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Lulin im Anflug

Archivmeldung vom 09.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Ein giftgrüner Komet nähert sich der Erde. Sein Name: Lulin. Der Schweifstern werde in der zweiten Februarhälfte unter guten Bedingungen möglicherweise mit bloßem Auge zu sehen sein, berichtet die US-Raumfahrtbehörde Nasa. Der Erde aber wird er nicht gefährlich werden.

Der im Juli 2007 entdeckte Komet namens Lulin bewegt sich dann durch die Sternbilder Jungfrau und Löwe. Seine grüne Farbe stammt vom giftigen Farbstoff Cyanogen, der bei vielen Kometen vorkommt. Auch ein ebenfalls dort vorhandenes kleines Kohlenstoffmolekül leuchtet laut Nasa grün, wenn es im Vakuum des Weltraums von der Sonne angestrahlt werde.

Mit einer Minimaldistanz von rund 60 Millionen Kilometern kann Lulin der Erde nicht gefährlich werden - der Abstand entspricht 40 Prozent der Entfernung Erde-Sonne. Selbst wenn die Erde durch einen cyanogenhaltigen Kometenschweif flöge, würde nichts passieren, beruhigt die Nasa. Der feine Schweif könne nicht in die Erdatmosphäre eindringen.

Gegenwärtig ist Komet Lulin nur im Teleskop sichtbar. Italienische Astronomen beobachteten dabei kürzlich, wie er einen Teil seines Plasma-Schweifs verloren hat. Zur größten Annäherung an die Erde kommt es am 24. Februar. Um diese Zeit könne der Komet zumindest in dunklen Gegenden möglicherweise mit bloßem Auge erspäht werden, schreibt die Nasa.

Etwas später, nämlich nach dem 13. April 2029, könnte der altägyptische Gott Apophis für Chaos auf der Erde sorgen. Dann wird er sich der Erde in Gestalt eines Asteroiden mit ungefähr 300 Metern Durchmesser bis auf 30.000 Kilometer näheren. Von den Gravitationskräften abgelenkt, könnte er zumindest theoretisch sieben Jahre später auf der Erde einschlagen.

«Die Öffentlichkeit interessiert sich immer noch zu wenig für Asteroiden», sagt Michael Khan, Raumfahrtingenieur bei der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) in Darmstadt. Er war an einer Vielzahl namhafter Missionen beteiligt, unter anderem Ulysses und Cassini-Huygens. Die Wahrscheinlichkeit eines Einschlages von «Apophis» wird zwar derzeit von Experten gleich null bewertet. Doch genau wissen wird man es erst 2029. Dann ist Apophis nahe genug, um exakte Berechnungen anstellen zu können. Benannt ist der Himmelskörper nach dem ägypischen Gott Apophis, dem Widersacher des Sonnengottes Re, der für Finsternis und Chaos steht.

Die Öffentlichkeit weiß wenig über die Himmelsobjekte. Asteroiden kommen aus einer Zeit vor 4,6 Millionen Jahren, als das Sonnensystem geboren wurde. Unterschieden wird grob zwischen Asteroiden aus Stein und Kometen aus Eis. Reste dieser Himmelskörper gehen auf der Erde als Meteoriten nieder oder sind als Sternschnuppen am Himmel zu beobachten. Die meisten kommen aus dem Raum zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Ende 2008 waren insgesamt 438.000 dieser Himmelskörper im Sonnensystem bekannt. Doch dürfte ihre Zahl weitaus höher liegen: Immer wieder werden neue entdeckt.

Ein Blick in die Internet-Datenbanken von Esa und Nasa: Immer wieder kreuzen kleinere und größere Objekte die Erdbahn. «1441052 (2001 XR1)» zum Beispiel, ein Objekt von einer Größe zwischen 930 und 2.100 Metern, huschte am 1. Februar in einer Entfernung von 0,1769 Astronomischen Einheiten, das sind etwa 26,6 Millionen Kilometer, am blauen Planet vorbei.

Zerfallen die Asteroiden nicht in der Erdatmosphäre, können sie mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von mehr als 15 Kilometern in der Sekunde, also 50.000 Stundenkilometer, die Erde treffen. Bereits ein Objekt von 800 Metern Durchmesser könne globale Konsequenzen auslösen, gar das Ende der Zivilisation bedeuten. Ein 200 Meter großer Brocken könne ein mittelgroßes Land verwüsten, erläutert Khan.

Historische Beispiele gibt es viele. Vor 12.000 Jahren erst stürzte ein Gesteinsbrocken von rund 30 Metern Durchmesser und etwa 15.000 Tonnen Gewicht in Arizona auf die Erde und hinterließ einen 1,2 Kilometer breiten Krater. Heute noch ist er rund 170 Meter tief.

Am 30. Juni 1908 explodierte ein Asteroid in acht Kilometern über Tunguska in Sibirien. Experten schätzen, dass allein bei der rund 15 Megatonnen starken Explosion 60 Millionen Bäume auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern umgeknickt wurden. Apophis würde mit einer Sprengkraft von schätzungsweise 400 bis 800 Megatonnen TNT ein Vielfaches entfachen. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch das Aussterben der Dinosaurier auf den Einschlag eines Asteroiden von rund zehn Kilometer Durchmesser zurückzuführen ist.

Rund 1000 Objekte bezeichnet die Nasa derzeit als potenziell gefährlich. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenstoß mit einem zwei Kilometer großen Brocken laut Nasa nur etwa ein bis zwei Mal in einer Million Jahren vorkommt, suchen Astronomen, Raumfahrtingenieure und Physiker weltweit nach Möglichkeiten, um einen potenziellen Einschlag vorherzusehen und rechtzeitig abzuwenden.

Die Esa bereitet eine Mission mit dem Namen «Don Quichote» vor: Eine Sonde soll die Möglichkeit untersuchen, einen Asteroiden von seiner Bahn abzulenken. «Die Mission ist derzeit etwas in Verzug geraten», sagt Kahn. Er schätzt aber, dass es spätestens Ende des kommenden Jahrzehnts losgehen soll.

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