Spahn gerät in Masken-Affäre immer stärker unter Druck

Bild: Eigenes Werk /SB
Unionsfraktionschef Jens Spahn gerät in der Affäre um die Maskenbeschaffung in der Corona-Pandemie immer stärker unter Druck. Das berichten SZ, NDR und WDR, nachdem sie weitere Auszüge aus dem bislang unter Verschluss gehaltenen Bericht der Sonderermittlerin Margarethe Sudhof (SPD) erhalten haben, der die Vorgänge im Ministerium in der Corona-Zeit untersucht. Bei der Maskenbeschaffung unter Spahn hätten "fehlendes ökonomisches Verständnis" und "politischer Ehrgeiz" am Ende dazu geführt, dass nicht als Team "Staat", sondern als Team "Ich" gehandelt worden sei, heißt es demnach in dem Papier.
Dem Bericht zufolge soll Spahn in der Pandemie in vielerlei Hinsicht
eigenmächtig und "nachweislich gegen den Rat seiner Fachabteilungen"
gehandelt haben. Die hätten sich dafür ausgesprochen, die
Maskenbeschaffung vom Innenministerium koordinieren zu lassen, so wie es
auch der Coronakrisenstab am 5. März 2020 beschlossen hatte. Spahn
jedoch habe beschlossen, "die Beschaffung allein meistern zu wollen" -
und angeordnet, mit dem von ihm geführten Gesundheitsministerium selbst
in die Maskenbeschaffung einzusteigen.
"So begann das Drama in
Milliarden-Höhe", konstatiert Sudhof, die selbst Juristin ist und zuvor
für die SPD Staatssekretärin im Verteidigungsministerium war. Insgesamt
ließ das Bundesgesundheitsministerium Masken im Wert von knapp sechs
Milliarden Euro kaufen, von denen rund zwei Drittel nie gebraucht
wurden, was bis heute "erhebliche Kosten und Risiken nach sich" ziehe.
Interne
Kritik sei nicht als "Red Flags" - also Warnsignale - betrachtet
worden, heißt es in dem Bericht weiter. Im Gegenteil: Spahn
"intervenierte immer wieder persönlich". Und, so heißt es in einer
Fußnote: "Dies geschah, soweit dokumentiert, häufig von dem MdB-Account
beim Deutschen Bundestag aus." Der jedoch seien - anders als sein
Ministeriumsaccount - nicht veraktet worden. Viele Vorgänge und
Entscheidungen seien daher bis heute nicht vollständig nachvollziehbar.
Jens
Spahn teilte den drei Medien über einen Sprecher mit, er habe sich in
der damaligen Notlage entschieden, "unkonventionelle Wege zu gehen", da
die etablierten Beschaffungswege "nicht funktionierten". Der
Sonderermittlerin Sudhof wirft er vor, "nicht nur Sachfragen behandelt,
sondern umfangreich persönliche Wertungen vorgenommen" zu haben. Die
CDU/CSU-Fraktion springt Spahn zur Seite und kritisiert Sudhof
ebenfalls. Ihr Bericht sei "parteipolitisch motiviert". Sudhof selbst
wollte Spahns Vorwürfe auf Anfrage der Medien nicht kommentieren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur