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Bloß nicht wieder 20 sein!

Archivmeldung vom 07.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Keine Spur von Jugendwahn: Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag des stern will die Mehrheit der 40- bis 59-Jährigen nicht noch einmal 20 sein. Die Psychiaterin und Hirnforscherin Isabella Heuser erklärt, warum es schön ist, älter zu werden und wieso viele jenseits der 40 trotzdem eine Lebenskrise durchmachen.

Frau Heuser, Jugend steht für Schönheit, Gesundheit, eine lange Zukunft. Warum wollen die meisten Menschen in der Mitte ihres Lebens trotzdem nicht noch einmal 20 sein?

Weil der Mensch tatsächlich mit zunehmendem Alter vieles gewinnt - man könnte das Weisheit nennen. Wenn wir 40 oder 50 sind, haben wir sehr viele Erfahrungen gemacht, gute wie schlechte, und daran sind wir gewachsen. Sie helfen uns, auf Situationen angemessener zu reagieren als früher, machen uns selbstbewusster. Die meisten wissen, dass sie mit 20 einfach noch nicht lebenstüchtig waren - das ist ein Zustand, den man sich nicht zurückwünscht.


Wie verändern die Erfahrungen eines halben Lebens denn unser Gehirn?

Obwohl wir mit den Jahren durch den allgemeinen Alterungsprozess im Gehirn etwas langsamer werden, sorgen die Erfahrungen gleichzeitig für eine sehr positive Entwicklung: Jede neue Erfahrung ist wie ein Vitamincocktail fürs Gehirn. Wir bilden damit immer mehr Verschaltungen zwischen den einzelnen Nervenzellen, sodass die Verbindungen effizienter sind. Wir haben sozusagen einen größeren Überblick, und das ermöglicht uns ein besonneneres Verhalten.

Verläuft dieser Prozess bei jedem gleich?

Oh nein, es gibt ganz große Unterschiede - da braucht man sich ja nur im Alltag umzuschauen.


Was kann man tun, um die Entwicklung zu Gelassenheit und Weisheit bei sich selbst zu fördern?

Wir unterscheiden heute nicht mehr so sehr zwischen kognitiven und emotionalen Fähigkeiten. Wir wissen, dass das alles irgendwie zusammen gehört. Deshalb würde ich sagen: Was gut ist fürs Herz, ist ebenso gut fürs Hirn und damit für Gelassenheit und Weisheit. Wer also Sport treibt, sich gleichzeitig aber auch geistig fordert und gute soziale Kontakte pflegt, dürfte eine bessere Emotionsregulierung haben als einer, der das nicht tut. Das ist allerdings noch ein neues Feld, es gibt bisher nur wenige Studien.


Obwohl es offenbar so viele Vorzüge hat, älter zu werden, gehen viele zwischen 40 und 60 durch eine schwere Lebenskrise. Woran liegt das?

Nach der Pubertät ist das die zweite Umbruchsphase im Leben eines jeden Menschen. So um die 40, 50 herum merkt man, dass man nicht mehr jede Nacht durchfeiern kann. Viele Perspektiven verändern sich: Die Eltern werden gebrechlich und brauchen vielleicht Unterstützung, irgendwann gehen die Kinder aus dem Haus, im Beruf geht es nicht mehr weiter nach oben. Viele erleben ihr Leben zum ersten Mal als endlich. Sie müssen sich dann neu finden: überlegen, welche Stärken und Interessen sie haben. Und auch als Paar muss man sich in dieser Phase noch einmal definieren. Viele haben sich ja über Kindererziehung und Karriere aus den Augen verloren.


Wie lässt sich denn verhindern, dass der Umbruch zur Krise wird?

Nach meiner Erfahrung kann eine gute Partnerschaft vieles abfedern, auch enge Freunde - und natürlich ein gesundes Selbstbewusstsein. Aber das alles kann man natürlich nicht aus dem Hut zaubern, wenn die Situation schon da ist.


Was kann also helfen, wenn sie Krise unvermeidlich ist?

Wenn man keinen guten Freund, keine gute Freundin hat, die einen durch diese Zeit führen können, sollte man sich an einen Profi wenden. Das muss nicht unbedingt ein Psychotherapeut sein, vielen helfen auch fünf, sechs Stunden mit einem Coach.

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