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Schwedischer Autor Mankell warnt vor falschen Schlüssen aus Terror-Anschlägen

Archivmeldung vom 26.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Anders Behring Breivik Bild: Anders Behring Breivik / commons.wikimedia.org
Anders Behring Breivik Bild: Anders Behring Breivik / commons.wikimedia.org

Der schwedische Krimi-Autor Henning Mankell hat vor falschen Schlüssen aus den Terror-Anschlägen im Nachbarland Norwegen gewarnt. Er glaube nicht daran, dass es Menschen gibt, die von Natur aus böse sind, sagte Mankell den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe. "Es sind immer die Umstände, nach denen man fragen muss. Welche Umstände haben dazu geführt, dass Nachbarn auf dem Balkan sich gegenseitig umbrachten? Nicht einmal ein Mann wie Breivik ist von Natur aus böse."

Mankell gibt zu, dass er nach den ersten Meldungen aus Norwegen zunächst Islamisten im Verdacht gehabt habe. "Interessanterweise habe ich angenommen, dass es der Anschlag von Menschen war, die den Islam für ihre Zwecke nutzten. Damit lag ich, wie so viele andere, falsch", sagte Mankell. "Wir haben nun gesehen, dass Menschen jede Religion benutzen können, um in ihrem Namen böse Taten zu begehen. Dieser Mann in Norwegen behauptet, dass er Christ sei."

Autor Henryk M. Broder von norwegischem Attentäter zitiert

Der Journalist und Buchautor Henryk M. Broder ist von dem norwegischen Attentäter in dessen 1.500-seitigen Manifest zitiert worden. Für Broder ist dies eine schamlose Vereinfachung. Wie der deutsche Publizist in einem Essay mit dem Titel "Das Manifest und ich" in der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe) schreibt, sieht er darin den durchsichtigen Versuch, die "Verantwortung für einen Massenmord `Islamkritikern` von Ates bis Sarrazin, von Broder bis Wilders in die Schuhe zu schieben".

Der Attentäter, so Broder, sei ein "Monster in Menschengestalt", dumm sei er jedoch nicht, denn er habe seine Tat sorgfältig vorbereitet: "Dazu gehört auch jenes `Manifest`, in dem außer mir auch andere bekannte `Islamkritiker` wie Richard Rorty, Immanuel Kant und Franz Kafka erwähnt werden. Der Beschuldigte wusste, dass er seine Tat `rational` begründen muss. Und das hat er nicht bei mir und Thilo Sarrazin gelernt, sondern bei Mohammed Atta und Osama Bin Laden, bei den Attentätern von Madrid, London, Mumbai, Bali; bei Carlos, dem Schakal, und den `Märtyrern`, die ein Video aufnehmen, bevor sie ins Paradies aufbrechen." Das sogenannte Manifest des norwegischen Attentäters enthält unter anderem einen Text eines islamkritischen norwegischen Bloggers, der wiederum ein Interview zitiert, das Henryk M. Broder vor Jahren einer holländischen Zeitung gegeben hatte. In dem Interview sagte Broder, dass er, wenn er jünger wäre, Europa verlassen und in ein Land ziehen würde, das nicht von einer schleichenden Islamisierung bedroht wäre.

Kriminalpsychologe: Norwegischer Attentäter wollte "maximalen Schmerz"

Der österreichische Kriminalpsychologe und Bestseller-Autor Reinhard Haller hält den norwegischen Attentäter für einen "Massakristen", der fernab möglicher politscher Haltungen möglichst brutal handeln wollte: "Der Attentäter von Norwegen wollte maximalen Schmerz zufügen. Darin liegt die psychologische Erklärung für seine Persönlichkeit", sagte Haller der Tageszeitung "Die Welt". "Das Politische ist als Thema wichtig, aber nicht mehr." Der Attentäter habe - typisch für sogenannte "Massakristen" wie den Oklahoma-Attentäter Timothy McVeigh oder den Una-Bomber Ted Kaczynski - dem Töten höchste Priorität gegeben. Haller sagte zu solchen Tätern: "Wenn die Idee erst einmal wahnhaft geworden ist, ordnen sie ihr alles unter und nehmen dafür alles in Kauf." Die "Manifeste" dieser Täter seien ganz ähnlich. "Sie täuschen immer eine große Bewegung vor, obwohl sie Einzeltäter sind." Haller bezieht seine Deutung auf die bislang bekannten Geschehnisse: "Das Töten von Angesicht zu Angesicht und die Jubelrufe, die er dabei ausstieß, deuten auf eine schwere Abnormität und Gemütskälte hin, auf eine höchst sadistische Persönlichkeit. Für einen hohen Sadismus spricht auch, dass er Kinder als Opfer auswählte."

Extremismusexperte: Norwegischer Attentäter verachtet den Nationalsozialismus

Für den Extremismusexperten am Centre for European Studies in Brüssel, Florian Hartleb, ist der norwegische Attentäter kein Nationalsozialist: Er "verachtet den Nationalsozialismus. Sein Feind ist in erster Linie der Kulturmaxismus, der in seiner Sicht der Massenimmigration von Muslimen die Tür geöffnet hat", sagt Hartleb in einem Interview der Tageszeitung "Die Welt". Hartleb weist darauf hin, dass der Attentäter auch nicht unbedingt als rechtsextrem bezeichnet werden kann: "Die Bezeichnung rechtsextrem ist zu eindimensional. Seine Ideologie ist hochkomplex", sagt Hartleb. Der Extremismusforscher erkennt zudem, dass es europaweit eine wachsende antiislamische Bewegung gibt: "Ja definitiv", sagt Hartleb. "Die rechtspopulisitschen Parteien haben stark zugenommen." Das gelte auch für Deutschland: "Schauen Sie sich etwa die Pro-Köln-Bewegung an."

Über 100.000 Menschen bei Trauerkundgebung in Oslo

Angesichts der Anschläge vom vergangenen Freitag sind am Montag hunderttausende Norweger gegen Gewalt auf die Straße gegangen. Allein in der Hauptstadt Oslo versammelten sich einem Bericht des TV-Senders NRK zufolge 150.000 Menschen, um der Toten zu gedenken. Weite Teile der Innenstadt rund um das Rathaus mussten für den Autoverkehr gesperrt werden. Zu der Trauerkundgebung brachten fast alle Menschen Rosen mit. Sowohl der norwegische Kronprinz Haakon als auch der Ministerpräsident Jens Stoltenberg haben sich mit aufbauenden Worten an die Menge gewandt. "Heute sind unsere Straßen mit Liebe gefüllt", sagte der Kronprinz und bestärkte, dass die Norweger selbst wählen könnten, was die Anschläge mit ihnen machten. "Das Böse kann Menschen töten, aber niemals ein ganzes Volk besiegen", pflichtete Ministerpräsident Stoltenberg bei. Zudem zeigte er sich überzeugt, dass Norwegen "diese Prüfung" bestehen werde. Auch in weiteren norwegischen Städten, beispielsweise in Bergen und Stavanger, fanden so genannte "Blumenzüge" in Gedenken an die Anschlagsopfer statt.

Bei zwei Anschlägen in der norwegischen Hauptstadt Oslo und auf der nahe gelegenen Insel Utøya waren am vergangenen Freitag mindestens 76 Menschen getötet worden. Nachdem zuvor von mindestens 93 Toten die Rede war, hatte die norwegische Polizei diese Zahl am Montag nach unten korrigiert. Demnach seien bei dem Bombenanschlag in der Innenstadt Oslos acht Menschen getötet worden. Danach habe der Attentäter auf der Insel den Tod von mindestens 68 Jugendlichen verursacht. Der mutmaßliche 32-jährige Attentäter hat derweil am Montag in einer ersten richterlichen Anhörung die Tat gestanden, sich jedoch zugleich für nicht schuldig erklärt. Die Untersuchungshaft wurde auf acht Wochen festgelegt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

 

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