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Stress vermindert soziale Fähigkeiten bei Männern und erhöht sie bei Frauen

Archivmeldung vom 19.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Versuchsanordnung im Labor
Quelle: (Copyright: Claus Lamm) (idw)
Versuchsanordnung im Labor Quelle: (Copyright: Claus Lamm) (idw)

Akuter psychosozialer Stress führt zu verbesserten sozialen Fähigkeiten und erhöhter Empathie bei Frauen, während Männer mit höherer Egozentrizität reagieren. PsychologInnen um Claus Lamm von der Universität Wien haben die Effekte von Stress auf die Fähigkeit zur Unterscheidung selbst- und fremdbezogener Emotionen und Kognitionen, eine zentrale Fähigkeit für erfolgreiche soziale Interaktion, untersucht. Die Studie erscheint aktuell in der Fachzeitschrift "Psychoneuroendocrinology".

Die Unterscheidung selbst- und fremdbezogener Emotionen und Kognitionen stellt eine Grundlage für die Fähigkeit dar, sich in andere Personen emotional und gedanklich hineinversetzen zu können. Diese Fähigkeit ist daher zentral für erfolgreiche soziale Interaktion. Zum Beispiel kennen wir alle das Gefühl wie schwer es uns fallen kann, Person zu verstehen, deren Einstellungen und Sichtweisen sich von unseren eigenen unterscheiden. Wie sich Stress auf diese Fähigkeit auswirkt, hat die Arbeitsgruppe von Claus Lamm gemeinsam mit ForscherInnen der Universität Freiburg (Deutschland) und der Scuola Internationale Superiore di Studi Avanzati (SISSA) Triest untersucht.

Stress ist ein wichtiger psychobiologischer Mechanismus, der eine positive Funktion haben kann – nämlich in belastenden Situationen den Organismus so zu mobilisieren, dass er diese bewältigen kann. Die Frage, wie sich dies auf das menschliche Sozialverhalten und insbesondere auf Empathie und Perspektivenübernahme auswirkt, ist noch weitgehend ungeklärt. Nach gängigen Modellen zeigen Menschen und Tiere bei Stress aber entweder eine Kampf- oder Fluchtreaktion. "Unsere Ausgangshypothese war daher, dass Personen unter akutem psychosozialem Stress aufgrund der Schutzfunktion von Stress egozentrischer werden, und dass sich dies negativ auf deren Empathiefähigkeit und die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme auswirkt", erklärt Livia Tomova, die Erstautorin der Studie.

Das internationale Forschungsteam untersuchte daher 40 Männer und 40 Frauen in einem Verhaltensexperiment, in dem experimentell eine stark stressende Situation hergestellt wurde. Diese bestand darin, dass die TeilnehmerInnen eine öffentliche Präsentation halten sowie anspruchsvolle Rechenaufgaben unter Zeitdruck lösen mussten. Dass diese Situation tatsächlich zu einer Stressantwort führte, wurde über einen Anstieg der Pulsfrequenz sowie des Stresshormons Cortisol bestätigt.

Im Anschluss mussten die Versuchspersonen verschiedene Aufgaben zur Messung von Empathie und Perspektivenübernahme bearbeiten. Dabei zeigten sich zur Überraschung der ForscherInnengruppe in allen Aufgaben entgegengesetzte Effekte von Stress auf die sozialen Fähigkeiten von Männern und Frauen. Frauen konnten unter Stress besser zwischen selbst- und fremdbezogenen Emotionen und Kognitionen unterscheiden, und waren dadurch in der Lage, empathischer auf andere Personen zu reagieren. Männer hingegen zeigten ein Verhaltensmuster, das eher mit einer klassischen Kampf- oder Fluchtreaktion erklärt werden konnte. Dies führte dazu, dass sie unter Stress höhere Egozentrizität und verminderte Empathie zeigten.

Mögliche hormonelle Ursachen für gefundene Unterschiede

"Es stellt sich nun die Frage, durch welche Faktoren die entgegengesetzten Effekte von Stress bei Männern und Frauen bedingt sind", erklärt Claus Lamm, unter dessen Leitung die Studie am Institut für Psychologische Grundlagenforschung der Universität Wien durchgeführt wurde: "Neben möglichen erziehungsbedingten und kulturellen Einflüssen müssen auch biologische Erklärungen berücksichtigt werden. Auf der physiologischen Ebene stellt dabei insbesondere das Oxytocinsystem eine mögliche Einflussvariable dar. Frauen zeigen unter Stress eine höhere Oxytocinausschüttung als Männer, und es ist bekannt, dass Oxytocin auch einen starken Einfluss auf soziale Interaktionen aufweist." Um diese Annahme zu überprüfen, arbeitet das Team nun an einer weiteren Studie, die untersuchen soll, ob tatsächlich Unterschiede in der hormonellen Stressreaktion die unterschiedlichen Auswirkungen von Stress auf Frauen und Männer erklären können.

Quelle: Universität Wien (idw)

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