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Viele Länder fälschen bewusst ihre Landkarten

Archivmeldung vom 10.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Ein Kartograph der Bundeswehr-Universität in München hat festgestellt, dass eine große Anzahl an Landkarten absichtlich gefälscht wird.

Griechenlands antike Bauwerke sind nicht immer leicht zu finden. Regelmäßig weisen selbst Navigationsgeräte Irrwege. Fast scheint es, nicht nur die Sehenswürdigkeiten selbst, sondern auch manche Landkarten Griechenlands stammten aus dem Altertum, so wenige Straßen sind verzeichnet. Doch die Karten sind nicht überholt, sie sind gefälscht.

"In Griechenland und vielen anderen Ländern gibt es eine lange Geheimhaltungs-Tradition für Verkehrswege", sagt Kurt Brunner, Kartograph an der Universität der Bundeswehr München. Brunner ist Dutzenden Landkarten-Fälschungen auf die Spur gekommen.

Selbst im Zeitalter von Satelliten-Aufklärung und Google Earth versuchen viele Länder, falsche Informationen über ihre Infrastruktur in Umlauf zu bringen. "Die Geheimhaltung von Landkarten ist in vielen Staaten üblich", sagt Brunner.

So hat die Regierung Chinas kürzlich erklärt, bald gegen Internet-Kartendienste vorzugehen, wenn sie Karten des Landes veröffentlichen, die nicht den staatlichen Versionen entsprechen. Auch Länder Südamerikas, Osteuropas und Asiens gäben falsche Landkarten heraus, berichtet der Kartograph Brunner.

Der militärstrategische Nutzen der Geheimhaltung sei heute jedoch minimal, schließlich ließen sich selbst kleine Wege mit Satelliten erspähen.

Und die Bestrebungen vieler Staaten, die Satellitenbilder in Google Earth zu kontrollieren, sind bislang meist vergebens.

Immer wieder sind über das Programm selbst hochauflösende Bilder militärischer Anlagen zu sehen.

Die Wirkung gefälschter Landkarten trifft hingegen vor allem Touristen auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten und beeinträchtigt die Arbeit von Wissenschaftlern.

Grenznahe Regionen etwa in Georgien, Griechenland, Türkei, Mazedonien oder Albanien werden auf Landkarten oft als "unerschlossenes Gebiet" ausgewiesen, bestenfalls große Durchfahrtswege sind dargestellt.

Weil auch der kostenlose Kartendienst Google Maps auf dieses Material angewiesen ist, findet sich auch auf dessen Karten viel weiße Fläche. Auf manchen Plänen verläuft lediglich eine einsame "Europastraße" - das sind die quer über den Kontinent führenden Hauptstraßen - durch scheinbar karge Wildnis. "Ganze Städte und Straßennetze wurden von den Landkarten getilgt", sagt Kurt Brunner.

Neben China kontrolliert Russland seine Landkarten besonders konsequent. "Karten mit einem genaueren Maßstab als 1:1.000.000 dürfen dort ausschließlich für den Dienstgebrauch der Behörden verwendet werden", sagt Brunner. Bereits in den 1930er-Jahren hat in der Sowjetunion die Geheimpolizei die Kontrolle der heimischen Landkarten übernommen.

Diktator Josef Stalin ordnete die Fälschung aller öffentlich zugänglichen Atlanten an. Während des Zweiten Weltkriegs hat sich das Vorgehen offenbar bewährt. Bei einem gefangen genommenen deutschen Offizier wurden gefälschte Karten der Umgebung Moskaus gefunden. Die Pläne zeigten ein gut ausgebautes Straßennetz, wo in Wirklichkeit nur Sümpfe und Schluchten lagen. Die Karten seien dem deutschen Militärattaché in Moskau zugespielt worden, der sie an die Soldaten weitergegeben habe, sagt Brunner.

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