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Kohl-Vertrauter greift de Maizière an

Archivmeldung vom 21.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Lothar de Maizière Bild: www.delphic.org IDC / de.wikipedia.org
Lothar de Maizière Bild: www.delphic.org IDC / de.wikipedia.org

Der letzte Vorsitzende der Ost-CDU und erste und letzte demokratisch gewählte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière ist wegen seines Erinnerungsbuchs ("Ich will nicht, dass meine Kinder lügen müssen"), das an diesem Mittwoch von der CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgestellt wird, in die Kritik geraten.

Er schreibe über die entscheidenden Vorgespräche, die Anfang 1990 zur "Allianz für Deutschland" als Wahlkampfbündnis von Ost-CDU, Demokratischem Aufbruch (DA) und Deutscher Sozialer Union (DSU) geführt hätten, "nicht die Wahrheit". Außerdem habe er die Absicht gehabt, "mit seinen Freunden im Westen den Sturz von Helmut Kohl zu betreiben". Das behauptet der seinerzeitige enge Kohl-Vertraute Willy Wimmer in einer Erklärung gegenüber der "Leipziger Volkszeitung". Wimmer war im Wendejahr Vorsitzender des einflussreichen CDU-Bezirksverbandes Niederrhein und Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium.

Bei einem von Wimmer (der hatte sich telefonisch mit Kohl abgestimmt, der sich zu dieser Zeit in seinem Bungalow im heimischen Oggersheim aufhielt) mit de Maizière geführten Gespräch am 27. Januar 1990 in Neuss habe sich der ostdeutsche Politiker bitter über den Bundeskanzler und über dessen verkündetes "Gesprächsembargo" zwischen der DDR-Blockpartei CDU und der West-CDU beklagt. Dem Gespräch vorausgegangen sei, so Wimmer, ein 45-minütiges Telefonat de Maizières mit dem bekannten Kohl-Kritiker Heiner Geißler. Vermittelt hatte dieses entscheidende West-Ost-Gespräch im Rheinischen seinerzeit Alfons Kranz, Verlagsgeschäftsführer der "Neuss-Grevenbroicher Zeitung". In Neuss habe de Maizière "von vornherein klargemacht, dass er vor seinem persönlichen Scheitern stehe, dass er wegen der bestehenden Gesprächsverweigerung mit ihm den Bundeskanzler für die gewaltige Ausreisewelle aus der noch bestehenden DDR persönlich verantwortlich mache und dass er deshalb mit seinen Freunden im Westen den Sturz von Helmut Kohl betreibe".

Nach "stundenlangen Gesprächen" und einem "überbrachten Gruß von Herrn Kohl" habe sich de Maizière dann in Neuss doch auf ein anderes Verhalten besonnen. Es sei deshalb wenig später zu einem Treffen Kohls mit de Maizière und zur "Allianz für Deutschland" gekommen, die ursprünglich als "Union für Deutschland" angedacht war.

Vor Beginn des Neusser Treffens habe de Maizière noch die deutsche und internationale Presse ins Neusser "Swisshotel" einladen lassen, "um das Scheitern aller Gesprächsversuche mit der CDU-Spitze zu verkünden", erklärte Wimmer. Auch der Ehemann der damaligen Bundestagspräsidentin und Kohl-Kritikerin Rita Süssmuth, Professor Hans Süssmuth, sei involviert gewesen.

In seinem Buch beklagt Lothar de Maizière mehrfach die Dominanz Kohls im politischen Miteinander: "Auch im Nachhinein bin ich immer noch empört darüber, dass er sich anmaßte, für uns - die DDR - zu sprechen, und - schlimmer noch - mich nicht einmal über diese Tatsache zu unterrichten."

De Maizière war Ende 1990 auch wegen Vorwürfen einer vermeintlichen Stasi-Mitarbeit ("IM Czerny") von seinen politischen Ämtern zurück getreten. Ein Teil der damaligen Stasi-Gerüchte über de Maizière waren in den Nach-Wende-Monaten, so Informationen der Zeitung, auch aus der CDU-Zentrale und dem Kohl zuzurechnenden Umfeld gegenüber Medien mit befördert worden. Die Bonner Quellen stützten sich damals auf zwei Aktensammlungen, die ein geheimdienstlicher DDR-Überläufer frühzeitig dem Bundesverfassungsschutz über hochrangige DDR-Kirchenpolitiker zugänglich gemacht hatte. 

Quelle: Leipziger Volkszeitung 

 

 

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