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Wie Wahnvorstellungen entstehen

Archivmeldung vom 17.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Übereifrige linke Hirnhälfte erzeugt unrealistische Eindrücke und Erinnerungen

Wahrvorstellungen lassen sich praktisch immer auf einen Schaden in der rechten Gehirnhälfte zurückführen, den die linke Seite übereifrig auszugleichen versucht. Das schließt der US-amerikanische Neurologe Orrin Devinsky aus einer Analyse von Studien, in denen Menschen mit unterschiedlichen Hirnschädigungen untersucht worden waren. Sein Fazit: Sobald das Gehirn aufgrund der Schädigung unvollständige oder falsche Informationen erhält, springt die linke Hirnseite ein, um diese Signale in einen sinnvollen Kontext einzuordnen. Dabei schießt sie nicht selten übers Ziel hinaus und kreiert Geschichten oder Zusammenhänge, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben. Ist dann auch noch der Hirnbereich geschädigt, der falsche oder unrealistische Erinnerungen aussortiert, gelangen die falschen Eindrücke ins Bewusstsein.

Unter den Studien, die Devinsky auswertete, waren beispielsweise Untersuchungen von Schlaganfallpatienten und Menschen mit neurologischen Störungen wie dem Capgras-Syndrom, bei dem die Patienten überall Doppelgänger von sich oder anderen sehen, oder bei ähnlichen Syndromen. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle betrafen die den Problemen zugrundeliegenden Hirnschädigungen die rechte Hirnseite. So litten bei diesen Patienten nur sieben Prozent unter einer Verletzung in der linken Hirnhälfte, während bei allen anderen entweder beide Seiten oder nur die rechte Hälfte betroffen waren. Auch bei den Schlaganfallpatienten gingen Schäden der rechten Seite signifikant häufiger mit Wahnvorstellungen einher. Meist war dabei der Stirnlappen betroffen.

 

In der rechten Hemisphäre sind die Zentren für die Selbsterkennung, die emotionale Vertrautheit mit Dingen und Personen sowie das Erkennen der Grenzen des eigenen Ichs beheimatet, erläutert Devinsky. Gibt es dort eine Schädigung, wird die Beziehung zwischen dem psychischen, emotionalen und auch physischen Selbst und der Umwelt gestört. Diese fehlenden Funktionen versucht das Gehirn auszugleichen, indem es die linke Hirnhälfte, die unter anderem das Sprachzentrum enthält, auf den Plan ruft und aktiviert. Das führt häufig zu einer Überkompensation, in deren Verlauf eine Art "kreativer Erzähler", wie Devinsky es nennt, ausführliche und meist falsche Erklärungen für wahrgenommene Reize erschafft.

 

Zwar besitzt das Gehirn eine Art Korrekturleseprogramm, das solche Fehler normalerweise erkennt und eliminiert oder korrigiert. Durch die Schäden im Stirnlappen wird dieses jedoch ebenfalls häufig in Mitleidenschaft gezogen und kann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. Die Folge sind dann anhaltende Wahnvorstellungen, die auch dann nicht verschwinden, wenn dem Betroffenen die Realität deutlich vor Augen geführt wird. Devinsky hofft nun, dank des besseren Verständnisses der Denkvorgänge bei den Patienten neue Ansätze entwickeln zu können, um Wahnvorstellungen abschwächen oder sogar zu verhindern

 

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