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Inselkauf: Traum oder Albtraum

Archivmeldung vom 05.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die echte Robinson-Insel vor Chile. Bild: GoMoPa / Vladi
Die echte Robinson-Insel vor Chile. Bild: GoMoPa / Vladi

Inseln bieten keine Zuflucht vor Bürgerunruhen. "Es gibt keinen rechtsfreien Raum. Wer heute eine Insel kauft, will einfach nur Urlaub vom Alltagsstress machen. Daran hat sich auch in der Krise nichts geändert." Das sagt Sabine Rollinger, Pressesprecherin der Hamburger Maklerfirma Vladi Private Islands GmbH dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net.

Rollinger: "Jeder Inselbewohner bleibt ein Staatsbürger. Die Ozeane sind in Hoheitsgewässer aufgeteilt. In vielen Ländern dürfen Ausländer gar keinen Grund und Boden besitzen. Das gilt für Dänemark und für den asiatischen, philipinischen und indischen Raum. Dort gibt es Hunderte von Inseln, die alle nicht von Ausländern erworben werden können. Es sei denn, man findet einen Einheimischen, den man ins Grundbuch eintragen lassen kann."

GoMoPa: "Aber was raten Sie jemanden, der nun vor der Krise fliehen will und für sich und seine Familie eine Insel sucht?"

Rollinger: "Suchen Sie sich ein Land aus, das politisch stabil ist und wo Ihnen das Klima angenehm ist. Und bevor Sie die Insel kaufen, mieten Sie sich erst einmal dort ein. Testen Sie aus, ob Sie überhaupt ein Inseltyp sind. Schauen Sie sich ihre künftigen Nachbarn an. Die örtlichen Fischer. Wo ist die nächste Schule, ein Krankenhaus? Wie sieht die Infrastruktur aus? Wie lange dauert es, bis ein Notarzt da sein kann?

Wenn Sie zum Beispiel auf den Fijis von einem Tag auf den anderen enteignet werden, dann haben Sie umsonst ein schönes und teures Haus errichtet und müssen mit leeren Händen in ihrem Boot davonfahren. Schauspieler Mel Gibson (53) hat sich beispielsweise auf einen örtlichen Makler verlassen und hat nun mit seiner Fiji-Insel Mago Island große Probleme, weil dort Einheimische ihre Grundstücksrechte einklagen." Der Braveheart-Darsteller, der am 30. Oktober 2009 zum achten Mal Vater geworden ist, hatte im Jahr 2005 das 2.190 Hektar große Mago Island im Pazifik für 15 Millionen US-Dollar gekauft.

Mateschitz kaufte Laucala für zehn Millionen Dollar

Sein Nachbar, der Red-Bull-Gründer und Milliardär Dietrich Didi Mateschitz (65) aus Salzburg (Österreich), hatte mehr Glück. Er vertraute bei seinem Geschäft dem erfahrenen Hamburger Inselmakler Farhad Vladi (64), der seit 1975 bereits 2.000 Inseln verkauft hat und seit 20 Jahren selbst eine Insel in Neuseeland mit 50 Schafen und 100 Ziegen sein eigen nennt. Vladi, der genaue Daten über 12.000 Inseln besitzt, hatte die Grundbücher genau geprüft, bevor er im Jahre 2003 Mateschitz den Kauf der Laucala Island für zehn Millonen Dollar empfahl.

Vorbesitzer war Falcom Forbes. Er hatte die Insel im Jahre 1972 für eine Million Dollar gekauft. Er bezeichnete sie als den schönsten Platz der Welt und lud auch Elizabeth Taylor dorthin ein. Er wollte dort begraben werden. Man erfüllte ihm den Wunsch. Vor dem Verkauf der Insel ließ die Forbes-Familie das Grab exhumieren und überführte die Urne in die USA. Mateschitz errichtete auf Laucala ein Luxusressort. Der Wert der Insel wird heute mit 60 Millionen Pfund angegeben. Für Mateschitz ist es ein Rückzugsgebiet, in dem der leidenschaftliche Pilot (er fliegt eine Falcon 900) seine Freunde wie den Ex-VW-Boss Bernd Pischetsrieder einlädt.

GoMoPa: Nun kann man ja nicht warten, bis man von Didi Mateschitz eingeladen wird. Wo gibt es denn eine Schnupper-Insel zu mieten?

Rollinger: "Machen Sie es doch wie Moderator Jörg Pilawa (43), der in Kanada in Nova Scotia erst eine Insel gemietet hat, dann für sich und seine Familie kaufte und nun die Insel mit komfortablem Haus während seiner Abwesenheit für 180 Euro pro Tag vermietet. Der Preis gilt für bis zu sechs Personen. Die Insel ist über uns buchbar."

Pilawas private Insel in Kanada für 200.000 Euro

Die Insel heißt Hunt Island. Sie hatte vor Pilawa einem Deutschen gehört, der die Insel nun nach 25 Jahren aus gesundheitlichen Gründen für 200.000 Euro verkauft hat. Pilawa sagt zu seinem Inselkauf im ZDF-Interview: "Eine Privatinsel ist für mich kein Statussymbol, sondern Erholung. Man ist dort reduziert auf die Familie. 24 Stunden am Tag. Als ich die Insel zum ersten Mal betrat, habe ich eine Viertelstunde gar nichts gesagt. Ich habe mich sofort in die Insel verliebt."

Hunt Island ist achteinhalb Fußballfelder groß und liegt mitten in einem kanadischen See. Warum hat sich Pilawa keine Südsee-Insel gekauft?

Pilawa: "Meine Erinnerung an einen Palmenstrand sind ein Sonnenbrand und Unmengen an Sandflöhen." Vladi, der seine Kunden auch nach dem Kauf betreut und bei Bedarf auch die Verwaltung der Inseln übernimmt, sagt: "Man kauft sich in eine neue soziale und topografische Welt mit einer gewissen Botanik ein. Das ist ein langer Weg, der mit dem Mieten beginnt."

GoMoPa:Wo kann man das denn austesten?

Rollinger: "Richtiges privates Inselfeeling erleben Sie zum Beispiel über Weihnachten oder Silvester für 60.000 Euro pro Woche mit bis zu 14 Begleitern auf der Bonefish Cay auf den Bahamas in der Karabik inklusive Vollverpflegung durch einen Privatkoch. Wenn Ihnen die Insel gefällt, können Sie sie für 14,5 Millionen US-Dollar kaufen. Aber wir haben auch etwas mehr touristisches im Programm. Wir organisieren auch Trips zur echten Robinson-Crusoe-Insel, die allerdings keine Privatinsel ist und nicht zum Verkauf steht."

Der 1.000-Dollar-Tagestrip zur Robinson-Insel

Daniel Defoes Romanheld soll es wirklich gegeben haben. Robinson Crusoe lebte im 18. Jahrhundert als schottischer Seefahrer Alexander Selkirk. Sein Kapitän setzte ihn nach einem Streit zur Strafe auf der Insel Mas a Terra im Pazifik, 640 Kilometer vor Chiles Küste, aus. Selkirk wurde 1709 gerettet. Die Insel wurde später in Robinson Crusoe Insel umbenannt. Heute leben dort 600 Menschen vom Hummerfischen und Tourismus. Die Gäste dürfen in der Robinson-Höhle zelten. Der Tag mit Vollpension kostet pro Person 420 Dollar. Die Anreise erfolgt über Santiago de Chile. Per Kleinflugzeug (zweieinhalbstündiger Flug) und einem Boot geht es von dort zur Robinson-Insel (Fahrtkosten zur Insel 550 Dollar pro Person).

Für den Inselaufenthalt hat die Italienerin Patrizia Gucci extra eine Tasche, die Survival Bag, entworfen. Rollinger: "Die schneeweiße, sehr schicke Tasche ist für alle, die reif für die Insel sind, und für alle, die einmal Robinson auf einer einsamen Insel sein wollen. Sie enthält ein Zwei-Mann-Zelt, das sich in Sekunden automatisch aufstellt. Natürlich ist auch der Roman Robinson Crusoe dabei, aber auch Angel, Hängematte, Kompass und ein Brennglas. Sie kostet 385 Euro plus Versandkosten."

GoMoPa: Gibt es denn in Deutschland keine Inseln zu kaufen?

Rollinger: "Doch, aber sehr selten. Bislang haben hatten wir vier Inseln im Angebot, die man als Privatperson kaufen konnte. Eine im Rhein, eine in Schleswig-Holstein und zwei Inseln vor Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Eine der beiden vor Rügen ist noch noch zu haben."

Rarität: deutsche Ostsee-Insel vor Rügen

Es ist die Insel Tollow. Etwa drei Fußballfelder groß im südlichen Boddengewässer von Rügen. Einer Art Bucht, also nicht in der offenen Ostsee. Sie gehört Inge Voigt und ihrem Mann aus Putbus. Das Ehepaar ist zu alt, um täglich vom Rügener Ferienort Maltzien auf die Insel rüberzupaddeln zu ihren vier Schafen. Auf der Insel ist ein vier Meter hoher Aussichtsturm und eine Notunterkunft. Gebaut werden darf nicht. Die Insel steht unter Naturschutz. Rollinger empfiehlt deshalb den künftigen Besitzern, sich ein Hausboot anzuschaffen, das an der Insel anlegen kann. Verhandlungsbasis sind 250.000 Euro plus 3,5 Prozent Maklercourtage. Rollinger: "Ich denke, dass die Insel bald verkauft sein wird."

GoMoPa: Natürlich wollen wir auch wissen, was die billigste und was die teuerste Insel ist, die zum Verkauf steht?

Rollinger: "Die preiswerteste Insel ist Tarpaulin Island in Kanada für rund 54.000 Euro, und die teuerste Insel ist Buck Island im Pazifik für 50 Millionen Euro."

Tarpaulin Island liegt in Kanada, wo man eine Insel nur Insel nennen darf, wenn mindestens ein Baum darauf wächst. Erst dann darf man in Kanada auch auf der Insel bauen. Tarpaulin ist 20.000 Quadratmeter groß und liegt in Nova Scotia, da, wo auch Jörg Pilawa seine Privatinsel gekauft hat. Nur das Tarpaulin gegen Pilawas Hunt Island ein Schnäppchen ist.

Teuerste Insel liegt im Francis Drake Kanal

Die Edel-Insel Buck Island ist 178.068 Quadratmeter groß und liegt östlich von der Insel Tortola im Sir Francis Drake Kanal im Land British Virgin Islands in der Karabik. Der Sir Francis Drake Kanal ist ein geschütztes Segelgebiet. Auf der Insel steht ein Luxushaus. Und im Preis inbegriffen ist noch ein Haus mit 5.544 Quadratmetern Land auf der Nachbarinsel Tortola.

Makler Vladi sagte kürzlich einem TAZ-Reporter: "Der Wunsch nach Karibikflair übersteht ein ehrliches Beratungsgespräch meist nicht. Wer sich einmal mit der Frage beschäftigt hat, wie weit es im Notfall bis zum nächsten Krankenhaus ist und wie es um die politische Stabilität in der Region bestellt ist, der kauft am Ende meist doch lieber Inseln in Schweden, Frankreich oder Kanada. Die Leute kommen und fragen nach einer Südseeinsel und verschwinden mit irgendetwas mit einer Fichte drauf." 

Quelle: GoMoPa (www.gomopa.net / Siegfried Siewert)

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