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Feuerwerks-Branche: Wenn Silvester auch 2021 wegen Corona verboten wird droht pyrotechnischen Industrie mit 3.000 Mitarbeitern das Aus

Archivmeldung vom 29.11.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.11.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de

Noch nie in ihrer Geschichte haben die Unternehmen der pyrotechnischen Industrie in Deutschland den Silvester-Countdown so genau wie jetzt verfolgt. Während die logistischen Vorbereitungen für die Auslieferung der Produkte längst auf Hochtouren laufen, schauen die 21 Mitgliedsunternehmen Tag für Tag mit wachsender Sorge auf immer neue, teils widersprüchliche Statements und Beschlüsse der Politik zum Umgang mit Corona.

Thomas Schreiber, Vorsitzender des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI) ist in diesen Tagen nicht zum Lachen zu Mute. Nie war die Lage ernster. Nie wurden die letzten Tage vor dem sehnlichst erwarteten Silvesterfest so sehr auch als "Final Countdown" wahrgenommen. Unter dem Dach des VPI haben sich 21 Mitgliedsunternehmen zusammengefunden, darunter auch die großen deutschen Anbieter WECO, COMET und NICO. Inklusive der beteiligten Rohstoff-Lieferanten und Logistik-Unternehmen beschäftigen sie rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland. Sie alle bangen um ihre Zukunft und ihre Arbeitsplätze.

Rückblick: 2020 war das erste Jahr ohne privates Feuerwerk. 2020 - das hieß: Ertragsverluste in zweistelliger Millionenhöhe. Die Gefahr der Insolvenz stand im Raum und rund 3.000 Mitarbeitende vor der Frage, wie es weitergehen soll. Einige Unternehmen der Branche setzten auf Kurzarbeit, andere auf Kredite und unterstützende Gesellschafter, um sich über Wasser zu halten. Zu Silvester 2020 bereits ausgelieferte Produkte mussten mit einem logistischen Kraftakt zurückgeholt werden, die Produktion umweltfreundlichen Feuerwerks lag auf Eis. Nur zwei Hoffnungen blieben: Die auf ein "normales Silvester" 2021 und die auf Überbrückungshilfen durch Bund und Land (Überbrückungshilfe III). Bis heute ist bei den VPI-Mitgliedern längst noch nicht alle angedachte Finanzhilfe angekommen, dafür erreichen die Mitglieder ständig neue Verbotsankündigungen und andere politische Hiobsbotschaften. "Bei uns wächst die Sorge, dass nun auch unsere Hoffnung auf ein normales Silvester 2021 über Nacht verpuffen könnte", sagt Schreiber.

Der Vorsitzende weiß, wovon er spricht. Als Geschäftsführer der Firma WECO in Eitorf musste er 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Freiberg schon notgedrungen kündigen und ein komplettes Werk schließen. "Wir sind ein fragiler Industriezweig mit besonders strikten Vorgaben durch den Gesetzgeber", sagt Schreiber. "Bei einer Branche, deren Hauptumsatz - also mehr als 90 Prozent - in nur drei Tagen zum Jahresende entsteht, ist es umso schmerzhafter, wenn nach Monaten harter Arbeit und Hoffnung auf einen Silberstreif am Horizont die komplette wirtschaftliche Überlebensgrundlage entzogen wird. So war es 2020. So darf es 2021 nicht werden!"

Die Gesundheit der Bürger genießt für den VPI fraglos höchste Priorität. "Für eine funktionierende Volkswirtschaft ist aber auch die Gesundheit klein- und mittelständischer Unternehmen von großer Bedeutung - und die ist massiv angeschlagen", so Schreiber. Er beziffert die durch Corona bis heute aufgelaufenen Bankverbindlichkeiten auf rund 200 Millionen Euro. Und das nur bei den Mitgliedsunternehmen des VPI. "Die einzige Chance, diese finanzielle Last zu schultern, ist ein Silvester 2021 mit Feuerwerk." Das sei aber noch nicht alles. Die Feuerwerksbranche existiere nicht im luftleeren Raum: "Wir haben laufende Verträge mit dem Lebensmitteleinzelhandel", hier vor allem Lidl, Aldi, REWE, Edeka, Kaufland usw. - "ohne ein Silvestergeschäft reden wir auch auf Seiten des Handels von Umsatzeinbrüchen von mehr als 250 Millionen Euro", schätzt Thomas Schreiber.

Soweit möchte derzeit noch niemand denken, so Schreiber, aber im Worst Case müsste die Branche auch in Betracht ziehen, zu juristischen Mitteln zu greifen. Schließlich drohe den Mitgliedsfirmen die Insolvenz. "Als Verband vertreten wir die Interessen unserer 21 Mitgliedsunternehmen - wir verstehen uns aber auch als Sprachrohr, um den Gefühlen der Existenzangst von Tausenden Kollegen eine Stimme zu geben", so Schreiber.

Während der VPI natürlich nicht weiß, welche Pläne die neue Bundesregierung oder die Länder derzeit für das Jahresende entwickelten "beobachten wir aber, dass nicht nur die Inzidenzwerte steigen, sondern Feuerwerks-Kritiker die Situation nutzen, um sich Gehör zu verschaffen und einen eher symbolpolitisch als faktenbasierten politischen Aktionismus zu befeuern. Wir bedauern das sehr und würden uns stattdessen etwas mehr Solidarität mit den Betroffenen wünschen", so der VPI-Vorsitzende.

Es geht dem VPI nicht darum, die Gefahren durch Corona zu verharmlosen. "Wir begrüßen ausdrücklich jede Form von Impfkampagne. Ob 3-G- oder 2-G-Regelungen, ob Mahnung zur Vorsicht, zur Rücksicht und zum gebotenen Abstand - auch und gerade bei Großveranstaltungen - all diese Bemühungen unterstützen wir. Gerade deshalb sehen wir auch im privaten, im kleinen Feuerwerkserlebnis mit Freunden und Familie eine gute Möglichkeit, Menschenaufläufe zu minimieren, die uns dieser Tage ja schon mehr als genug begegnen."

Die Mitglieder des VPI investieren seit Jahren in die Optimierung umweltfreundlicher Produkte.

Sie setzen sich für einen sicheren Silvesterspaß ein und haben eigens dafür eine Kampagne initiiert "Lass es krachen, aber richtig" https://www.feuerwerk-vpi.de/lass-es-krachen/

"Aber auch unsere Branche braucht Sicherheit", so Schreiber. "Wir brauchen Planungssicherheit und das sichere Gefühl, dass wir unserer Arbeit auch in Zukunft weiter nachgehen können. Sonst sind wir bald Geschichte."

Quelle: Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) (ots)

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