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Nach der Honorar-Reform geht nichts mehr: Auswanderung als letzte Alternative für viele Mediziner

Archivmeldung vom 24.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Immer mehr Ärzte wandern aus Deutschland aus. Die Gesundheitsreform lässt ihnen keine andere Wahl. Der Ärzteverbund MEDI Deutschland beklagt, dass mit der Honorarreform zum Anfang des Jahres die Einkommen vieler Ärzte nicht - wie von der Politik versprochen - gestiegen, sondern zum Teil dramatisch gesunken sind.

Von den niedrigen Pauschalen können immer mehr Mediziner ihre Praxen nicht mehr finanzieren, geschweige denn ihren Patienten gerecht werden. Einer, der jetzt die Konsequenzen zieht, ist Dr. Albrecht Gerstenberger. Der Augenarzt aus dem baden-württembergischen Göppingen sah sich gezwungen zu handeln: Der 50-Jährige nimmt eine Oberarztstelle an einer Augenklinik in Norwegen an - und wandert aus. Leicht fällt ihm dieser Schritt aber nicht:

Dr. Albrecht Gerstenberger: Auswanderer waren immer schon Kinder der Not. Für mich ist es eine Not, und nur deswegen gehe ich letztendlich. Wenn hier alles bestens wäre, müsste ich nicht gehen.

Doch hier in Deutschland sieht er für sich keine Zukunft mehr. Mit den knappen Budgets kann er seine Praxis nicht mehr halten. Und gute Arbeit lohne sich schon lange nicht mehr, kritisiert Albrecht Gerstenberger:

Dr. Albrecht Gerstenberger: Man kann heute nicht mehr eine Praxis aufmachen und sagen: So, jetzt behandle ich die Patienten gut, und dann wird alles schon gut werden. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man die Leute gut behandelt, wird man ärmer und ärmer als Arzt. Und das ist eine Situation, die mich auch bewogen hat auszuwandern.

Die jüngsten Einschnitte zu Jahresbeginn waren der letzte Anstoß, Deutschland tatsächlich zu verlassen. Die Vorgabe der gesetzlichen Krankenkassen, pro Patient für die gesamte Behandlung mit einer Pauschale von 18 Euro im Vierteljahr auszukommen, reicht hinten und vorne nicht.

Dr. Albrecht Gerstenberger: So im Schnitt kann man etwa rechnen, dass jeder Patient 20 Euro Allgemeinkosten verursacht. Miete, Strom, die Dame am Empfang - all diese Dinge kosten ja bereits Geld. Und wenn man nur 18 Euro bekommt, dann hat man schon kein Geld mehr übrig, ihn medizinisch zu behandeln.

Diesem Dilemma möchte sich der Augenarzt nicht länger aussetzen - deshalb der Schritt nach Norwegen. Aber nicht nur in Skandinavien sieht die Situation für Mediziner wesentlich besser aus als hierzulande, sagt Dr. Gerstenberger. Selbst in Ländern wie Südafrika oder Tansania würden Ärzte besser verdienen als in Deutschland. Auch über Griechenland hatte er kurzzeitig nachgedacht.

Dr. Albrecht Gerstenberger: Auch da wäre, wenn man entsprechend eine Stelle findet, die Entlohnung durchaus besser als in Deutschland. Und das ist ein ganz trauriges Kapitel. Man wird hier ganz systematisch die niedergelassenen Ärzte zu niedergegangenen machen.

Dieser Trend sei das Resultat der Politik der Bundesregierung. Dass sich die Situation in absehbarer Zeit ändert, glaubt Dr. Gerstenberger nicht. Und die Reserven, um darauf zu warten, hat er auch nicht. Deshalb, so sagt er, blieb nichts anderes übrig als auszuwandern. Nicht alle Patienten verstehen seine Entscheidung. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich:

 Dr. Albrecht Gerstenberger: Das ist sehr geteilt. Manche schimpfen sehr stark ich würde sie im Stich lassen. Und das weise ich natürlich von mir, denn es ist einfach zu wenig Geld da, um überhaupt noch Medizin zu treiben.

Seine Praxis in Göppingen hat Dr. Albrecht Gerstenberger nach genau 20 Jahren verkauft. Sein Nachfolger wird aber die nächsten Jahre sicher keinen Gewinn erwirtschaften, davon ist er überzeugt. Für sich selbst hofft er auf einen guten Neuanfang in Norwegen. Aus dem Augenarzt wird ein Auswanderer. Immer mehr niedergelassene Ärzte in Deutschland werden zu diesem Schritt gezwungen...

Quelle: MEDI Deutschland

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