Rund 15.000 geduldete Migranten erhalten Bleibeperspektive
Das 2022 von der Ampel-Koalition eingeführte "Chancen-Aufenthaltsrecht" ist inzwischen in vielen Fällen abgelaufen. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der "Welt" hervor.
Demnach waren zum 31. März 2025 insgesamt 83.273 Personen im
Ausländerzentralregister erfasst, die in den vergangenen zwei Jahren ein
Chancen-Aufenthaltsrecht nach Paragraf 104c des Aufenthaltsgesetzes
erhalten hatten. Insgesamt seien 34.802 Personen erfasst gewesen, bei
denen der Titel aktuell gültig gewesen sei, sagte ein Sprecher. Mit
Stand 31. März 2025 hätten insgesamt 14.880 Personen den Anschlusstitel
nach Paragrafen 25a oder 25b des Aufenthaltsgesetzes erhalten. Sie
erhalten also eine längerfristige Bleibeperspektive in Deutschland.
5.227
seien hingegen wieder in eine Duldung zurückgefallen, weil sie die
Voraussetzungen nicht erfüllten. Sie gelten erneut als
ausreisepflichtig. 25.737 Personen hätten eine sogenannte
Fiktionsbescheinigung innegehabt oder einen Antrag auf einen
Aufenthaltstitel gestellt, sagte der Sprecher. Die Fiktionsbescheinigung
erteilen Ausländerbehörden, wenn die Gültigkeit eines Titels abgelaufen
ist, aber noch nicht über einen Folgetitel entschieden wurde.
Die
Ampel-Koalition hatte das Chancen-Aufenthaltsrecht Ende 2022
eingeführt, um ausreisepflichtigen Migranten, die schon lange in
Deutschland leben, eine Bleibeperspektive zu geben. Wer zum 31. Oktober
2022 mindestens fünf Jahre in Deutschland gelebt hatte und einige andere
Kriterien erfüllte, durfte das Chancen-Aufenthaltsrecht beantragen. Es
war auf 18 Monate befristet. Innerhalb dieser Zeit sollten Betroffene
noch fehlende Voraussetzungen für ein längerfristiges Bleiberecht nach
den Paragrafen 25a oder 25b des Aufenthaltsgesetzes erfüllen. Dazu
zählen die überwiegende Sicherung des Lebensunterhalts,
Deutschkenntnisse und die Klärung der Identität.
Aus Sicht des
Bundesinnenministeriums sei es ein Erfolg, "dass so viele
Langzeit-Geduldete mit ihrer Antragstellung gezeigt haben, dass sie die
Chance nutzen möchten, über die Klärung ihrer Identität und die Aufnahme
einer Erwerbstätigkeit eine langfristigere Bleibeperspektive zu
erhalten", sagte der Sprecher. Ein Erfolg sei es auch, dass dieser Weg
bei 14.880 Personen in einen rechtssicheren Aufenthalt geführt habe.
Ähnliches erwarte man auch bei vielen anderen Personen, die aktuell noch
im Chancen-Aufenthaltsrecht seien oder eine Fiktionsbescheinigung
hätten.
Kritik äußerte hingegen der Direktor des Landesamts für
Einwanderung in Berlin, Engelhard Mazanke. "Für ein abschließendes Fazit
des Chancen-Aufenthaltsrechts ist es zu früh", sagte er der "Welt".
"Diese Probeaufenthaltserlaubnis ist nicht nur administrativ wahnsinnig
aufwendig, sie ist auch, was die Frist anbelangt, nicht gelungen." Wenn
im Moment 25.000 Personen eine Fiktionsbescheinigung hätten, dann könne
man nur zwei Schlüsse ziehen: "Entweder sind die Ausländerbehörden
überlastet mit der Vielzahl von Anträgen oder die Leute haben es noch
nicht geschafft, die Voraussetzungen für den Folge-Aufenthaltstitel zu
erfüllen." Für seine Behörde treffe beides zu.
Quelle: dts Nachrichtenagentur