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Leider kein Scherz: Leichensäcke auf real.de bestellen – Aber wofür?

Archivmeldung vom 15.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
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Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Das gilt im Online-Zeitalter mehr denn je. So kann man beispielsweise Leichensäcke auf Online-Marktplätzen wie real.de oder Amazon ordern. Doch wer bestellt sowas und wofür? Und ist das überhaupt legal? Eine Recherche von dem russischen online Magazin „SNA News“ .

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Anfang Januar tauchte in einer geschlossenen Facebook-Gruppe ein Screenshot von dem Online-Marktplatz real.de auf. Auf diesem war zu sehen, dass in der Kategorie „Fitnesskleingeräte“ Leichensäcke in verschiedenen Ausführungen, Farben und Preisklassen feilgeboten wurden. Beworben werden sie beispielsweise mit Beschreibungen wie: „6x wasserdichter Leichensack mit Reißverschluss und Griffen“. Ein makabrer Scherz? Fotomontage? Mitnichten. Wer die Echtheit des Angebots prüfen wollte, konnte sich selbst davon überzeugen, indem er die Seite real.de aufrief und den Suchbegriff „Leichensack“ eingab.

Aber weswegen sollte die Supermarktkette Real Leichensäcke vertreiben? Auf Nachfrage antwortete die Pressestelle, der Online-Marktplatz real.de sei im vergangenen Jahr von Kaufland übernommen worden, daher solle man sich mit den Fragen zum Sachverhalt auch an Kaufland wenden. Und darüber hinaus: „In den Real-Märkten wurden zu keinem Zeitpunkt Leichensäcke angeboten.“

Auf unsere Fragen, weswegen auf real.de Leichensäcke angeboten werden, wer das Zielpublikum sei und ob die potentiellen Käufer irgendwelche Nachweise erbringen müssten, was den Verwendungszweck angeht, gab sich auch Kaufland in seiner Antwort ziemlich wortkarg. Auf der Plattform würden über 16.000 Artikel von selbstständigen Händlern angeboten, wobei die Händler ihr Angebot selbst bestimmten. „Sollten uns Hinweise bekannt werden, dass Produkte in unzulässiger Weise angeboten werden, gehen wir unverzüglich auf die Händler zu und ergreifen entsprechende Maßnahmen“, so die Kaufland-Pressestelle.

Für Haustiere?

Wofür also sollten Privatpersonen Leichensäcke bei real.de, Amazon und Co. kaufen? Das verstorbene Haustier bestatten? Dafür braucht man normalerweise wohl kaum einen Leichensack mit 300 Kilogramm Tragkraft und so großen Maßen, selbst wenn es sich beim verstorbenen Liebling um einen Irischen Wolfshund handelt…

Im Netz könne man alles kaufen und auf Marktplätzen wie real.de tummelten sich die verschiedensten Anbieter, sagt Elke Herrnberger, Sprecherin des Bundesverbands deutscher Bestatter. Leichensäcke – oder Body Bags – seien per se auch nichts Gefährliches. „Aber natürlich ist es für den normalen Verbraucher makaber, solche Gegenstände auf einem Marktplatz zu sehen.“ Die Bestatter hierzulande würden ihre Waren aus dem Fachhandel und nicht von Online-Marktplätzen wie real.de beziehen, erklärt die Expertin. Woher der „Trend“ komme, könne sie sich nicht erklären.

„Ich wäre nie auf die Idee gekommen, unter einem Stichwort wie ‚Leichensack‘ auf einem Kaufportal wie Amazon oder real.de zu suchen. Denn für jeden Fall des Versterbens gibt es Bestatter. Die haben das gelernt und machen das beruflich. Was man sonst noch mit einem Body Bag machen will, ist mir völlig unverständlich. Es könnte auch sein, dass diese Sachen auch vorher da waren und man jetzt nur anders sucht. Oder dass findige Geschäftsleute aus China da ein Geschäft wittern.“

Rechtsextreme Gruppe hortet Leichensäcke

Aus der jüngeren Geschichte könnte einem zumindest ein Beispiel einfallen, wo Privatpersonen offenbar Bedarf an einer größeren Menge von Leichensäcken gehabt haben: Die rechtsextreme Prepper-Gruppe Nordkreuz. Diese soll zehntausende Schuss Munition und unzählige illegale Waffen gehortet und rund 200 Leichensäcke sowie Löschkalk bestellt haben. Seit 2017 wurde gegen die Mitglieder der Vereinigung, die größtenteils aus Polizei- und Bundeswehrkreisen stammen sollen, ermittelt. Die Beschuldigten sollen Todeslisten angelegt und Ermordungen geplant haben. 2019 wurde der Nordkreuz-Gründer Marko G. wegen illegalen Waffen- und Kriegswaffenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt.

Aber was ist, wenn man als Angehöriger – aus welchem Grund auch immer – einfach den Wunsch hat, seinen Verstorbenen in eben so ein Body Bag von real.de zu betten? Darf man das? Elke Herrnberger antwortet diplomatisch:

„Sagen wir es mal so: Sie müssen natürlich die deutsche Norm erfüllen, wie sich das gehört. Wir haben ja geprüfte Systeme und Materialien in Deutschland, die zum Einsatz kommen, um eben auch kein Sicherheitsrisiko einzugehen. Aber Bestatter sind schon sehr entgegenkommend, was viele Dinge angeht.“

Immer individuellere Bestattungsriten

Ohnehin würden die Bestattungsriten immer individueller werden, beispielsweise mit angemalten Särgen. Daher halte sie es für möglich, dass auch ein individueller Leichensack vom Bestatter zugelassen werden könnte.

„Aber in der Regel werden die Body Bags schon vom Krankenhaus gestellt, der Verstorbene ist bereits eingebettet. Ich fände es auch ein bisschen makaber, jedem, der noch lebt, ein Body Bag zu überantworten. Ich glaube, das machen wir einfach nicht.“

Wenige Tage nach unserer Nachfrage bei Kaufland sind die Leichensäcke vom Online-Marktplatz real.de verschwunden. Auf Amazon findet sich aber nach wie vor eine große Bandbreite an Angeboten."

Quelle: SNA News (Deutschland)

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