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Ältestes Textzeugnis? - Das in Leipzig entdeckte Parzival-Fragment

Archivmeldung vom 24.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Das entdeckte Parzival-Fragment
Quelle: Universitätsbibliothek Leipzig (idw)
Das entdeckte Parzival-Fragment Quelle: Universitätsbibliothek Leipzig (idw)

Das Parzival-Fragment wurde kürzlich bei der wissenschaftlichen Bearbeitung eines spätmittelalterlichen Handschriftenbandes der Domstiftsbibliothek Naumburg im Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig (UB) entdeckt. Bei dem Fragment könnte es sich um einen der ältesten Textzeugen der Dichtung von Wolfram von Eschenbach handeln.

Das Fragment besteht aus vier schmalen Pergamentstreifen, die im 15. Jahrhundert von einem Buchbinder als Falzverstärkung für die lateinische Papierhandschrift Nr. 26 der Naumburger Domstiftsbibliothek verwendet wurden. Nach ihrer Entdeckung wurden die Streifen behutsam von den Restauratoren der UB Leipzig geborgen. Sie tragen nun die Signatur: Domstiftsbibliothek Naumburg, Fragm. 64.

Zusammengelegt bilden die Streifen ein Fragment von maximal 3,3 mal 19,6 Zentimeter, das auf Vorder- und Rückseite jeweils zwei Passagen von fünf bis sieben Versen aus Wolframs "Parzival" überliefert. Die erhaltenen Textstellen stammen aus dem Ende von Buch IV und dem Beginn von Buch V des 16 Bücher umfassenden Versromans. Erzählt wird an dieser Stelle, wie Parzival aufbricht, um seine Mutter aufzusuchen, und dabei an die Gralsburg gelangt.

Wolfram von Eschenbach schloss den Parzival um 1210 ab. Die Handschrift, von der das neugefundene Fragment stammt, dürfte nach dem paläographischen Befund noch aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts stammen. Sie wäre damit ein außerordentlich frühes Zeugnis von Wolframs Dichtung. Als ältester Parzival-Textzeuge gilt bislang ein in München aufbewahrtes Fragment aus einer anderen Wolfram-Handschrift, die in das Ende des ersten Jahrhundertviertels datiert wird (Parzival-Fragment 26: BSB München Cgm 5249/3c).

Die Naumburger Pergamentstreifen sind Reste einer Parzival-Handschrift, aus der sich weitere Blätter an der Universitätsbibliothek Breslau erhalten haben (Parzival-Fragment 23: UB Breslau Cod. Mil. II 441). Die Breslauer Fragmente stammen ursprünglich aus Görlitz. Auch der Naumburger Handschriftenband, aus dem die Parzival-Fragmente ausgelöst wurden, dürfte im Raum Bautzen-Görlitz angefertigt worden sein, und zwar um 1411: In der Handschrift, die eine lateinische Messerklärung enthält, nennt sich ein Schreiber namens "Albertus Builcz" (Albert Bülz/Bilz), der als Geistlicher in Bautzen und in Seidenberg (heute Zawidów, 16 Kilometer südlich von Görlitz) bezeugt ist.

Die Handschriften der Naumburger Domstiftsbibliothek sind derzeit Teil eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Kooperationsprojekts zur Erschließung und Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften aus kleineren mitteldeutschen Sammlungen am Leipziger Handschriftenzentrum. Das Projekt, in dem bislang weitgehend unbekannte Handschriften wissenschaftlich aufgearbeitet werden, hat bereits mehrfach zu bedeutenden Funden geführt.

Quelle: Universität Leipzig (idw)

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