Fleisch-Attrappen und Riesenhühner: Tierschutzprotest sorgt für Trubel vor der Edeka-Zentrale
Mit einem aufsehenerregenden Protest haben Aktive der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt am heutigen Mittwoch vor der Edeka-Zentrale in Hamburg demonstriert. Die Stiftung wirft dem Vorstand um Markus Mosa Tatenlosigkeit vor und verlangt eine verbindliche Erhöhung der Tierschutzstandards.
Edekas "Gut & Günstig"-Hühnerbrustfilets sind von der Krankheit Muskelverfettung ("White Striping") betroffen, was ein klares Indiz für systematische Qualzucht ist. Das fand die Albert Schweitzer Stiftung mit einer aktuellen Untersuchung heraus. Der Verkauf von Fleisch kranker Tiere hat auch Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher.
Bereits am Montag hatte T-Online über das Problem berichtet und kurz darauf waren viele weitere Medien in die Berichterstattung eingestiegen. Mit Hinweis auf den dringenden Handlungsbedarf lud die Albert Schweitzer Stiftung schließlich zum Protest in Hamburg ein.
Presse, Promis und Parolen vor der Edeka-Zentrale
Schaulustige und Presse ließen sich nicht zweimal bitten und erschienen pünktlich um 11:30 Uhr vor dem Eingang der Edeka-Zentrale. Dort wurden sie neben überdimensionalen Hühnerfleischverpackungen und riesigen Masthuhn-Attrappen auch von den Influencer:innen Juju & Fabi von den Vegan Superheroes begrüßt, die die Protestaktion als prominente Publikumsmagneten begleiteten.
Auch dank der überwältigenden Akustik rund um das Edeka-Gebäude blieb die lautstarke Demonstration mit ihren Rufen wie "Supermarkt? Superleid! Kranke Hühner weit und breit!" oder auch "Edeka: so grün, so fein? Wir hören eure Hühner schreien!" von niemandem in der Edeka-Zentrale unbemerkt. Zudem sorgten die kunstvoll gestalteten Requisiten unter dem Motto "Wir lieben Leidensmittel" - eine provokante Anspielung auf Edekas bekannten Werbeslogan - für allerlei Aufsehen.
Ein Brief an Markus Mosa
Einige freundliche Gespräche mit Edeka-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern waren vor dem Gebäude möglich, und auch die Flyer wurden gern angenommen. Dennoch musste die Veranstaltungsleitung die extra für Markus Mosa mitgebrachten Dokumente am Empfang abgeben: den Report zur Muskelverfettung, einen an Mosa gerichteten Brief sowie die aktuelle Ausgabe des Hamburger Abendblatts mit seinem Konterfei unter der Überschrift " Tierschützer gegen Edeka: Qualitätsmängel bei Geflügelfleisch?"
Irina Fronescu, Bereichsleitung Kampagnen bei der Albert Schweitzer Stiftung, zeigt sich zufrieden mit der heutigen Aktion: "Wir konnten heute zahlreiche Edeka-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter auf das Problem der systematischen Qualzucht hinweisen."
Edeka zieht sich aus der Verantwortung
Eine zufriedenstellende Reaktion des Edeka-Verbunds blieb jedoch bisher aus. Einzig die Äußerung, man könne die Vorwürfe nicht nachvollziehen, denn Edeka handele genau wie die Wettbewerber, wird Tag für Tag in der Presse wiederholt.
"Dies halten wir für eine irreführende Aussage", sagt Irina Fronescu. "Von allen großen Lebensmitteleinzelhändlern hat Edeka bisher am wenigsten für eine Erhöhung der Tierschutzstandards getan. Während Aldi, Rewe, Lidl und andere Supermarktketten sich bereits zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative verpflichtet haben, bleibt der größte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland tatenlos.
Wir fordern Edeka deshalb erneut auf, der Verantwortung gerecht zu werden: Bekennen Sie sich zu höheren Tierschutzstandards, treten Sie der Masthuhn-Initiative bei und formulieren Sie einen konkreten Plan für den Ausstieg aus den Haltungsformen 1 und 2 für alle Tierarten. Wir stehen weiterhin für einen Dialog bereit."
Weitere Proteste in 20 Städten geplant
Die Aktionen der Albert Schweitzer Stiftung gehen weiter, bis Edeka endlich Verantwortung übernimmt. Die Proteste der kommenden Woche finden vor Edeka-Märkten in Freiburg im Breisgau (27.06.), Heidelberg (27.06.), München (27.06. und 28.06.), Mannheim (28.06.), Nürnberg (28.06.) und Berlin (28.06.) statt.
Quelle: Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (ots)