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Indigene Völker kämpfen um ihre Rechte

Archivmeldung vom 09.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: "obs/nph deutschland e.V."
Bild: "obs/nph deutschland e.V."

Gabriela ist zehn Jahre alt. Sie stammt aus einem kleinen indigenen Dorf im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Ihre Familie war so arm, dass sie die vier Kinder nicht ernähren konnte. So kamen sie im Februar 2012 ins Kinderdorf von nuestros pequeños hermanos (nph) in Mexiko. Gabriela ist eine von weltweit 350 bis 400 Millionen Menschen, die einem der rund 5.000 indigenen Völker in 75 Staaten angehören. Eines haben indigene Völker auf der ganzen Welt gemein: Die Erfahrung von Unterdrückung, Diskriminierung und oft auch großer Armut. Seit 1995 gilt der 9. August als Tag der indigenen Völker. Dieser Gedenktag bietet Gelegenheit auf die Probleme der indigenen Bevölkerungsgruppen aufmerksam zu machen.

In Lateinamerika gibt es über 400 ethnische Gruppen und Völker und 917 gesprochene indigene Sprachen. Besonders hoch ist der prozentuale Anteil der indigenen Bevölkerung in Bolivien, Guatemala, Peru und Ecuador. Die Mehrheit der Indigenen lebt als Kleinbauern in extremer Armut. Dies gilt vor allem für die ländliche Bevölkerung. In Bolivien gelten rund 50 Prozent der Bevölkerung als arm, zwei Drittel davon sind indigene Völker. Und das, obwohl Bolivien als erstes lateinamerikanische Land einen indigenen Präsidenten hat. Seit 2006 ist Evo Morales Präsident des Landes. Nach einem guten Start seiner Amtszeit, setzte der Präsident einige Vorhaben um, die der indigenen Bevölkerung zu Gute kamen. So setzte er sich für eine Verfassungsänderung ein, die indigenen Völkern zum ersten Mal weitgehende Rechte übertrug. Doch seit 2010 hat sich seine Politik verändert: Bolivien wurde offener für ausländische Investoren, die vor allem an den Rohstoffvorkommen des Landes interessiert sind. Bei Abkommen zwischen der Regierung und den Unternehmen wurde seither oft das Recht auf Mitsprache der indigenen Gruppen übergangen.

Die Rechte der Indigenen werden oft mit Füßen getreten

Die größten Konflikte zwischen den Regierungen und den indigenen Völkern in Lateinamerika bestehen im Zusammenhang mit der Umwelt und dem Lebensraum. Der Lebensraum der indigenen Völker fällt zunehmend den Bauprojekten und Erdölbohrungen der Konzerne zum Opfer. "Schon zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung war eine der Bedingungen der spanischen Krone, den Indigenen das Recht auf ihr Land zu gewähren", sagt Arturo Castro-Frenzel. Der Deutsch-Nicaraguaner lebt seit 1981 in Berlin und hat selbst indigene Wurzeln. Theoretisch werden zwar wohlmeinende Absichten erklärt und die Kultur der Indigenen anerkannt, doch in der Praxis findet diese Anerkennung oft wenig Beachtung. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass in vielen Staaten die Deklaration 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einfach umgangen wird. Sie ist die einzige internationale Norm, die indigenen Völkern Grundrechte garantiert. Die Norm wurde 1989 von der Generalversammlung der ILO verabschiedet und bis heute haben nur 22 Staaten, darunter Bolivien und Brasilien, unterzeichnet.

Eines der Grundrechte aus der Deklaration 169 gewährleistet "die Mitbestimmung über die Nutzung natürlicher Ressourcen". Dass dies in der Praxis wenig beachtet wird, zeigt sich am Bau des Belo-Monte-Staudamms in Brasilien. Durch den Bau des Staudamms werden, Fachleuten zufolge, bis zu 40.000 Menschen vertrieben. Dazu zählen Flussanwohner, Indigene und Kleinbauern ebenso wie Bewohner der Armenviertel in der Stadt Altamira. Die Indigenen wurden bei der Entscheidung zum Bau des Staudamms trotz eines bestehenden Gesetzes übergangen.

Indigener Widerstand hat eine lange Tradition

Seit den 1990er Jahren gehören indigene Bewegungen zu den wichtigsten sozialen Bewegungen. Doch der Widerstand hat eine viel längere Tradition. Er ist seit der Kolonialisierung vor mehr als 500 Jahren ein ständiger Begleiter des politischen Geschehens in Lateinamerika. Mit Unterstützung von internationalen Nichtregierungsorganisationen organisieren indigene Bewegungen Protest, Besetzungen, setzen sich für die Demokratisierung und gegen neoliberale ökonomische Strukturen ein. Die Proteste bringen die indigenen Bewegungen immer öfter in Konflikt mit dem Gesetz, obwohl sie ihr Land und dessen Bodenschätze verteidigen. Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) spricht in diesen Fällen von einer systematischen Kriminalisierung.

Eine indigene Herkunft ist oft mit Vorurteilen verbunden

"Indio ist ein weitverbreitetes Schimpfwort in Lateinamerika", sagt Castro-Frenzel. Indigene in Lateinamerika wird oft mit Vorurteilen begegnet. Deshalb ist es auch für die meisten indigenen Kinder nicht leicht in ein Kinderdorf zu kommen - vor allem, wenn sie kein Spanisch sprechen. Um das Selbstbewusstsein dieser Kinder zu stärken und Vorurteile abzubauen, lässt nph keine Gelegenheit aus, um die indigene Kultur zu pflegen. Im Kinderdorf von nph in Honduras beispielsweise wird in jedem Jahr am 20. Juli der "dia de indio", der Tag der Indigenen, gefeiert: mit Tänzen, speziellen Gerichten und durch die Aufführung der Geschichte des Landes. Das hilft dabei Vorurteile zu beseitigen, fördert das Verständnis der Kinder untereinander und stärkt den Zusammenhalt.

Quelle: nph deutschland e.V. (ots)

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