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Schamanenpflanze Tabak Band 1 und 2 von Christian Rätsch

Archivmeldung vom 31.05.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.05.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Schamanenpflanze Tabak Band 1
Schamanenpflanze Tabak Band 1

http://nachtschatten.ch

Heutzutage werden viele Ängste vor dem Rauchen und vor Tabak im allgemeinen geschürt. Besorgniserregende Warnhinweise – Rauchen ist tödlich – wohin das Auge blickt. Ist diese im Westen vorherrschende einseitige Betrachtung auf die meist verbreitete psychoaktive Pflanze der Welt die einzige, die endgültige Wahrheit oder sollte man sich tiefer mit ihr auseinandersetzen, um neben den definitiv vorhandenen schädlichen und gefährlichen Aspekten auch ihre verborgen gehaltenen heilsamen und segensreichen Qualitäten zu entdecken? Wer dies tun möchte, kommt vermutlich an den beiden Bänden „Schamanenpflanze Tabak“ von Christian Rätsch nicht vorbei.

Schamanenpflanze Tabak Band 2
Schamanenpflanze Tabak Band 2

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Rätsch Christian
Rätsch Christian

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Auf der Rückseite der Bücher sind die Bände wie folgt beschrieben: „In Band I wird Tabak nicht als bedrohliches Teufelskraut verworfen, sondern es wird gezeigt, dass es auch respektvolle und nützliche Anwendungen dieser mächtigen Schamanenpflanze geben kann. Tabak ist weder gut noch böse; es kommt lediglich auf den rechten Gebrauch an, ob er einen Schaden zufügt oder nützen kann.

Kulturgewächs, Ritualpflanze, Räucherstoff, Genussmittel, Medizin oder Zierpflanze? Tabak ist heutzutage die am weitesten verbreitete und am meisten benutzte (ehemalige) Schamanenpflanze der Welt. Von den amerikanischen Tropen ist sie bis in alle Winkel vorgedrungen und hat Anhänger in jeder Kultur gefunden. Die Hintergründe des Tabak-Genusses zu sehen schafft auch Verständnis dafür, den heutigen missbräuchlichen Umgang in einem anderen Kontext zu sehen.

Dieses Buch interessiert die Tabakliebhaber, Präventionsfachleute wie auch begeisterte Freunde des Schamanismus.“

„Die Grundlagen des Tabakgebrauchs führten im ersten Band durch die Kulturen und Geschichte der Neuen Welt. Im zweiten Band wird die Reise des Tabaks im Gefolge des Menschen um den Erdball verfolgt. Dabei haben sich an vielen Orten der Alten Welt Umgangsformen mit Tabak entwickelt oder etabliert, die den schamanischen Anwendungen und ethnopharmakologischen Prinzipien der Indianer entsprechen. Besonders auf dem Gebiet der Kombinationspräparate von Tabak mit anderen Kräutern und Substanzen ist es erstaunlich, wie verschiedene Kulturen parallele Wirkstoffkombinationen geschaffen haben.

"Schamanenpflanze Tabak" gibt einen umfassenden Einblick in die kulturgeschichtliche Entwicklung des Tabakrauchs. Ein Muss für alle Tabakgeniesser.“

Fazit: Nach der Lektüre der beiden Bände liefert ein kurzer Blick in den Mainstream des Internet eher ernüchternde, wenig ausgewogene Ergebnisse. Auf Wikipedia sucht man beispielsweise vergeblich im seitenlangen Artikel über das Tabakrauchen nach dem Wort Schamanismus, stattdessen heißt es, dass Tabakerzeugnisse Genussmittel sind, bei deren bestimmungsgemäßer Verwendung Gesundheitsschäden regelmäßig auftreten. In einem aktuellen Artikel auf Stern.de über – gefährliche – Irrtümer über das Rauchen wird Peter Lang von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zitiert: „Einen unteren Grenzwert für gesundheitlich unbedenkliches Rauchen gibt es hierbei nicht, jede Zigarette schadet". Dennoch: Die Frankfurter Allgemeine schrieb Anfang des Jahres im Zuge eines Artikels über enorme durch Rauchen verursachte Gesundheitskosten, dass laut WHO von ca. 1,1 Milliarden Rauchern weltweit ausgegangen werden kann, wobei rund 80 % davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben würden.

Impliziert diese Nebenbemerkung, dass auch die Bildung dieser Menschen auf einem niedrigen Stand ist, weswegen sie nichts über die Folgen des Konsums wissen und deswegen rauchen? Oder sind sie im Gegenteil nicht zu ver-bildet durch die Propaganda des Mainstreams, wie viele Menschen in den reicheren westlichen Ländern, die sich durch künstlich erzeugte Ängste steuern lassen? Wenn es nach Rätsch geht, trifft wohl eher letzteres zu. Er schreibt zu Beginn des ersten Bandes sogar absichtlich, vermutlich mit einem Grinsen im Gesicht, etwas überspitzt formuliert: „Achtung: Traue keiner Propaganda der EG-Gesundheitsminister: Sie gefährdet Deine Gesundheit!“ Wer jetzt vermutet, dass es sich hierbei um ein einseitig positives, der propagierten Meinung entgegensteuerndes Werk handelt, liegt falsch. Der Autor ist Ethnopharmakologe, sein Fachgebiet die Erforschung des ethnomedizinischen und rituellen Gebrauches von Pflanzen, insbesondere der kulturellen Nutzung psychoaktiver Pflanzen im Schamanismus. Er setzt sich wissenschaftlich neutral mit der Thematik auseinander und beleuchtet beide Seiten des Tabaks, eben die gefährliche und die heilsame: „Für ein und denselben Menschen kann der Tabak gleichzeitig schädlich oder gesund sein. Es kommt auf den Gebrauch an.“

Die beiden Bände sind eine Mischung aus ethnopharmakologischem Erlebnis- und Weltexkursionsbericht, wissenschaftlichem Nachschlagewerk und umfassender Wissenssammlung zu allen dokumentierbaren Arten des Tabakgebrauchs. Sie sind gut bebildert, schnell durchgelesen - wenn man nicht ab und an die gelesenen Zeilen bei einer Friedenspfeife beispielsweise mit einer selbstgesammelten heimischen Kinnikinickmischung Revue passieren lässt - und eignen sich auch gut als Nachschlagewerk. Lediglich Band 1 besitzt kein eigenes alphabetisches Nachschlageregister, man findet dies am Ende von Band 2, aber generell ist jedem Leser ohnehin empfohlen, beide Bände zu lesen, daher fällt dies nicht wirklich ins Gewicht.

In der westlichen Welt weiß man recht wenig über die ungeahnte, verborgen gehaltene Tiefe der Tabakkultur, in die man dank Rätsch bis ins kleinste Detail eintauchen kann. „In Südamerika ist Tabak die Schamanendroge Nummer eins“, schreibt er auf Seite 195 und weiter: „Es gibt praktisch keinen Schamanen, Weisen, Wissenden oder Heiler, die den Tabak nicht benutzen. (...) Südamerikanischer Schamanismus ist ohne Tabak nicht denkbar, nicht vorstellbar, eben schamanisch. Das ist ethnografische Tatsache. Für westliche Esoteriker ein Graus, für Pharmakologen ein Rätsel, für Forscher ein gefundenes Fressen.“

Außerordentlich bewusstseinserweiternd wirkt sich alleine der "Konsum" dieser Bücher und somit der vielen Forschungsergebnisse und Berichte des Autors auf den Leser aus, zumal mit vielen Mythen des Westens aufgeräumt wird. Dies führt ganz sicher von einem unbewusstem Tabakkonsumverhalten hin zu einem angstfreieren bewussteren Umgang mit der Kulturpflanze. Die lebhaft beschriebenen selbst gemachten Erlebnisse des Ethnopharmakologens auf seinen Exkursionen bei den unterschiedlichsten Völkern der Welt werten das authentische Buch noch mal zusätzlich auf.

Schön für den Leser sind außerdem interessante auflockernde Erklärungen zu einheimischen Namen und Begriffen. So erfährt man beispielsweise, dass das Schnupfpulver im Himalaya "Nas" oder "naas" genannt wird, was Sanskrit ist und wörtlich Nase bedeutet, da Sanskrit als indoarische Sprache mit dem Germanischen, besonders dem Deutschen verwandt ist, weshalb auch alle Sanskritgelehrten wegen der mehrdeutigen poetischen Ausdruckskraft Deutsch lernen müssen.

Interessant ist auch, wie oft, wo und durch wen in den letzten Jahrhunderten das Rauchen immer wieder verboten wurde. Dies kann man an der von Rätsch zusammengestellten Zeittafel zur Geschichte des Tabaks herauslesen. Ganz aktuell wird Rauchen in der Öffentlichkeit im Zuge neuer und strengster Anti-Raucher-Gesetze auf den Philippinen bald mit vier Monaten Gefängnis bestraft. Warum diese weltweit immer wieder präsente Hetzjagd? Hat das herrschende System eventuell selbst Angst vor der befreienden Kraft des bewussten Tabakkonsums? Genug mögliche Gründe erfährt man detailliert beschrieben in den insgesamt rund 600 Seiten starken Bänden mit übrigens auch einer erstaunlich langen 30-seitigen Bibliographieliste.

Warum sollten Raucher und Nichtraucher diese beiden Bände meiner Meinung nach lesen?

  • Sie befreien und nehmen sämtliche Ängste vorm bewussten Rauchen
  • Sie zeigen unverzerrt vor allem die uns vorenthaltene heilsame Qualität des Tabaks
  • Sie verbinden mit dem Spirit des Tabaks, mit der jahrtausendealten Kultur des Tabakgebrauchs
  • Sie offenbaren unzählige Anwendungsmöglichkeiten des Tabaks und Tabak-Combos
  • Sie handeln ausführlich von einer Vielfalt weiterer Genusspflanzen und deren möglicher Verwendung
  • Sie verschaffen Einblicke in den weltweit gelebten Schamanismus
  • Sie vermitteln viel botanisches Wissen über eine Vielzahl von Rauschstoffen
  • Sie brechen "Tabus" und fördern die unterbewusst wirkende Erkenntnis von wahr und unwahr
  • Sie lassen den Leser sich als mündigen Menschen empfinden im Gegensatz zur "vormündigen" Propaganda
  • Sie fördern das Zusammenleben und den Austausch mit fremden Völkern
  • Sie inspirieren zum Reisen (ob nun schamanisch oder "tatsächlich" vor Ort), Forschen und Entdecken
  • Sie erweitern das Bewusstsein

Es ist zudem erstaunlich, dass ein Nichtraucher es für so wichtig erachtet, solch ein voluminöses Werk über Tabak zu verfassen und ein weiterer Nichtraucher - vom gleichen Antrieb erfasst - eine Rezension dazu veröffentlicht. Vielen Dank an den Autor Christian Rätsch und den Nachtschatten-Verlag, den Fachverlag für drogenmündige, unabhängige Menschen.

Daten zu den beiden Bänden:

Schamanenpflanze Tabak - Band 1: Kultur und Geschichte des Tabaks in der Neuen Welt
Autor Christian Rätsch

Taschenbuch: 364 Seiten
Verlag: Nachtschatten Verlag; Auflage: 1 (1. August 2002)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3907080793
ISBN-13: 978-3907080795
Größe und/oder Gewicht: 14,1 x 3,2 x 21,1 cm
Preis: 23,00 Euro

Schamanenpflanze Tabak - Band 2: Das Rauchkraut erobert die Alte Welt
Autor Christian Rätsch

Taschenbuch: 270 Seiten
Verlag: Nachtschatten Verlag; Auflage: 1 (1. August 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3907080947
ISBN-13: 978-3907080948
Größe und/oder Gewicht: 14,1 x 2,2 x 21 cm
Preis: 19,80 Euro

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