegnet, die die Attacken der Nato-Verbände mutig abwehrten.

Meine Bekanntschaft mit Oberstleutnant Đorđe Aničić stammt aus dem Jahr 2009, als ich einen Dokumentarfilm über die Operation "Barmherziger Engel" vorbereitete. In jenen Frühlingstagen bin ich vielen Menschen begegnet, die die Attacken der Nato-Verbände mutig abwehrten. In Brüssel und bei der Nato hoffte man sehr, Serbien in die Knie zu zwingen und den Widerstand der unbotmäßigen Serben zu brechen. Letzten Endes ist nichts daraus geworden. Wie sich erwies, waren die Jugoslawische Volksarmee und ihre Luftverteidigung weiser als die Strategen der Nordatlantikunion. Đorđe Aničić erzählte mir aus seinen Erinnerungen:

„Die Aggression begann gegen Abend des 24. März. Am ersten Luftangriff auf Jugoslawien nahmen über 650 Flugzeuge teil. Zuerst hagelte es Raketenschläge auf die Gefechtsstände und die Luftverteidigungsanlagen der Armee Jugoslawiens. Sie hofften, unserer Armee buchstäblich in den ersten Stunden einen sehr bedeutenden Schaden zuzufügen. Das gelang ihnen jedoch nicht. Das Nato-Kommando begriff, dass es recht schwer fallen würde, die jugoslawische Luftverteidigung außer Gefecht zu setzen. Deshalb hatten sie eine spezielle Luftsturmbrigade aus 150 modernsten Flugzeugen aufgestellt, die dazu bestimmt war, die Luftverteidigung von Belgrad zu vernichten. Damals hatten wir mehrere Dutzend SAM-3-Systeme. Das ist Raketentechnik der dritten Generation. Die Nato-Lufttruppen aber gehörten schon zu jener Zeit zur 6. Waffengeneration.

Beinahe ganz Europa und die USA - und das sind fast 600 Millionen Menschen - begannen einen Krieg gegen ein kleines Land mit einer Bevölkerung von 10 Millionen. Das war eine Stärkedemonstration der Nato: Zuerst eine Verteidigungsallianz, verwandelte sie sich sofort in ein aggressives Bündnis. Das war ein Vorspiel zu der Operation, die uns das Kosovo wegnehmen sollte. Von Tag zu Tag nahm die Zahl der Flugzeuge, die am Krieg gegen uns teilnahmen, zu. Es gelang der Nato aber nicht, unser Luftverteidigungssystem zu vernichten. Wir waren bemüht, uns würdig zu verteidigen, verleggten oft die Stellungen, führten den Gegner immer wieder in die Irre und zwangen ihn, den Krieg nicht nur nachts, sondern auch am Tage zu führen. Am Ende der Aggression starteten von den Fliegerstütztpunkten der Nato schon über 1.000 Maschinen täglich. Eine solche Weise der Verteidigung ermöglichte es der Landesführung, Zeit zu gewinnen und zu erreichen, dass die Kosovo-Albaner und ihre westlichen Gönner es nicht schafften, sofort aus dem Bestand Jugoslawiens auszutreten. Die Nato konnte also Serbien nicht brechen und in die Knie zwingen. Der Frieden wurde zu Bedingungen von Belgrad geschlossen, und ins Kosovo zogen also zuerst nicht Nato-Einheiten, sondern die Friedenstruppen unter der UNO-Flagge ein.“

Die Amerikaner vermieden es noch lange, davon zu sprechen, dass das kleine Serbien mit seiner, wie sie behaupteten, veralteten Militärtechnik es schaffte, nicht nur alle 79 Tage der Aggression durchzustehen, sondern auch dem Pentagon einen bedeutenden Schaden zuzufügen. Und gerade die Brigade von Oberstleutnant Đorđe Aničić schoß eine F117-A ab. Ich fragte ihn, was im Frühjahr 1990 noch abgeschossen worden war.

„Unsere 250. Raketenbrigade schoss drei vom Gegner anerkannte Flugzeuge ab, dann noch zwei, die die Nato-Leute nicht bestätigen wollten. Am dritten Kriegstag, dem 27. März, schoss sie um 20.42 Uhr ein besonders bewachtes Flugzeug, eine in der Stealth-Technik gebaute F117, ab. Insgesamt hatten die Luftstreitkräfte der USA 50 Flugzeuge dieser Art. Die F-117 sollte nach den Plänen der amerikanischen Atrmee die wichtigste Maschine bis 2025 sein. Außerdem schossen wir eine F-16 CG ab. Der Pilot dieses Flugzeugs hatte am Golfkrieg und an anderen höchst wichtigen Operationen der amerikanischewn Luftstreitkräfte teilgenommen. Es gelang uns aber, seine erfolgreichen Flüge zu unterbrechen. Das geschah in der Nacht zum 2. Mai. Und am 19. Mai schossen wir eine B2F ab. Dieses schon angeschossene Flugzeug fiel unweit von Serbien auf dem Territorium Kroatiens zu Boden. In all den drei Kriegsmonaten gelang es uns, noch eine F-117 anzuschießen, doch das waren nur Beschädgungen und sie flog bis Bosniens und landete dort auf einem Flugplatz. Es gibt Zeugnisse von Fachleuten, die bestätigen, dass eine weitere Stealth-Maschine von unserer Luftverteidigung getroffen wurde. Wir vermochten es, den Amerikanern einen beträchtlichen materiellen Schaden zuzufügen. Sie setzten viel auf die Stealth-Technik und beabsichtigten, sie in der ganzen Welt zu verkaufen. Das war ein Auftrag in Höhe von hundert Milliarden Dollar, aber nach 1999 brachen alle Geschäftspläne zusammen. Die Auftraggeber verzichteten auf diese Maschine. Und im März 2008 wurde die F-117 außer Dienst gestellt.“

Die Nato muss diejenigen sehen, die sie vernichten will

Wenn du die Donau kontrollierst, so kontrollierst du Europa, pflegten die Türken zu Zeiten des Osmanischen Reiches zu sagen. Im Frühjahr 1999 hatte diese Weisheit sehr aktuell geklungen. In den ersten drei Tagen der Operation „Barmherziger Engel“ wurden alle drei Brücken in der Stadt Novi Sad vernichtet.

In Brüssel hatte man beschlossen, Serbien in eine Insel zu verwandeln und nicht nur die wichtigste Kornkammer, sonder auch die Erdölraffinerie von ihm abzuschneiden. Die Serben erinnern sich bis auf den heutigen Tag voller Schmerz an die schrecklichen 79 Tage und Nächte der Nato-Luftangriffe. Während meiner jüngsten Dienstreise in die Hauptstadt der Provinz Vojvodina traf ich mich mit denjenigen, die diese schrecklichen Tage des Jahres 1999 niemals vergessen werden. Frau Professor Dušanka Doban von der Universität Novi Sad sagte mir:

„Sie haben die Brücken meiner Jugend zerstört. Die Nato hatte versucht, Miloševic wegen seines Ungehorsams zu bestrafen, bestraft wurden aber das ganze serbische Volk und unsere Nachbarn, die bis auf den heutigen Tag Verluste hinnehmen müssen. Schade, dass niemand für diese Barbarei zur Verantwortung gezogen wurde.“

Im Frühjahr 1999 hat Serbiens Wirtschaft einen Schaden in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro erlitten. Der Westen hat dennoch keine Kredite für die Wiederherstellung gewährt. Man hat schlicht und einfach alte Schulden aus den Zeiten von Marschall Tito abgeschrieben. Also baute man die Brücken in Novi Sad im Großen und Ganzen aus eigener Kraft wieder auf. Bogdan Radulovic, ein Einwohner von Novi Sad, meint dazu:

„Diese Brücken brauchen nicht nur wir Serben, sondern alle Europäer. Hier, an der Donau, kreuzen sich der Norden und der Süden Europas. Ich denke, dass die Europäische Union und die Nato einfach verpflichtet sind, die alten Rechnungen zu begleichen. Haben doch sie und niemand sonst die Infrastruktur von Vojvodina vernichtet.“

Die Brücken haben die Serben wiederaufzubauen vermocht, wer wird aber das Flussbett reinigen, wo bis jetzt eine Unmenge von Minen und Luftbomben liegt? Sladzana Petrovic vertritt den Standpunkt, dass es diejenigen tun sollten, die „Tomahawk-Marschflugkörper“ auf ihre Häupter gestreut haben:

„Die Nato-Piloten hatten aus einem unerklärlichen Grund Vojvodina mit Kosovo verwechselt. Hier hat es niemals Albaner gegeben, hier haben schon immer Ungarn und Serben gelebt. In Brüssel hat man wahrscheinlich unsere Geschichte und im gleichen Atemzug auch unsere Geographie nur schlecht gekannt. Sie sagten, Novi Sad sei die Hauptstadt von Kosovo. Und daher seien sie hergeflogen, um die Albaner zu schützen. Was haben wir und unsere Donau aber damit zu tun? Was hat unser Fernsehzentrum damit zu tun?“

Heute bringt man Kinder aus ganz Serbien zu Exkursionen nach Novi Sad. Allem Anschein nach haben die einfachen Menschen keine Absicht, die jüngste Tragödie ihres Landes zu vergessen. Hat doch die Europäische Union eine solche „Demokratiestunde“ erteilt, die mehreren Generationen in Erinnerung bleiben wird.

Vesna Banyac ist bereits seit mehr als 20 Jahren als Erzieherin in einem Kindergarten von Belgrad tätig. Wie auch Tausende andere Einwohner der serbischen Metropole hat sie die Stadt um ihrer kleinen Zöglinge willen verteidigt. Sie erinnert sich:

„Vor 14 Jahren wurden meinem Belgrad sehr schwere Wunden zugefügt. Als wir im Fernsehen sahen, dass Novi Sad ohne Brücken geblieben ist, gehörte ich zu vielen Tausenden von Einwohnern Belgrads, die beschlossen, die Belgrader Brücken mit den eigenen Körpern zu schützen. Waren es doch die letzten Fäden, die Serbien mit Europa verbanden. Wir konnten unsere Gegner nicht sehen, denn sie flogen zu hoch, doch jeden Tag bombardierten sie unser Land. Jede Minute erhielten wir eine Ohrfeige, jede Sekunde wurden wir erniedrigt. Die Serben haben keine Tradition, Kränkungen zu vergeben, wir haben uns immer zu verteidigen gewusst. Doch dieses Mal handelte es sich um einen besonderen Fall. Wir wussten, dass die Nato-Armada über uns hergefallen war. Die Menschen waren aber angesichts der modernsten und teuersten Technik, die im Himmel über Belgrad auftauchte, ohnmächtig. Daher haben ganz einfache Menschen beschlossen, dass der Aggressor diejenigen sehen soll, die er zu vernichten beabsichtigt. Spontan kam ich zur Gazella-Brücke und sah, dass sich dort bereits Hunderte Belgrader eingefunden hatten. Wir machten uns rasch miteinander bekannt, sangen, scherzten und hemmten dadurch unsere Angst. Fürchteten wir uns? Ich habe mich nicht gefürchtet, doch jeden Augenblick konnte jeder von uns umkommen. Es wusste ja niemand, welchen Auftrag der Nato-Pilot im Brüsseler Hauptquartier bekommen hatte. Doch nachdem wir mehrere Wochen auf der Gazella-Brücke gestanden hatten und die ganze Welt das erfahren hatte, begriffen wir, dass der unsichtbare Gegner besiegt war. Wir haben es vermocht, unsere Stadt zu schützen, unsere Verbindung zur Welt zu erhalten und unsere Würde zu wahren. In den ersten Tagen hatte jeder von uns ein spezielles Abzeichen angeheftet gehabt: ‚Schieß auf mich, ich bin eine Zielscheibe der Nato!’. Wir alle hatten uns in eine große Nato-Zielscheibe verwandelt.“

Auf den Brücken verharrten verschiedene Menschen, junge und alte, Belgrader und Einwohner anderer Städte. Sie alle hofften auf die Vernunft, doch die USA hatten beschlossen, die Serben wegen ihres Ungehorsams zu bestrafen, dafür zu bestrafen, dass das Volk versucht hatte, die Integrität seines Landes zu erhalten. Und dafür haben die Leute fast drei Monate Hölle, Schrecken, Hunderte von Toten, zerstörte Industrie, vernichtete Brücken und verseuchtes Territorium hinnehmen müssen. Aber das serbische Volk hat sich stärker als die Nato, stärker als der Aggressor erwiesen. Es ist nicht gelungen, es zu brechen, es hat allem standgehalten.

Die Nato hat unser Land planmäßig und schonungslos vernichtet

In den langen Jahren meiner Arbeit in Belgrad habe ich mich mit der großartigen Familie von Zoran Mladenovic angefreundet.

Zoran hat die wunderbare Ehefrau Snezana, die Tochter Jovana und den Sohn Vuk. Die ganze Zeit, in der die Nato Serbien und Montenegro bombardierte, unterstürtze Zoran die Aufnahmeteams des russischen Fernsehens. Zusammen mit Korrespondenten und Kameramännern gelangte er an die „Brennpunkte“ und sah mit eigenen Augen, was sich in jenen Tagen nicht nur in Belgrad, sondern im ganzen Land abspielte. Wie Millionen von Serben musste er viele tragische und schreckliche Momente erleben. In meinem Tagebuch sind seine Erinnerungen erhalten geblieben:

„Als man am 24. März 1999 begann, unsere Hauptstadt zu bombardieren, fiel die erste Bombe in der Nähe des Hauses, in dem ich ständig Sport treibe. Menschen liefen aus dem Gebäude hinaus und schrieen `Die Nato bombardiert Belgrad!’ Wir erschraken jedoch nicht und setzten unsere Sportbeschäftigung fort. Die meisten Raketen und Bomben fielen auf den Stadtteil Strazavica. Dort hielten sich Einheiten unserer Armee auf. Sie waren unter der Erde stationiert. Deshalb bombardierte die Nato diesen Stadtteil pausenlos, rund um die Uhr. Es gelang ihnen jedoch nicht, die Tunnel zu zerstören.

Meine Frau war damals schwanger, und ich fürchtete sehr um sie. Ich brachte meine Gattin zu Verwandten aufs Land. Aber die Luftwaffe der Nato bombardierte auch dort. Deshalb war ich gezwungen, Snezana nach Budapest zu bringen. Sie wollte Belgrad nicht verlassen, aber ich konnte sie dennoch zum Wegfahren überreden. Zusammen mit meiner Frau reiste auch meine achtjährige Tochter fort.

Ich kehrte nach Belgrad zurück und begann, mit Korrespondenten aus Russland zu arbeiten. Das waren Fernsehjournalisten vom Ersten Kanal, vom NTW und RTR. Ich fuhr sie durch das ganze Land. Wir waren mehrmals in Kosovo und Montenegro und haben ganz Serbien bereist. Also habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen, was die Nato-Leute mit meinem Land angestellt haben. Nach der Beendigung der Bombardierungen brachte ich die Ehefrau und die Tochter nach Serbien zurück. Und nach wenigen Monaten schenkte sie mir den Sohn Vuk.

Das Leben und die Gesundheit haben wir zwar retten können, aber unser Grundstück haben wir verloren. Seinerzeit hatte ich an der montenegrinischen Adriaküste 2.500 Quadratmeter Land gekauft. Doch gerade über dieser Gegend, über der Ortschaft Luštica in Montenegro, wurde Uran abgeworfen. Heute sind dort der ganze Boden und das ganze Wasser damit verseucht, und das bedeutet Gefahr für die Menschen. Dabei hat die Nato-Luftwaffe dies mehrere Male getan, und nun ist dieser ganze Raum mit dem pulverartigen Uran bedeckt. Es ist so viel, dass es für mehrere Generationen ausreichen würde. Daher hatten wir Angst um die Gesundheit unserer Kinder und verkauften das Grundstück.

Ich weiß, dass einige meiner Nachbarn, die es nicht vermocht hatten, dieses verseuchte Land zu verkaufen, nach 1999 krank geworden sind. Mein Nachbar, er ist ein Serbe, ein Flüchtling aus Kroatien, wurde schon 1995 in Mitleidenschaft gezogen. Man hat ihn, genauso wie 300.000 weitere Serben, schlicht und einfach aus Kroatien vertrieben und ihnen alles weggenommen. Sein kleiner Sohn erkrankte 2000 an Leukämie. Die Ärzte konnten ihn nicht retten. Der Kleine starb. Viele Menschen brachten Partikel nach Hause mit und erfuhren erst später, worum es sich handelte. Aber es war schon zu spät. Es folgten Krankheit und Tod. Auch unter den Militärangehörigen, die dieses Gelände später entseuchen mussten, gibt es solche, die später krank geworden sind. Manche weilen nicht mehr unter den Lebenden.“

Auf meine Frage, warum die Nato-Luftwaffe die Adriaküste von Montenegro so gnadenlos bombardiert und ob es dort militärische Objekte gegeben habe, die es zu vernichten gegolten habe, antwortete Zoran schlicht, doch deswegen fiel seine Antwort nicht weniger schrecklich aus:

„Dort gab es nur Wald, Berge und einen zwar nicht großen, dafür aber sehr sauberen Strand. Mehr gab es dort nicht. Zwei A-2 Flugzeuge warfen dort ihre Fracht schlicht und einfach ab. Es ist unverständlich, warum sie das taten. Vielleicht meinten sie, es sei zu gefährlich, weiter zu fliegen, und entledigten sich ihrer Munition, um anschließend zu ihren Flugzeugträgern zurückzukehren.“

Bildnis eines „Bulldozers“ im Interieur der Balkankriege

Während meiner Arbeit auf dem Balkan hatte ich den Herrn Holbrooke vielmals in Sarajewo, Zagreb und Belgrad erlebt. Westliche Kollegen hatten ihm die Spitznamen „Bulldozer“ und „Rasender Stier“ verpasst. Der Welt wurde Richard Holbrooke im Sommer 1995 bekannt. Eben damals pendelte er zwischen Sarajewo, Zagreb und Belgrad und redete auf Alija Izetbegovic, Franjo Tudzman und Slobodan Miloševic ein, den Krieg in Bosnien-Herzegowina einzustellen. Eben da erlebte ich Holbrooke erstmalig „bei der Arbeit“.

Während einer solchen Reise nach Sarajewo im August 1995 war Richard Holbrooke wie durch ein Wunder am Leben geblieben. In jenen Tagen konnte man nur mit einem Schützenpanzerwagen der französischen „Blauhelme“ in die bosnische Hauptstadt gelangen. Auf dem Berg Igman fuhr der Wagen mit der amerikanischen Delegation auf eine Mine auf. Der Vertreter der USA in der Kontaktgruppe, Robert Frasure, der Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates, Nelson Drew, und der Stellvertreter des Beraters des Verteidigungsministers der USA, Joseph Kruzel, kamen um. Richard Holbrooke wurde nicht einmal verletzt.

Nach diesem Zwischenfall begannen Flugzeuge der Nato mit dem Bombardement der Republika Srpska. Als formeller Vorwand für die Durchführung der Operation diente eine Explosion auf dem Markala-Markt in Sarajewo am 28. August 1995. Wie auch bei der ersten Explosion auf dem gleichen Markt im Februar 1994 gelang es nicht, die Schuldigen an dieser Tragödie zu ermitteln. Die Nato hat die Verantwortung unverzüglich den Serben auferlegt. Zugleich wurden jedoch Vermutungen geäußert, dass die Explosion von den Moslems selbst hätte veranstaltet werden können. Die Operation „Deliberate Force“ wurde am 30. August gestartet. Flugzeuge der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, der Türkei, der Niederlande und Spaniens führten Schläge gegen die Positionen der bosnischen Serben. Am 14. September erklärten sich die Serben mit dem Ultimatum der Nato einverstanden, und die Operation wurde beendet. Das war die erste großdimensionale militärische Aktion seit dem Bestehen der Nordatlantischen Allianz. Innerhalb von zwei Wochen wurden 3.515 Flugzeugeinsätze geflogen und rund 1.000 Bomben abgeworfen. Es wurden 13 seegestützte Marschflugkörper „Tomahawk“ gestartet. In der Republika Srpska wurden alle Funkmessstationen, Waffen- und Munitionslager, Kommandozentralen, sämtliche Luftabwehrmittel und Brücken vernichtet, eine große Zahl von Telekommunikationszentralen, Rundfunk- und Fernsehzwischensendern, Stromleitungen, Wasserbehältern sowie viele weitere Objekte der Infrastruktur beschädigt.

Am 1. November 1995 sperrte Richard Holbrooke Izetbegowic, Tudzman und Miliševic für ganze drei Wochen im Luftwaffenstützpunkt Wright Patterson (Dayton, Bundesstaat Ohio) ein. Nach langen und qualvollen Verhandlungen erklärten sich die drei Leader mit den amerikanischen Bedingungen einverstanden und unterschrieben am 21. November das Deytoner Friedensabkommen. Der dreijährige Krieg in Bosnien-Herzegowina ging zu Ende. Auf das Territorium dieses Landes wurde ein 6.000 Mann starkes Kontingent der Nato-Truppen eingeführt, von dem die Amerikaner die Hälfte ausmachten. Nach Dayton wurde Richard Holbrooke für den Friedensnobelspreis nominiert.

Das gelungene „Bosnienprojekt“ ließ Bill Clinton keine Ruhe. Ende 1997 erteilte er Holbrooke den Auftrag, die „Kosovo-Kampagne“ in Angriff zu nehmen. Mit Unterstützung der USA fingen die Kosovo-Albaner ihre Aktivitäten im Süden Serbiens an. Sie bauten ihre eigene Armee auf und führten einen Krieg gegen die jugoslawische Volksarmee. Der „rasende Stier“ war sich voll bewusst, dass nur die „Befreiungsarmee von Kosovo“ imstande sei, Belgrad und Miloševic Widerstand zu leisten. Zunächst setzte Washington auf den moderaten Dessidenten Ibrahim Rugova, der über keine Macht verfügte und sich keiner Unterstützung durch die Kämpfer erfreute. Doch dann tauchte Hashim Thaçi auf.

Bei den Verhandlungen im Pariser Vorort Rambouillet im Februar 1999 stolzierte Thaçi bereits nicht in der Uniform eines Feldkommandeurs, sondern in teueren Anzügen von Brioni. Hilbrooke hatte ihm die Aufgabe gestellt, den Verhandlungsprozess mit Miloševic zum Scheitern zu bringen und eine militärische Operation gegen Serbien und Montenegro zu starten. Washington und Brüssel waren zum Krieg gegen die Serben und Montenegriner bereit. Es kam nun darauf an, die öffentliche Meinung in den USA und Europa davon zu überzeugen, dass man die Serben für die „Kosovokrise“ bestrafen müsse. Dabei wurden keine Mittel gespart.

Auch amerikanische Albaner halfen den Kosovaren. Und davon leben in den USA fast 400.000 Mann. Holbrooke verstand sehr wohl, dass sich die einflussreiche albanische Lobby bei ihm für das „Kosovo-Projekt“ ordentlich bedanken würde. Am 24. März 1999 trafen Clinton und Solana die Entscheidung, eine militärische Operation gegen Jugoslawien zu starten. Der souveräne Staat wurde 78 Tage und Nächte lang aus der Luft vernichtet. Im Sommer 1999 marschierte die Nato in Kosovo und Metochien ein. Mit aktiver Unterstützung der USA brachte es Thaçi fertig, sich die gesamte politische und militärische Elite von Kosovo unterzuordnen.

Am 17. Februar 2008 wurde in Priština Kosovos Unabhängigkeit ausgerufen. Die Kosovo-Albaner haben nicht nur ein Denkmal für Bill Clinton in Priština gesetzt, sondern auch Dick Holbrookes Namen verewigt und eines der populärsten Kaffeehäuser nach ihm benannt. Die Belgrader Presse schrieb wiederholt davon, dass man Holbrooke während der Wahlkampagne von Hillary Clinton unter den reichen Albanern in New York, unter anderem in Gesellschaft des bekannten Börsenmagnaten Richard Lukajo, gesehen habe. Dieser albanische Geschäftsmann ist dadurch berühmt geworden, dass er der Vorsitzende des Albanisch-amerikanischen Nationalrates gewesen ist und nebenbei auch Waffen an die „Befreiungsarmee von Kosovo“ geliefert hat.

Kosovo 1998: Propagandakrieg im Äther

Als ich im Herbst 1998 erneut nach Belgrad kam, boxten die USA gerade hartnäckig ihr „Kosovo-Projekt“ durch, ohne dabei mit Mitteln zu geizen. Vor allen Dingen machten sie sich an die „Gehirnwäsche“ für die Bevölkerung Serbiens und Montenegros.

Radio Liberty und Radio Freies Europa gaben eine Erweiterung der Programme ihres südslawischen Dienstes bekannt. Insbesondere dauerte die Abendsendung des Programms „Jugoslawien von innen gesehen“, für die zuvor eine halbe Stunde eingeräumt worden war, nunmehr eine ganze Stunde. Das Programm „An der Linie der Ereignisse“ wurde allein auf die Ereignisse in Kosovo umprofiliert. Tatkräftig wurde das Internet genutzt, und das wurde damit rechtfertigt, dass Belgrad verbieten könnte, die im Westen vorbereiteten Sendungen weiter zu übertragen.

Die Programme wurden mit hohem beruflichem Können und Kenntnis der Probleme von innen her vorbereitet. Mir wurde das klar, nachdem ich mir in Belgrad mehrere Nachrichtensendungen und analytische Beiträge von RL du RFE angehört hatte. Die von den Amerikanern gestellte Aufgabe war exakt formuliert worden: Es kam darauf an, die Zuhörer davon zu überzeugen, dass Slobodan Miloševic gegen einen anderen Leader ausgetauscht und die Macht in Kosovo an Ibrahim Rugova und Hashim Thaçi übergeben werden sollte. Außer dem Rundfunk wurden auch sämtliche Fernsehmöglichkeiten eingeschaltet. Für die USA war es sehr wichtig, die eigenen Bürger davon zu überzeugen, dass Kosovo eine besondere Unterstützung von Seiten des Weißen Hauses benötige. Diese Methode war bereits in Bosnien und Herzegowina erprobt worden, und man hat sie lediglich kopiert und in das „Kosovo-Szenario“ übernommen.

Die Geheimdienste der USA lieferten wiederholt falsche Informationen über die Situation in dieser Region. Mitte August 1998, als in der ganzen Welt die antijugoslawische Hysterie einsetzte, kamen viele ausländische Journalisten nach Kosovo, denen ich im Sommer 1995 in Bosnien begegnet war. Es handelte sich um professionelle Teams von hoch bezahlten Fernsehleuten (gepanzerte Jeep-Fahrzeuge, mehrere Kameraleute, mobile Schnittanlagen und sagenhafte Tagesgelder) aus den USA (CNN, ABC), Großbritannien (Sky News, BBC), der Bundesrepublik (Bundes Radio Deutschland) und noch von mehreren führenden Fernsehkanälen. Die Kosovo-Albaner ließen zwecks Vorbereitung von „Spezialreportagen“ vom Ort des Geschehens ausschließlich westliche Kollegen zu.

Im Sommer und Herbst 1998 wurden der ganzen Welt gefälschte Reportagen über die Greueltaten der Serben, über ermordete Kinder und Greise, vergewaltigte Frauen und entstellte Leichen gezeigt. Das Gleiche betraf auch die Situation mit den Flüchtlingen. Die Angaben wurden vervielfacht, und das nicht nur von den Amerikanern. Überzeugender Anschaulichkeit halber verbreiteten die Amerikaner Falschmeldungen auch durch ihre europäischen Kollegen, darunter durch Italiener. Die wichtigste Quelle für allerlei Fälschungen war damals das „Albanische Komitee für Menschenrechte und Freiheit“.

Laut Behauptungen dieser „humanitären Einrichtung“ seien damals Frauen, Kinder und Greise den Serben zum Opfer gefallen. Journalisten suchten die Amerikaner und die Europäer jede Stunde davon zu überzeugen, dass zehntausende Albaner obdachlos geworden seien. Die humanitäre Organisation der Kosovo-Albaner „Mutter Teresa“ posaunte in die ganze Welt hinaus, dass es im Kosovo 327.626 Obdachlose gäbe und dass es gelänge, nur einem Drittel der Bedürftigen humanitäre Hilfe zu erweisen. Laut einer Erklärung von „Mutter Teresa“ sei die Hälfte der Kinder, die in dieser Region lebten, krank, und wenn man ihnen keine dringende Hilfe angedeihen lasse, so würden viele von ihnen verhungern.

Mit den Flüchtlingen haben viele amerikanische und westeuropäische Geheimdienste spekuliert. Nach meinen persönlichen Informationen, die ich damals in Kosovo und Belgrad bezogen habe, ist die Zahl 300.000 Flüchtlinge, die vom Uno-Vertreter auf dem Balkan, Chris Janowski (einem Polen, der wunderbar Russisch spricht und lange Zeit in Kroatien und Bosnien gearbeitet hat), genannt wurde, ganz eindeutig zu hoch gegriffen. Während der Kampfhandlungen im Kosovo verließen Menschen ihre Häuser und flohen in die Berge. Doch selbst im allerhöchsten Fall waren es 50.000 bis 70.000 Menschen. Wo kamen dann die restlichen 250.000 bis 230.000 her? Im Großen und Ganzen handelte es sich um Albaner aus Albanien, die aus einem Land in das andere wanderten. Überhaupt herrscht im Kosovo volles Durcheinander, was die Zahlen anbelangt, denn die letzte Volkszählung wurde in dieser Region 1981 durchgeführt.

Die „Ente“ höchster Güte, die alle Informationsagenturen der Welt im Sommer 1998 verbreiteten, schlug ein. Die Amerikaner sind Meister ihres Faches, sie verstehen es, dem Spießbürger eine Träne zu entlocken. Das Wichtigste, worauf es ihnen ankommt, ist die Unterstützung durch die Öffentlichkeit, das Geld des Kongresses und der Wohltätigkeitsorganisationen. Da ist es wichtig, ein paar herzzerreißende Reportagen in die Welt zu setzen, und im Anschluss daran kann man Jugoslawien wegen „Völkermord“ an den Albanern mit Raketenschlägen drohen."

Quelle: Text Konstantin Katschalin - „Stimme Russlands"

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte zoll in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige