Verbände fordern deutliche Elterngeld-Anhebung
In der Debatte um mögliche Veränderungen beim Elterngeld spricht sich der Sozialverband Deutschland (SoVD) für weitreichende Änderungen aus. "Der SoVD fordert eine sofortige Anhebung des Mindestelterngeldes auf 400 Euro und des Höchstbetrages auf 2.400 Euro", sagte die Vorstandschefin des SoVD, Michaela Engelmeier, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Und wir sagen: Eine dynamische Anpassung der Beträge muss auf Grundlage der Lohnentwicklung jährlich vorgenommen werden."
Der SoVD regte darüber hinaus an, die Staffelungen zu verbessern. "Der
SoVD spricht sich für die Erhöhung des Elterngeldes auf 80 Prozent des
entgangenen Nettoeinkommens aus. Aber nur, wenn beide Eltern zu gleichen
Teilen Elterngeld und Elternzeit beantragen und auch in Anspruch
nehmen", sagte Engelmeier weiter. Durchschnittlich erhalten Eltern
derzeit 65 Prozent ihres vorherigen Nettogehalts als Elterngeld - bis zu
einer Höhe von maximal 1.800 Euro im Monat. Mindestens werden 300 Euro
im Monat gezahlt. Wer weniger verdient hat, erhält prozentual gesehen
mehr Elterngeld.
Die Initiative Zukunftsforum Familie (ZFF) regte
ebenfalls neue Regelungen bei der Aufteilung der Partnermonate an.
Derzeit muss jedes Elternteil mindestens zwei Monate Elternzeit nehmen,
um den vollen Umfang von 14 Monaten beanspruchen zu können. Die
allermeisten Väter, die Elternzeit nehmen, nehmen exakt diese zwei
Monate. "Wir fordern: Innerhalb der 14 Monate sollen beide Elternteile
jeweils mindestens fünf Monate Elterngeld beziehen. Die restlichen vier
Monate können flexibel aufgeteilt werden", sagte die ZFF-Vorsitzende
Britta Altenkamp den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Altenkamp
sagte, sie halte es auch für denkbar, dass Elterngeld künftig unabhängig
vom Einkommen gezahlt werde. "Die Kassiererin bekäme dasselbe wie die
Ärztin, der Paketzusteller so viel wie der Ingenieur. Das schafft
Gleichbehandlung - zwischen Elternteilen und zwischen Familien mit
unterschiedlichen sozialen Hintergründen", erklärte sie. Die Höhe müsse
aber stimmen. "Ist sie zu niedrig, bleibt wieder nur die Frau zu Hause -
das wäre Rückschritt, nicht Gleichstellung."
Widerspruch mit
Blick auf Änderungen beim Elterngeld kamen vom Chef des Münchner
Ifo-Instituts, Clemens Fuest, der schon während der
Koalitionsverhandlungen das Aus für die Lohnersatzleistung gefordert
hatte: "Weitaus sinnvoller und wirksamer ist die Familienförderung durch
die Stärkung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa durch
längere Öffnungszeiten von Kitas, oder die Reform der
Ehegattenbesteuerung durch Übergang zum Realsplitting", sagte Fuest den
Funke-Zeitungen.
Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag das
Elterngeld weiterentwickeln und vor allem Väter ermuntern, mehr
Elternzeit zu machen und damit auch länger Elterngeld zu beziehen. Das
Elterngeld hat seit der Einführung im Jahr 2007 gut 40 Prozent an
Kaufkraft verloren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur