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Forscher belegt: Kaiserschnitt-Risiko ist vererbbar

Archivmeldung vom 18.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Philipp Mitteröcker: Modell zeigt Kaiserschnitt-Risiko auf. Bild: univie.ac.at
Philipp Mitteröcker: Modell zeigt Kaiserschnitt-Risiko auf. Bild: univie.ac.at

Frauen, die wegen einem Schädel-Becken-Missverhältnis ihrer Mutter durch Kaiserschnitt auf die Welt kamen, entwickeln mehr als doppelt so häufig ein Missverhältnis bei der Geburt ihrer Kinder als jene Frauen, die natürlich geboren wurden. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Wien.

Brasilien führt Statistik an

Die Experten erklären das scheinbar paradoxe Phänomen in einem mathematischen Modell. Denn es zeigt, dass die Rate an Geburtsproblemen durch natürliche Selektion nicht verringert werden konnte. Die Daten unterstützen auch die These, dass die regelmäßige Anwendung von Kaiserschnitten bereits zu einer evolutionären anatomischen Veränderung geführt hat.

In den meisten Ländern haben sich Kaiserschnitte vervielfacht. Die sogenannte Sectio caesarea ist inzwischen daher eine der am häufigsten durchgeführten Operationen. Immer mehr Babys werden per Kaiserschnitt geboren, in Brasilien sind es sogar mehr als die Hälfte. Ein soziales Phänomen, urteilen ExpertInnen, ist doch die Rate tatsächlicher Geburtsprobleme - allen voran das sogenannte "Becken-Kopf-Missverhältnis" - um ein Vielfaches geringer.

Geburtsprobleme legen zu

"Aus evolutionärer Sicht ist ein schmales Becken von Vorteil: Einerseits für unsere Fortbewegung, aber auch, weil es bei sehr breiten Becken bei der Geburt zum Gebärmuttervorfall und anderen Beckenbodenproblemen kommen kann", sagt Evolutionsbiologe und Hauptstudienautor Philipp Mitteröcker. Auf der anderen Seite erhöhen sich die Überlebenschancen eines Babys laut dem Forscher, je größer es bei der Geburt ist. Hier kämen sich also der Selektionsdruck hin zu schmaleren Becken und jener hin zu größeren Babys sozusagen in die Quere.

"Für unsere Fitnesskurve heißt das: Je schmaler das Becken und größer das Kind, umso besser - aber eben nur bis zu dem Punkt, an dem das Kind nicht mehr durchpasst: Dann wird es abrupt fatal", so Mitteröcker. Aufgrund dieses ungewöhnlichen Selektionsprozesses kann die Rate an Geburtsproblemen durch natürliche Selektion nicht verringert werden. Des Weiteren konnten die Forscher durch ihr Modell zeigen, dass die regelmäßige Anwendung von lebensrettenden Kaiserschnitten in den vergangenen 50 bis 60 Jahren bereits eine evolutionäre Veränderung anatomischer Dimensionen bewirkt hat.

Diese wiederum hat die Häufigkeit von Geburtsproblemen durch ein Schädel-Becken-Missverhältnis um zehn bis 20 Prozent erhöht. Diese vorhergesagte Zunahme ist jedoch kaum empirisch belegbar, da ein solches Missverhältnis sehr schwer zu diagnostizieren ist. Die Kaiserschnittrate als indirektes Maß hat wiederum durch viele andere, auch nicht-medizinische Gründe wesentlich stärker zugenommen. "Die Zunahme der Kaiserschnitte ist zwar ein soziales Phänomen, aber nicht nur: Auch die Geburtsproblematik hat zugenommen, wenngleich in einem viel geringeren Ausmaß als die Kaiserschnitte", erklärt Mitteröcker.

Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann

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