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Jesus als Konkurrent der römischen Kaiser?

Archivmeldung vom 31.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Manche der frühen Christen betrachteten Jesus offenbar als kaiserähnlich, zeigt jetzt ein Erfurter Religionsforscher - für die Kaiser ein Grund mehr zur Christenverfolgung

Jesus als Sohn eines (einzigen) Gottes - das war in der römischen Antike ein Gedanke, der die Herrschenden beunruhigte. Deshalb ließen sie die frühen Christen verfolgen. Doch es gab offenbar im frühen Christentum auch noch einen Ansatz, der darüber hinausging und der Jesus als "großen Erzpriester" betrachtete. Das war fast wortgleich auch der Titel, den sich die römischen Kaiser der Flavischen Dynastie (69-96 n. Chr.) gaben. Und so konnte diese Ansicht was im kaiserzeitlichen Rom leicht als Majestätsbeleidigung geahndet werden. Spuren dieser Sichtweise von Jesus als Konkurrent der römischen Kaiser fand jetzt ein Erfurter Religionswissenschaftler im wenig beachteten Hebräerbrief, einem Text, der im Neuen Testament direkt nach den Paulus-Briefen folgt.

Der so genannte Hebräerbrief ist von einem namentlich nicht bekannten Verfasser um das Jahr 100 nach Christus in hellenistischem Griechisch geschrieben worden. Christus wird hier mit mit einer ungewöhnlichen Formulierung bezeichnet, die im Deutschen mit "großer Erzpriester" wiedergegeben werden kann, entdeckte Jörg Rüpke, Professor für Vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Erfurt. Es ist jedoch auch der römische Kaiser als römischer Oberpriester, der Pontifex maximus, der in griechischen Texten regelmäßig als "größter Erzpriester" angesprochen wird. Und gerade die Kaiser der neu an die Macht gekommenen Flavischen Dynastie (69-96 n. Chr.), Titus und Domitian, betonten im Unterschied zu ihren Vorgängern gerade diese religiöse Rolle, verbanden mit ihrem Oberpriesteramt demonstrativ moralische Ansprüche und Frömmigkeit, die auch noch ihre Nachfolger banden. Gegen diese Konkurrenz, die in neuer Weise Wohlstand und Glanz der Stadt Rom - man denke an den Neubau des Kolosseums - mit Frömmigkeit verband, stellt der Verfasser des Hebräerbriefes Christus heraus. Er zeichnet ihn als den besseren Oberpriester, der nicht nur im Tempel, sondern im Himmel vor Gottes Thron Dienst tut, und als Friedenskönig. Um der Gefahr eines Prozesses wegen Majestätsbeleidigung vorzubeugen, darf er jedoch nicht vom Friedenskaiser sprechen, sondern muss auf die vage Gestalt eines alttestamentlichen Friedenskönig, Melchisedek, zurückgreifen.

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