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Bildungsmonitor 2012 Sachsen siegt - Berlin gibt die rote Laterne ab

Archivmeldung vom 15.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Sachsen hat das leistungsfähigste Bildungssystem aller Bundesländer. Zu diesem Ergebnis kommt der Bildungsmonitor 2012, eine Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Der zum neunten Mal veröffentlichte Bildungsmonitor bewertet anhand von 110 Indikatoren, inwieweit ein Bundesland die Bildungsinfrastruktur verbessert, Teilhabechancen sichert und damit Wachstumskräfte stärkt. Platz zwei belegt mit Thüringen ein weiteres ostdeutsches Land vor Baden-Württemberg und Bayern.

Besonders stark hat sich Bremen in den letzten Jahren verbessert und ist nun auf dem fünften Platz. Die Bundeshauptstadt Berlin verbessert sich um einen Platz auf Platz 15. Das Schlusslicht der Vergleichsstudie bildet nun Schleswig-Holstein.

"Sachsen und Thüringen belegen die Spitzenplätze, weil sie eine ausgezeichnete Förderinfrastruktur vorhalten und sehr gute Bedingungen für eine individuelle Förderung bieten. Beide Länder bekämpfen erfolgreich die Entstehung von Bildungsarmut und bieten einen breiten Zugang zu akademischen Abschlüssen insbesondere in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern", erklärt INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. "Ein zentrales Ziel nachhaltiger Bildungspolitik sollte es sein, Bildungsarmut zu vermeiden und allen Kindern und Jugendlichen eine gute schulische und berufliche Ausbildung zu ermöglichen. Soziale Marktwirtschaft braucht Teilhabechancen für alle", so Pellengahr weiter. Die Studie bescheinigt den Bundesländern bildungsökonomische Fortschritte. Gegenüber dem Bildungsmonitor 2011 konnte Hamburg am stärksten zulegen. Deutliche Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr weisen auch Bremen, Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen auf. Die Fortschritte beim Ausbau der Förderinfrastruktur lassen sich exemplarisch anhand des Ausbaus der Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder zeigen. Das Angebot ist innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 13,6 auf 25,2 Prozent gestiegen - dies ist jedoch noch zu langsam, um die Ausbauziele zu erreichen. Auch bei den Ganztagsschulen gab es erhebliche Fortschritte. Rund 23 Prozent der Grundschüler besuchten im Jahr 2010 eine Ganztagsschule. Ein Jahrzehnt zuvor waren es nur rund vier Prozent.

Fortschritte beim Ausbau der Kindertagesstätten in den 90er Jahren zeigen sich aktuell bereits bei den PISA-Untersuchungen. Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund nehmen stärker als je zuvor an frühkindlicher Bildung teil und können ihren Rückstand gegenüber jugendlichen Nichtmigranten reduzieren. Dies führt auch dazu, dass die Abbrecherquote ausländischer Jugendlicher sinkt und immer mehr eine Studienberechtigung erwerben. So sank der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss an allen Schulabsolventen von rund 20 Prozent im Jahr 2000 auf rund 13 Prozent im Jahr 2010. Gleichzeitig stieg die Studienberechtigtenquote unter Ausländern im selben Zeitraum von rund 13 auf rund 23 Prozent. Doch auch hier bleibt in Deutschland viel zu tun, denn Schüler aus bildungsfernen Haushalten oder aus Migrantenfamilien bleiben weiterhin hinter den anderen Schülern zurück. Die Fortschritte bei Infrastruktur und Teilhabechancen zahlen sich bereits ökonomisch aus. So hat die seit dem Jahr 2000 gestiegene Hochschulabsolventenquote dazu geführt, dass es heute rund 556.000 zusätzliche Akademiker in Deutschland gibt, davon 168.000 in den MINT-Fächern (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Allein dieser Zuwachs bedeutet für das Jahr 2010 eine zusätzliche Wertschöpfung von mehr als 9,4 Milliarden Euro für die deutsche Volkswirtschaft.

Was ist zu tun? Trotz aller Fortschritte gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf. In den kommenden Jahren sollte die Förderinfrastruktur weiter verbessert werden. Eine flächendeckende Ganztagsbetreuungsinfrastruktur für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ermöglicht es Eltern, ihre Erwerbswünsche zu realisieren. Dies nützt besonders Alleinerziehenden, die durch eine Erwerbstätigkeit ihre Armutsgefährdung reduzieren können. Durch die Infrastruktur und die damit verbundenen Effekte auf die Kompetenzen würde die Wachstumsrate langfristig um mehr als 0,33 Prozentpunkte steigen. Im Jahr 2050 würde das BIP hierdurch über 221 Mrd. Euro mehr betragen als ohne weiteren Ausbau. Letztendlich würde auch die öffentliche Hand von den Investitionen in eine Förderinfrastruktur profitieren. "Ein Ausbau der Förderinfrastruktur führt folglich zu einer Sicherung der Teilhabechancen und einer Stärkung der Wachstumskräfte. Sowohl bildungs- als auch familienpolitische Leistungen sollten die Infrastruktur stärken und die Zugangschancen zu Bildung verbessern. Hierdurch wird die Fachkräfteversorgung der Wirtschaft verbessert und somit die Wachstumskraft erhöht. Für Leistungen wie das Betreuungsgeld sind diese Effekte nicht nachweisbar", erklärt Prof. Dr. Axel Plünnecke, Studienleiter beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Studie vergleicht 13 bildungspolitische Handlungsfelder In die Studie Bildungsmonitor 2012 werden 110 Indikatoren einbezogen - darunter Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur wie das Angebot an Ganztagsschulen oder Kitas, die Betreuungsrelationen an Schulen, Indikatoren, die den Zugang zu Bildung beschreiben, wie Schulabbrecherquoten und der Anteil an Schülern, die von Bildungsarmut betroffen sind, und Indikatoren, die den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen messen, wie Abiturientenquoten an beruflichen und allgemeinen Schulen oder Ingenieurabsolventen. Damit messen die Indikatoren sowohl Aspekte der Infrastruktur und der Teilhabechancen als auch Impulse des Bildungssystems zur Stärkung der Qualifikationen und der Volkswirtschaft. Die zu Grunde liegenden Daten beziehen sich zumeist auf das Jahr 2010, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung liegen keine aktuelleren statistischen Daten in Deutschland vor.

Quelle: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) (ots)

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