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Friedensforscher: ''Olympia-Idee ist bedenklich''

Archivmeldung vom 01.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Olympische Ringe: Kein Friedenssymbol, sagen Experten. Bild: Flickr/Catchpole
Olympische Ringe: Kein Friedenssymbol, sagen Experten. Bild: Flickr/Catchpole

Ganz im Kontrast zum oft beschworenen Ideal des "Olympiafriedens" sind die olympischen Spiele in ihrer heutigen Form kein Friedensbringer. Zu diesem Urteil kommt Wolfgang Dietrich, Lehrstuhlinhaber für Friedensstudien der UNESCO an der Uni Innsbruck. "Aus postmoderner Sicht ist der olympische Wettbewerb bedenklich und äußerst zu hinterfragen", so der Friedensforscher im pressetext-Interview.

Kritik übt Dietrich vor allem an der Form des Wettkampfes, bei dem einzig das Gewinnen zählt. "Man führt im Sport einen symbolischen Stellvertreterkrieg zwischen Nationen und festigt im Wettbewerb die Identifikation des Athleten und der Zuseher mit diesen. Das unterhält die Menschen zwar, macht jedoch das Zusammenleben auf der Erde nicht unbedingt einfacher."

Fußball ohne Tore

Wollte Olympia den Friedensgedanken in den Vordergrund rücken, müsste es den Wortsinn des Spieles stärker verfolgen, schlägt der Forscher vor. "Nicht das Gewinnen, sondern das gemeinsame Handeln ist die wichtigste Komponente im Spiel. Ohne nominellen Sieger könnte man womöglich gezielter versuchen, Spannungen, Vorurteile und Stereotypen abzubauen. Das wäre dann wie ein Fußballspiel ohne Tore."

Dass derartige Einwände für die meisten unverständlich sind, muss Dietrich eingestehen, etwa sobald Investitionen oder Arbeitsplätze ins Zentrum rücken. Doch seien die Spiele mittlerweile nur noch auf ihren kapitalistischen Nutzen abgestimmt, wobei auch hier das Prinzip des Wettbewerbs mit Ausgrenzung und Gruppenbildung durchschlage. "Die Spiele sind bald nichts mehr als ein Riesengeschäft", urteilt der Politikwissenschaftler.

UN lassen Antike auferstehen

Dabei versucht Olympia noch heute an jene Waffenruhe anzuschließen, die bei den Spielen im antiken Griechenland galt. Die Vereinten Nationen belebten diese Tradition neu, indem sie seit Atlanta 1996 jeweils ab sieben Tage vor Beginn der Sommer- und Winterspiele bis sieben Tage nach Ende der Paralympics Friede "vorschreiben". 2012 wurde die Resolution zum ersten Mal von allen 193 UN-Mitgliedsstaaten unterzeichnet.

Die UN-Vorgehensweise ist umstritten: Der Bochumer Völkerrechtler Pierre Thielbörger fordert etwa in der "Zeit" (siehe: http://bit.ly/N6LAFD ), davon wieder abzukommen. Die "unsäglichen" Resolutionen zum Frieden während der Spiele seien "naiv". Weit eher würden sie der Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen schaden als dass sich Diktatoren durch Sport zum Waffenverzicht bewegen ließen.

Idealismus versus Realismus

"Es ist nicht bekannt, dass die Resolution jemals mehr Frieden gebracht hätte", berichtet auch Dietrich. Dennoch sei das UN-Dokument nicht naiv, sondern "Ausfluss eines idealistischen Friedensverständnisses": "Man geht davon aus, dass die Zukunft den Frieden schaffen soll, den es derzeit nicht gibt. Dem entgegen steht die realistische Sichtweise des Menschen als sich selbst vernichtenden Gewalttäter." Eine Antwort auf den Konflikt dieser beiden Schulen gebe es nicht, stellt Dietrich nüchtern fest. "Hinterfragen muss man aber, von welchem Frieden die Rede ist."

Quelle: www.pressetext.com/Johannes Pernsteiner

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