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Neue Moleküle und Sternentstehung in der Milchstraße

Archivmeldung vom 10.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die Aufnahme zeigt das farbenprächtige Sternentstehungsgebiet um den Stern Rho Ophiuchi in ca. 400 Lichtjahren Entfernung. Die Position des massearmen Protosterns IRAS16293-2422 ist mit einem roten Kreis markiert; in dieser Richtung konnte das Molekül OD, also deuteriertes Hydroxyl, erstmalig im Weltraum nachgewiesen werden. Das mit dem GREAT-Empfänger an Bord von SOFIA beobachtete Spektrum zeigt die Moleküllinie bei einer Frequenz von 1,3915 Terahertz (oder 0,215 mm Wellenlänge). Das OD-Molekül (rot: Sauerstoff, grau: Deuterium) ist eine Isotopenvariante von Hydroxyl (OH), bei der das Wasserstoffatom durch sein schwereres Isotop Deuterium ersetzt wurde. OD markiert einen wichtigen Zwischenschritt auf Weg zur Bildung von Wasser im Universum, und mag als chemische Zeitmarke in den Frühphasen der Sternentstehung dienen. Der helle gelblich leuchtende Stern unten links ist Antares im Sternbild Skorpion, einer der hellsten Sterne überhaupt am Himmel. Rechts von Antares ist der Kugelsternhau
Quelle: Bildrechte: Spektrum: MPIfR/B. Parise, Hintergrund-Foto: ESO/S. Guisard (www.eso.org/~sguisard). (idw)
Die Aufnahme zeigt das farbenprächtige Sternentstehungsgebiet um den Stern Rho Ophiuchi in ca. 400 Lichtjahren Entfernung. Die Position des massearmen Protosterns IRAS16293-2422 ist mit einem roten Kreis markiert; in dieser Richtung konnte das Molekül OD, also deuteriertes Hydroxyl, erstmalig im Weltraum nachgewiesen werden. Das mit dem GREAT-Empfänger an Bord von SOFIA beobachtete Spektrum zeigt die Moleküllinie bei einer Frequenz von 1,3915 Terahertz (oder 0,215 mm Wellenlänge). Das OD-Molekül (rot: Sauerstoff, grau: Deuterium) ist eine Isotopenvariante von Hydroxyl (OH), bei der das Wasserstoffatom durch sein schwereres Isotop Deuterium ersetzt wurde. OD markiert einen wichtigen Zwischenschritt auf Weg zur Bildung von Wasser im Universum, und mag als chemische Zeitmarke in den Frühphasen der Sternentstehung dienen. Der helle gelblich leuchtende Stern unten links ist Antares im Sternbild Skorpion, einer der hellsten Sterne überhaupt am Himmel. Rechts von Antares ist der Kugelsternhau Quelle: Bildrechte: Spektrum: MPIfR/B. Parise, Hintergrund-Foto: ESO/S. Guisard (www.eso.org/~sguisard). (idw)

Das Astroflugzeug SOFIA hat die erste Serie von Wissenschaftsflügen mit dem in Deutschland gebauten GREAT-Empfänger abgeschlossen. Die Ergebnisse werden nun in einer speziellen Ausgabe der Zeitschrift "Astronomy & Astrophysics" (Volume 542, vom 10. Mai) veröffentlicht, ergänzt mit Berichten über die dem GREAT-Empfänger zugrunde liegende Technologien. Die Vielseitigkeit dieses neuen Forschungsinstruments zeigt sich in Berichten über die Erstentdeckung von zwei neuen Molekülen im Weltraum und Untersuchungen zu unterschiedlichen Phasen der Sternentstehung. GREAT wurde von einem Konsortium deutscher Forschungsinstitute unter Leitung von Rolf Güsten (MPI für Radioastronomie) entwickelt.

Das Ferninfrarot-Spektrometer GREAT (auf dem Bild in senkrechter Position) ist innerhalb der Druckkabine an den Teleskopflansch am Gegengewicht des Teleskops angeschlossen. Während des Fluges bewegt sich GREAT in einem Winkelbereich von ±20 Grad von der Senkrechten. Das Teleskop (auf dem Bild ist das Gegengewicht in 45-Grad-Stellung in Blau sichtbar) kann dem astronomischen Objekt in einem Winkelbereich zwischen 25 und 65 Grad von der Senkrechten folgen.
Quelle: Foto: R. Güsten/MPIfR. (idw)
Das Ferninfrarot-Spektrometer GREAT (auf dem Bild in senkrechter Position) ist innerhalb der Druckkabine an den Teleskopflansch am Gegengewicht des Teleskops angeschlossen. Während des Fluges bewegt sich GREAT in einem Winkelbereich von ±20 Grad von der Senkrechten. Das Teleskop (auf dem Bild ist das Gegengewicht in 45-Grad-Stellung in Blau sichtbar) kann dem astronomischen Objekt in einem Winkelbereich zwischen 25 und 65 Grad von der Senkrechten folgen. Quelle: Foto: R. Güsten/MPIfR. (idw)

Die erste Serie wissenschaftlicher Beobachtungsflüge mit dem "German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies" (GREAT) an Bord des Stratosphären-Observatoriums für Infrarotastronomie (SOFIA) wurde im November 2011 erfolgreich abgeschlossen. Knapp ein halbes Jahr später werden nun die Ergebnisse in der renommierten europäischen Wissenschaftszeitschrift "Astronomy & Astrophysics" veröffentlicht. Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern berichtet in insgesamt 22 Einzelbeiträgen über die einzigartigen wissenschaftlichen Ergebnisse sowie über die dem Experiment zugrunde liegenden Technologien von GREAT.

SOFIA, ein Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen Raumfahrtorganisation NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), betreibt ein Teleskop von 2,70 m Durchmesser in einer umgebauten Boeing 747SP. SOFIA fliegt in Höhen bis zu 13700 m und ermöglicht damit den Zugang zu astronomischen Signalen bei ferninfraroten Wellenlängen, die ansonsten vom Wasserdampf in der Erdatmosphäre absorbiert würden. SOFIA, weltweit das einzige Flugzeug-Observatorium im Einsatz, öffnet so den Himmel für hochauflösende Spektroskopie im fern-infraroten Spektralbereich mit dem GREAT-Empfänger.

"Die hohe Auflösung des GREAT-Spektrometers ist speziell dafür ausgelegt, die Physik und Chemie des interstellaren Gases und den Lebenszyklus der Sterne zu erforschen, von ihrer frühen embryonalen Phase noch innerhalb der Geburtswolke bis zum Tod des entwickelten Sterns, bei dem die Hülle wieder zurück in den umgebenden Raum geschleudert wird", sagt Rolf Güsten vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie, der leitende Wissenschaftler des GREAT-Projekts. "Diese phantastischen Ergebnisse bereits aus den ersten Wissenschaftsflügen sind der Lohn für unsere langjährige Entwicklungsarbeit und unterstreichen das wissenschaftliche Potential der Ferninfrarot-Spektroskopie mit Flugzeug-Observatorien."

Viele der hier präsentierten Veröffentlichungen erforschen den Sternentstehungsprozess in seinen allerfrühesten Phasen, in denen der embryonale Stern noch in heftiger Wechselwirkung mit den umgebenden Molekülwolken steht - er zerstört seine Geburtswolke, heizt das umgebende Material auf und ionisiert es. Die hohe spektrale Auflösung von GREAT ermöglicht es, durch die Untersuchung der Emission des ionisierten Kohlenstoffs in einer Reihe von Sternentstehungsgebieten das Geschwindigkeitsfeld des Gases in der umgebenden Molekülwolke aufzulösen. In den Hüllen von drei Protosternen gelang GREAT der direkte Nachweis des Kollaps der protostellaren Hüllen, was unmittelbar Rückschlüsse auf die dynamischen Prozesse bei der Entstehung eines Sterns erlaubt.

Zwei neue Moleküle wurden erstmalig im Weltraum nachgewiesen: OD, eine isotopische Variante von Hydroxyl (OH), bei der das Wasserstoffatom durch sein schwereres Isotop Deuterium ersetzt wurde, sowie das Sulfanyl-Radikal SH. Eine technologische Meisterleistung stellen erste spektroskopische Beobachtungen bei einer Frequenz von 2,5 Terahertz (0,120 mm Wellenlänge) dar; damit wird neues astrophysikalisches Territorium erkundet. Weiterhin wurde die Hülle eines Sterns in der Spätphase seiner Entwicklung untersucht, die durch den heißen Stern im Inneren aufgeheizt und ionisiert wird, sowie die heftige (Schock-)Wechselwirkung eines Supernova-Überrests mit dem umgebenden interstellaren Medium. Die physikalische Natur der zirkum-nuklearen Gasscheibe im Zentrum der Milchstraße wurde erforscht, die letztendlich das massereiche Schwarze Loch mit Materie anfüttert, sowie die Sternentstehung im Zentralbereich der nahen Galaxie IC342.

"Die reiche Ernte von wissenschaftlichen Resultaten bereits aus der allerersten Beobachtungskampagne mit SOFIA und unserem GREAT-Empfänger gibt einen guten Eindruck des gewaltigen wissenschaftlichen Potentials, das in diesem Flugzeug-Observatorium steckt", so Jürgen Stutzki von der Universität Köln, stellvertretender Projektleiter von GREAT. "SOFIA wird den rasanten technologischen Fortschritt insbesondere im Bereich der Terahertz-Technologie unmittelbar nutzen. Instrumente wie GREAT können, fortlaufend an die neuesten Entwicklungen angepasst, stets im Grenzbereich des technologisch möglichen eingesetzt werden und versprechen so aufregende astronomische Entdeckungen für die kommenden Jahre."

Die nächste Flugserie mit GREAT ist für den Spätherbst dieses Jahres geplant, dann bereits erweitert um Detektoren, die bis zu 4,7 Terahertz (0,063 mm) Wellenlänge arbeiten.

Quelle: Max-Planck-Institut für Radioastronomie (idw)

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