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Wie Ameisen andere Ameisenarten versklaven

Archivmeldung vom 29.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Ein Leben abseits von Ameisen zu führen, ist unmöglich: Im tropischen Regenwald sind sie genauso erfolgreich, wie am Nordpolarkreis oder in Städten. Ameisen haben vor den Menschen die Landwirtschaft entdeckt – aber auch die Sklaverei. Die Wissenschaftlerin Susanne Foitzik erforscht, wie sich die Unterdrückten wehren.

Etwa zehntausend Billionen von ihnen bevölkern die Erde. Jede einzelne wiegt im Schnitt nur fünf Milligramm. Doch alle zusammen bringen in etwa so viel auf die Waage wie die gesamte Menschheit. Fast der komplette Globus wird von ihnen bevölkert. Auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis krabbeln Vertreter der zirka 12.600 Arten durchs Erdreich, durchs Grasland und auf den Bäumen herum.

 

Ameisen beeinflussen das Dasein anderer Organismen stärker als irgendein anderes Lebewesen. Sie verbreiten Pflanzensamen und sind als dominante Räuber der wirbellosen Tierwelt die Hauptfeinde vieler anderer Insekten und Spinnen. Nicht zuletzt entsorgen sie 90 Prozent aller toten Tiere. Niemand ist vor ihnen sicher. Sie wandern durch die Versorgungsrohre in den Hauswänden, sie nisten im Inneren von Computern und sogar in Flugzeugen. Niemand ist vor ihnen sicher.

Doch obwohl kaum ein Tier uns so nahe tritt, interessieren sich nur wenige für die sozialen Insekten. Susanne Foitzik gehört zu diesen wenigen, und sie entspricht so gar nicht dem Bild, das über ihre Kollegen grassiert. Insektenforscher sind blasse Herren, die schon in jungen Jahren alt aussehen, weltfremd, wunderlich und sozial unverträglich. Soweit das Klischee. Susanne Foitzik ist eine junge Frau, humorvoll, extrovertiert, mit wachen Augen für die Welt außerhalb ihres Fachgebietes. Sie bringt außerdem das Kunststück fertig, neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit noch zwei Kinder groß zu ziehen.

Obwohl sie als Professorin an der Ludwigs-Maximilian-Universität München bereits zum wissenschaftlichen Establishment gehört, spricht sie von ihren Ameisen so enthusiastisch wie eine Studienanfängerin, die frisch von der Faszination für die sozialen Sechsbeiner ergriffen wurde. „Nicht Menschen, Ameisen haben die Landwirtschaft erfunden“, verkündet sie begeistert und setzt eine Kunstpause, um der Verblüffung des Gesprächpartners Raum zu geben. Dann erläutert sie die Pilzzucht der Blattschneiderameisen, die Blätter abnagen und sie als Futter für eine Pilzkultur in ihren Bauten tragen. So wie Menschen in verschiedenen Regionen Weizen oder Reise, Hirse oder Mais als Hauptnahrungsmittel bevorzugen, so züchtet jede Art Blattschneiderameise mit ihrem Pflanzenmaterial ihre eigene Pilzart.


Doch die Evolution dieser agrarischen Insekten hat noch viel mehr Lebensformen hervorgebracht. Auf den nahrhaften Nutzpilzen wuchert ein parasitischer Schadpilz, der den Ameisen, wenn sie nicht aufpassen, ihren Lebensmittelvorrat auffrisst. Als Gegenmittel haben sich die Insekten ein biologisches Pestizid zugelegt, mit dessen Hilfe sie den Schädling zu bekämpfen. Auf ihrer Chitinhülle versorgen sie Bakterien, die ein Fungizid abgeben, dass zwar den Parasiten, nicht aber ihren Nahrungspilz vernichtet. So erfanden sie nicht nur vor 50 Millionen Jahren die Landwirtschaft, sondern sogar die Schädlingskämpfung. Irgendwie unheimlich, dass sie die größten Fortschritte der Menschheit schon vorweg genommen haben.

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