Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Wissenschaft Ein Penis in Bernstein

Ein Penis in Bernstein

Archivmeldung vom 29.01.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Karamea lobata
Karamea lobata

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Jason Dunlop, Museum für Naturkunde Berlin, veröffentlicht in der internationalen Fachzeitschrift The Science of Nature den einzigartigen Fund eines 99 Millionen Jahre alten Weberknechts mit ausgestrecktem Penis. Männliche Weberknechte begatten damit die Weibchen direkt. Bei modernen Tieren ist die Feinstruktur des Penis extrem wichtig für die systematische Zuordnung der jeweiligen Art. Der Fossilfund zeigt, dass Weberknechte in der Kreidezeit sich genau wie die Tiere von heute fortpflanzen konnten. Auf Grund der großen Augen und der spachtelförmigen Penisspitze konnten die Wissenschaftler eine neue, ausgestorbene Weberknecht-Familie erkennen.

Weberknechte (Opiliones) sind eine vielfältige Gruppe der Spinnentiere mit mehr als 6600 beschriebenen Arten. Nur wenig Fossilarten (38) sind bekannt, u.a. Halitherses grimaldii aus dem ca. 99 Millionen Jahre alten Burmesischen Bernstein (Myanmar, Südostasien). Diese Art wurde erst 2005 entdeckt, erweist sich aber schwierig dem Stammbaum der Weberknechte zuzuordnen.

Eine internationale Forschergruppe unter Federführung von Jason Dunlop aus dem Museum für Naturkunde Berlin hat einen neuen Fund dieser Art entdeckt, der sich als ganz besonders erweist, weil das männliche Geschlechtsorgan (Penis) zum ersten Mal sichtbar ist.

Normalerweise ist dieses männliche Organ im Körper versteckt. In diesem außergewöhnlichen Bernsteinfossil wurde der Penis ausgestreckt erhalten. Das bedeutet, dass Weberknechte auch in der Kreidezeit mit Hilfe eines Penis die Spermien direkt in den Körper des Weibchens übertragen haben. In der Taxonomie der modernen Weberknechte ist die Anatomie des Penis extrem wichtig: jede Art hat eine eigene Struktur. Auch die Großgruppen (Familien) der Weberknechte haben unterschiedliche Formen ihrer Geschlechtsorgane. Aber nur wenige fossil erhaltene Weberknechte haben bis jetzt die Penisstruktur gezeigt, was den Vergleich mit lebenden Arten erschwert.

Bei Halitherses grimaldii ist der Penis an der Spitze spachtelförmig und hat einen Umriss wie ein Herz, aus dem ein kleiner Schlauch herausragt. So eine Form zeigt kein lebender Weberknecht. Ungewöhnlich sind auch die großen Augen des Tieres, obwohl neue wissenschaftliche Erkenntnisse solch große Augen als ein ursprüngliches Merkmal deuten. Viele primitive Weberknechte hatten große Augen. Diese Merkmalskombination erlaubt den Wissenschaftlern eine neue (ausgestorbene) Familie, Halithersidae, zu definieren, innerhalb der Unterordnung Dyspnoi. Dies ist das erste Mal, dass eine Fossilfamilie durch ein Mischung von Körper- und Geschlechtsmerkmalen erkannt werden konnte und hilft den Wissenschaftler, uralte Fossilen wie auch lebende Tiere systematische zu bearbeiten.

Quelle: Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (idw)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte lupine in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige