Wadephul distanziert sich von Begriff "Zwangssolidarität"
Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat sich gegen Kritik aus den eigenen Reihen gewehrt, aber auch einen Fehler eingestanden. Mit Blick auf seine diplomatischen Bemühungen und seine im Gegensatz zum Kanzler zurückhaltenderen Äußerungen zum Angriff Israels und der USA auf den Iran sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS): "Als Außenminister muss ich mit allen Außenministern in der Welt jederzeit reden können - egal, wie unterschiedlich unsere Auffassungen sind."
Er fügte an: "Den Bundeskanzler und mich eint, trotz unterschiedlicher
Jobbeschreibung, dasselbe Ziel. Wir sprechen uns eng und vertraulich
ab."
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte davon gesprochen,
dass Israel die "Drecksarbeit" für uns alle mache mit dem Angriff auf
den Iran. Das hatte in der Union Zuspruch gefunden. Wadephul sagte der
FAS: "Das muss vielleicht auch die CDU wieder lernen, nachdem sie 60
Jahre den Außenminister nicht gestellt hat. Ich kann nicht der Zuspitzer
sein - das ist nicht die Aufgabe des Außenministers. An erster Stelle
muss ich gesprächsfähig bleiben in der Welt."
Wadephul hatte auch
aus den eigenen Reihen zuletzt Kritik erfahren, gerade auch mit Blick
auf seine kritischen Äußerungen zu Israel. Vor allem die Formulierung,
dass er eine "Zwangssolidarität" ablehne, hatte in der Union sehr
irritiert. Wadephul gestand hier einen Fehler ein, er sagte der FAS:
"Das Wort 'Zwangssolidarität' würde ich so nicht wieder benutzen."
Allerdings
verteidigte er seinen grundsätzlich kritischen Kurs an dem Agieren
Israels im Gazastreifen: "Was die Lage in Gaza angeht, muss man einfach
der Realität Rechnung tragen. Man muss sehen, was da passiert", sagte er
der FAS. "Gerade Parteien mit einem C im Namen dürfen bei der
katastrophalen humanitären Lage nicht wegschauen."
Wadephul
verteidigte auch seine frühe Äußerung zum neuen Fünf-Prozent-Ziel für
Verteidigung. "Meine klare Priorität war es in diesem Moment, vor den
versammelten Nato-Alliierten das Zeichen zu setzen, dass Deutschland
notwendige Verantwortung übernimmt", sagte er der FAS. "Und am Ende ist
es gelungen: Der Nato-Gipfel hat das Fünf-Prozent-Ziel beschlossen -
weil wir es für unsere Sicherheit brauchen."
Wadephul hatte bei
einem informellen Nato-Außenministertreffen in der Türkei als erstes
Mitglied der Bundesregierung verkündet, dass man sich dem von
US-Präsident Donald Trump verlangten Ziel anschließe, fünf Prozent der
Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben. Er bezog sich damit auf
den Plan des Nato-Generalsekretärs Rutte, der die fünf Prozent auf 3,5
Prozent für Rüstung und 1,5 für sogenannte verteidigungsrelevante
Infrastruktur aufteilte. So wurde es dann auch beschlossen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur