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Gefühl als verbindendes Element der Gesellschaft

Archivmeldung vom 20.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: twinlili / pixelio.de
Bild: twinlili / pixelio.de

Eine Studie von Soziologen des Clusters Languages of Emotion der Freien Universität Berlin liefert erstmals empirische Belege dafür, dass soziale Wahrnehmungen und Empfindungen innerhalb der deutschen Gesellschaft weitgehend geteilt werden. Trotz dieses breiten Konsenses gebe es jedoch bedeutsame kulturelle und schichtspezifische Unterschiede, konstatieren die Wissenschaftler Jens Ambrasat und Prof Dr. Christian von Scheve. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.

Grundlage der Studie ist eine bundesweite Online-Befragung mit mehr als 2.800 Teilnehmern, die angeben sollten, welche Gefühle Begriffe aus verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens bei ihnen auslösen. In der Studie werden die Grundlagen sozialer Wahrnehmung anhand der emotionalen Bedeutung von Sprache untersucht.

Die Ergebnisse seien ein Hinweis darauf, dass nicht nur die explizite Bedeutung bestimmter Begriffe innerhalb einer Gesellschaft übereinstimmt, sondern auch deren implizite Bedeutung auf der Ebene des Gefühls, erklären die Autoren der Studie. Unterschiede in der Wahrnehmung gebe es jedoch je nach sozialer Schicht. So würden zum Beispiel Begriffe für soziale Beziehungen wie „Ehefrau“, „Lebensgefährte“ oder „Verbündeter“ von allen Befragten als angenehm und stark angesehen. Die Wissenschaftler stellten jedoch fest, dass Angehörige hoher sozioökonomischer Statusgruppen diese Begriffe tendenziell weniger positiv und stark bewerteten als mittlere und niedrige Statusgruppen. Andererseits nähmen Angehörige hoher Statusgruppen Begriffe für abweichendes Verhalten wie „Schurke“, „Störenfried“ oder „Krimineller“ als unangenehmer, stärker und aufregender – also insgesamt bedrohlicher – wahr als mittlere und untere Statusgruppen.

Im Rahmen der Online-Befragung mussten die Teilnehmer insgesamt 909 Begriffe aus den Wortfeldern Autorität und Gemeinschaft bewerten. Das Verfahren ergänze bisher vorherrschende Umfrageverfahren zu Werten und Einstellungen, da es auf die Unmittelbarkeit und das Intuitive emotionaler Bedeutungen ziele, sagen die Soziologen Jens Ambrasat und Prof. Dr. Christian von Scheve, die die Studie in Kooperation mit den Psychologen Dr. Markus Conrad, Gesche Schauenburg und Prof. Dr. Tobias Schröder im Rahmen eines interdisziplinären Projekts am Cluster Languages of Emotion durchführten. Diese unbewussten emotionalen Bedeutungen und Empfindungen, die Menschen mit bestimmten Begriffen verbinden, seien Richtschnur für die Einschätzung sozialer Situationen und das eigene Handeln und stabilisierten so die soziale Ordnung. Die „feinen Unterschiede“ zwischen den gesellschaftlichen Schichten erklären die Soziologen mit divergierenden Lebenswirklichkeiten in den verschiedenen sozialen Milieus.

Die Wörter wurden entsprechend ihrer emotionalen Bedeutung – den mit ihnen assoziierten Emotionen - zu sogenannten „Clustern“ zusammengefasst. Hierbei ergaben sich aufgrund des Gefühlsprofils bedeutungsvolle Cluster wie „institutionelle Autoritäten“, „nahestehende Personen“ oder „unsoziale Personen“. Dies sei ein Beleg für die große Relevanz von Gefühlen im gesellschaftlichen Zusammenleben, so die Wissenschaftler. Gleichzeitig lieferten die feinen Unterschiede in den emotionalen Bedeutungen Hinweise auf schichtspezifische Wahrnehmungsmuster und Verhaltensweisen.

Quelle: Freie Universität Berlin (idw)

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