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Gesundheitsminister sieht Deutschland am Beginn einer Epidemie

Archivmeldung vom 26.02.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Alexandra H. / pixelio.de
Bild: Alexandra H. / pixelio.de

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht Deutschland am Beginn einer Coronavirus-Epidemie. Die neuen Fälle in Baden-Württemberg und NRW seien ein weiteres Anzeichen dafür, sagte Spahn am Mittwoch.

Die Infektionsketten seien teilweise nicht nachzuvollziehen. Dies sei ein Unterschied zu den bisherigen Infektionen, so der Gesundheitsminister. Die Lage habe sich "in den letzten Stunden geändert". Deswegen stehe er im Kontakt mit den Gesundheitsministern der Länder, damit entsprechende Maßnahmen ergriffen werden könnten. Der Pandemieplan des Robert-Koch-Instituts sei eigentlich für eine Influenza-Pandemie vorgesehen, aber er greife auch in diesem Fall. Das Coronavirus sei kein Grippevirus, aber die Symptomatik sei vergleichbar. so Spahn. Die große Herausfordeurung sei, dass alle Länder auf der Welt Bedarf für Schutzausrüstung hätten und der Hauptproduzent China sei, sagte der Gesundheitsminister.

Weiterer Coronavirus-Fall in NRW

In Nordrhein-Westfalen gibt es eine weitere bestätigte Coronavirus-Infektion. Es handele sich um eine Person aus dem engen persönlichen Umfeld des Patienten, bei dem bereits am Dienstag das Virus nachgewiesen wurde, teilte das Universitätsklinikum Düsseldorf am Mittwochnachmittag mit. Medienberichten zufolge soll es sich um die Ehefrau des Mannes aus dem Kreis Heinsberg handeln, der zuletzt positiv getestet worden war. Beide Patienten würden entsprechend der Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) isoliert und behandelt, so die Uniklinik. Der Zustand des Patienten mit der bereits im Vorfeld bestätigten Coronavirus-Infektion sei ernst, aber derzeit stabil. Bei dem anderen Patienten zeigten sich aktuell keine schweren Symptome.

Zwei weitere Coronavirus-Infektionen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es zwei weitere Coronavirus-Fälle. Die Tübinger Uniklinik habe zwei Infektionen bestätigt, berichtete der SWR am Mittwoch. Ob es einen Zusammenhang mit dem ersten baden-württembergischen Fall in Göppingen gebe, sei noch nicht klar. Das Uniklinikum Tübingen will am Nachmittag weitere Details bekannt geben. Zuvor hatte die Klinik mitgeteilt, dass sich seit Dienstagabend zwei Corona-Verdachtsfälle in Behandlung befänden. Beide seien wohlauf. "Sie haben keine Vorerkrankungen und fühlen sich unabhängig vom Infekt gesund", hieß es. Am Vortag war bekannt geworden, dass sich ein 25-jähriger Mann aus dem Landkreis Göppingen vermutlich während einer Italienreise in Mailand angesteckt habe. Ein gutes Dutzend an engen Kontaktpersonen war daraufhin von den Gesundheitsbehörden kontaktiert worden.

Laschet: Coronavirus-Lage ist "unter Kontrolle"

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat angesichts neuer Coronavirus-Erkrankungen in Deutschland Vertrauen in die Behörden angemahnt. "Die Lage ist unter Kontrolle", sagte Laschet der "Bild". Die Behörden machten jetzt das, was sie überall machen: "Nämlich genau die Ketten verfolgen, wo der Virus herkommen könnte, mit wem er (der Patient) in Kontakt gewesen ist", sagte er zum bestätigten Infektionsfall eines Patienten im NRW-Kreis Heinsberg. "Das Entscheidende ist, dass wir jetzt alles tun, was aus gesundheitspolitischen Schutzmaßnahmen auch für die Menschen in diesem Land erforderlich ist", fügte er hinzu. Es gebe "klare Regeln", was die Abläufe zwischen den Behörden auf Kommunen-, Länder- und Bundesebene angeht. Außerdem lobte Laschet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der als Duo-Partner die Kandidatur Laschets für den CDU-Vorsitz unterstützt. "Das, was die Gesundheitsminister gestern in Rom gemeinsam gesprochen haben, ist der richtige Weg. Ich finde auch, der Bundesgesundheitsminister reagiert da sehr besonnen in seinen Maßnahmen." Er vertraue dem, was der Minister und die Gesundheitsämter machten.

Bericht: Bundeswehr-Soldat mit Coronavirus-Verdacht im Krankenhaus

Bei der Bundeswehr gibt es offenbar einen Coronavirus-Verdachtsfall. Ein Soldat der Flugbereitschaft liege mit Coronavirus-Verdacht im Bundeswehr-Krankenhaus in Koblenz, berichtet die "Bild" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Ein Schnelltest soll demnach am späten Nachmittag Klarheit über den Zustand des Soldaten bringen. Der Betroffene soll im Kontakt mit dem Coronavirus-Patienten aus NRW gestanden haben, der aktuell mit kritischem Zustand auf der Intensivstation des Uniklinikums Düsseldorf liegt. Die Luftwaffe der Bundeswehr hatte vor einigen Wochen mit mehreren Evakuierungsflügen erfolgreich zahlreiche Deutsche aus China ausgeflogen und nach Deutschland gebracht. Mit diesen Flügen und den Passagieren soll der aktuell betroffene Soldat aber nichts zu tun haben.

Coronavirus: Arbeitgeber muss bei Betriebsschließung Lohn zahlen

Wenn Behörden wegen des Coronavirus Betriebsschließungen veranlassen, müssen Arbeitgeber den Beschäftigten ihren Lohn weiterzahlen. Das bestätigte das Bundesarbeitsministerium (BMAS) auf Anfrage des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" (Mittwoch). "Kann der Arbeitgeber bei Auftreten des Coronavirus aufgrund einer behördlichen Anordnung des Infektionsschutzes Arbeitnehmer nicht beschäftigen, werden diese von der Verpflichtung zur Arbeitsleistung frei. Die Erbringung der Arbeitsleistung ist ihnen unmöglich", sagte ein BMAS-Sprecher. "Die ausgefallenen Arbeitszeiten müssen grundsätzlich nicht nachgearbeitet werden. Im Hinblick auf die Entgeltfortzahlung gilt, dass der Arbeitgeber grundsätzlich weiter zur Entgeltzahlung verpflichtet bleibt, wenn die Arbeitnehmer arbeitsfähig und arbeitsbereit sind, aber der Arbeitgeber sie aus Gründen nicht beschäftigen kann, die in seiner betrieblichen Sphäre liegen", so der Sprecher weiter. Das Ministerium begründet das mit dem Betriebsrisiko nach Paragraf 615 Satz 3 BGB. "Dazu gehören auch von außen auf den Betrieb einwirkende Umstände, die sich für den Arbeitgeber als ein Fall höherer Gewalt darstellen (zum Beispiel Naturkatastrophen). Gleiches gilt grundsätzlich auch für behördliche Anordnungen, die zu einem Arbeitsausfall führen", so der BMAS-Sprecher.

"Muss ein Betrieb also aus rechtlichen Gründen aufgrund behördlicher Maßnahmen des Infektionsschutzes (zum Schutz vor einer Pandemie) vorübergehend eingestellt werden, so trägt der Arbeitgeber das Betriebsrisiko. Die Arbeitnehmer behalten also ihren Entgeltanspruch, auch wenn sie nicht arbeiten können." Allerdings wies der Sprecher darauf hin, dass in Situationen, wo weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber den Ausfall zu vertreten haben, Arbeitsverträge und Tarifverträge andere Regelungen beinhalten können. Entsprechende Vereinbarungen müssten allerdings "hinreichend deutlich und klar" formuliert sein. Denkbar wäre laut Arbeitsministerium auch ein Anspruch auf Kurzarbeitergeld, wenn ein Arbeitgeber Kurzarbeit beantragt und die zuständige Arbeitsagentur den Antrag genehmigt. Das würde Unternehmen entlasten, weil dabei ein Teil des Lohnes von der Arbeitsagentur gezahlt werde. Voraussetzung dafür sei, dass ein "unabwendbares Ereignis" zu erheblichen Arbeitsausfällen führt. Im Kreis Heinsberg hatten die Behörden wegen eines Coronavirus-Falls die Schließung aller Kindergärten und Schulen am Aschermittwoch angeordnet.

Europäische Handelskammer: Coronavirus-Folgen werden unterschätzt

Nach Ansicht des Präsidenten der Europäischen Handelskammer in China, Jörg Wuttke, werden die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie in Deutschland stark unterschätzt. Die Auswirkungen seien gerade auch für deutsche Firmen, die dort produzieren, vielfach verheerend, da sie seit Wochen keine Einnahmen mehr haben, sagte Wuttke der "Welt" (Mittwochsausgabe). "Für große Konzerne ist das meist kein Problem. Aber viele Mittelständler kommen schon jetzt in die Bredouille." Sie trieben auf den Bankrott zu, wenn die Banken die Kredite nicht stunden. "Mich erreichen Hilfeschreie aus allen Ecken." Unterschätzt würden auch die Folgen für die Versorgung in Deutschland. "Die Unterbrechungen in der realen Wirtschaft sind weit krasser als die meisten vermuten", sagte er. Allein mehrere große Reedereien hätten in den vergangenen vier Wochen jeweils 70 Containerschiffe nicht auslaufen lassen. Ein solches Schiff brauche rund sechs Wochen, bis es in Europa ankomme, sodass derzeit immer noch Schiffe aus China ankämen. "Schon bald werden aber sehr viel weniger ankommen, dann werden in Europa etliche Produkte knapp werden", sagte Wuttke.

"Das Problem wird hierzulande erst im März wahrgenommen werden." Das werde in allen Branchen zu spüren sein. "Aber besonders wichtig wird es beispielsweise für die Pharma-Branche", sagte der Manager. "Denn viele Vorprodukte werden in China hergestellt. Bei vielen Medikamenten können wir daher schon bald Angebotsengpässe sehen." Als Konsequenz daraus fordert er eine stärkere Diversifizierung der Produktionsstandorte bei lebenswichtigen Produkten. Auch der wirtschaftliche Schaden für China sei viel größer als die meisten bisher glaubten. "Das Leben steht überall praktisch still, die Straßen sind nach wie vor wie leergefegt", sagte Wuttke. Der daraus resultierende wirtschaftliche Einbruch lasse sich - anders als bei SARS 2003 - auch nicht nach dem Ende der Epidemie aufholen. Damals sei China in einer ganz anderen Lage gewesen. "Die Regierung hat damals viel Geld in die Hand genommen und in die Infrastruktur gesteckt. Heute hat China schon die beste Infrastruktur der Welt, und gleichzeitig ist das Land schon hoch verschuldet." Da sei nicht mehr so viel Spielraum, sagte er. Wuttke lebt seit über 30 Jahren in China und wurde im vergangenen Jahr zum dritten Mal zum Präsidenten der Europäischen Handelskammer in China gewählt, die europäische Unternehmen, die dort aktiv sind, vor Ort vertritt.

Regionalzug wegen Coronavirus-Verdacht angehalten

Im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein ist am Mittwoch ein Regionalzug für rund zwei Stunden angehalten worden, weil bei einem Passagier Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus bestand. Am Bahnhof kam es zu einem Großeinsatz des Rettungsdienstes, vor Ort wurde der Passagier untersucht und später in ein Krankenhaus gebracht. Auch von den Mitreisenden wurden die Personalien aufgenommen. Der Mann habe sich selbst beim Zugpersonal gemeldet, weil er Symptome verspürte, hieß es. Der Zug war auf dem Weg von Frankfurt nach Saarbrücken. Auf der Strecke kam es bis in den Abend zu Verspätungen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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