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Schmerzpatient Krokodilsaurier

Archivmeldung vom 16.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Museum für Naturkunde
Museum für Naturkunde

Foto: Beek100
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Paläontologen des Berliner Museum für Naturkunde berichten zusammen mit einem Radiologen der Charité und einem Tiermediziner des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins PlosOne von einem außergewöhnlichen und umfassenden Fund einer entzündlichen Rückenerkrankung bei einem fossilen Reptil. Die Forscher entdeckten deformierte Wirbelknochen des Sauriers „Angistorhinopsis ruetimeyeri” in der Sammlung des Museums, die auf eine schmerzhafte Spondyloarthropathie zurückzuführen sind.

Die etwa 220 Millionen Jahre alten Überreste stammen aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt und gehörten zu einem amphibisch lebenden und Fisch fressenden Tier, das Ähnlichkeit mit einem Krokodil hat und mit Dinosauriern nahe verwandt ist. Obwohl diese - auch Krokodilsaurier genannten - Phytosaurier nicht selten auftreten, sind Knochenkrankheiten bei ihnen nur spärlich und ausschließlich für den Bereich des Schädels dokumentiert. Die Funde in den Sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin zeigen deutliche Spuren einer entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung, welche an mehreren Stellen der Wirbelsäule zu sehen ist und den Phytosaurier scheinbar sein ganzes Leben lang schmerzhaft begleitet hatten.

Eine Bestimmung der Ursache für die Wirbelsäulenveränderungen und sogar eine Abschätzung ihres zeitlichen Verlaufes wurde vor allem durch die Untersuchung der Knochen mit Computertomographie möglich. Am Skelett finden sich insgesamt drei verschiedene krankhafte Veränderungen: (1) Zwei verwachsene Brustwirbel, bei denen das Zwischenwirbelgelenk verknöchert ist, (2) die Verwachsung und starke Verkürzung des letzten Rücken- mit dem ersten Beckenwirbel und (3) eine Zerstörung und extreme Abtragung der vorderen Gelenkfläche am letzten Rückenwirbel.

Diese Veränderungen können mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Spondyloarthropathie zurückgeführt werden, eine nicht durch Krankheitserreger verursachte entzündliche Krankheit, bei welcher sich typischerweise neuer Knochen an Gelenkzwischenräumen bildet und unterlagernder Knochen mit Knorpel häufig stark erodiert und weggelöst wird. Der bereits stark abgetragene letzte Rückenwirbel zeigt eindrucksvoll, dass diese Krankheit schon im frühen Leben des Phytosauriers ausgebrochen sein muss und ihn über seinen Lebenszyklus hinweg begleitete, ohne direkt zum Tode zu führen. Ein fossiler Nachweis von entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen bei fossilen Reptilien ist immer noch außergewöhnlich und daher ein wichtiger Befund. Im Gegensatz dazu sind Spondyloarthropathien bei Menschen nicht selten (eine Variante ist z.B. als Morbus Bechterew bekannt), wo sie aber durch neuere Medikamente meist gut therapiert und zum Stillstand gebracht werden können.

Quelle: Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (idw)

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