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Malariabekämpfung verläuft positiv

Archivmeldung vom 16.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die Weltgesundheitsorganisation veröffentlichte Berichte, die beinhalten, dass die Totenrate an Malaria das erste mal deutlich gesunken ist. Durch bessere Behandlungen und Kontrolle der Trägermücken von Malaria, wurde die Infizierung deutlich sichtbar gesen

Die Malaria ist noch immer eine der verheerendsten Infektionskrankheiten. Im Kampf gegen den Parasitenbefall gibt es aber immerhin gewisse Fortschritte. So ist in einigen besonders betroffenen afrikanischen Ländern die Zahl der Todesopfer erstmals deutlich gesunken. Das geht aus einem Situationsbericht hervor, den die Weltgesundheitsorganisation kürzlich veröffentlicht hat.

Die Fortschritte gehen auf die systematische Kontrolle der Überträgermücken sowie eine bessere medizinische Behandlung zurück. Damit die Malaria beherrscht werden kann, müssen viele Strategien zusammenwirken, logistische, soziale, technische und medizinische. Zu Letzteren gehören Schutzimpfungen, die vor allem Kleinkinder und Schwangere vor dem Erreger bewahren. Die Entwicklung von Impfstoffen verlief bislang zwar enttäuschend, aber nun gibt es einen Hoffnungsschimmer. Es muss sich aber erst noch erweisen, wie wirksam der Impfstoffkandidat auf Dauer wirklich ist.

 

Insektizide und Moskitonetze

In drei afrikanischen Ländern – Eritrea, Ruanda und Äquatorialguinea – ist die Zahl der Malariatoten zwischen 2000 und 2006 jeweils um die Hälfte gesunken. Dieser Erfolg beruht auf der konsequenten Anwendung von mit Insektiziden imprägnierten Moskitonetzen über dem Bett, dem Sprayen von Insektiziden im Innern der Häuser und Hütten, der besseren Versorgung mit Malariamitteln und Fortschritten bei der Diagnose und Überwachung der Krankheit.

Ermöglicht wurden die Maßnahmen durch die großzügige finanzielle Unterstützung öffentlicher und privater Institutionen, unter anderen der Bill & Melinda Gates Stiftung. Im Jahr 2006 war diese Förderung so hoch wie noch nie, heißt es in dem Bericht der Weltgesundheitsorganisation. In einigen anderen afrikanischen Ländern beginnt die Vorbeugung ebenfalls zu greifen, so in Madagaskar, Sambia und Tansania. Auch in Kambodscha, Laos, Vietnam und Surinam sowie auf den Philippinen ging die Zahl der Todesopfer zurück.

Optimismus nach ersten Impferfolgen

Die Erfolge dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Malaria in anderen Ländern, etwa Bangladesch, noch weiter ausgebreitet hat. Die technischen Möglichkeiten werden bei weitem noch nicht ausreichend genutzt. So stand in Afrika in dem beobachteten Zeitraum nur knapp einem Fünftel der rund 650 Millionen Menschen, die von der Malaria bedroht sind, ein Moskitonetz zur Verfügung. Die auf dem Mittel Artemisinin beruhende Kombinationstherapie (ACT) erhielten in Afrika sogar nur drei Prozent der Kinder, die sie benötigt hätten.

Seit mehr als fünfzig Jahren haben die Forscher immer wieder große Hoffnungen in einen Impfstoff zur Abwehr des Erregers Plasmodium falciparum gesetzt. Mehrere Kandidaten für eine solche Vakzine tauchten auf und verschwanden alsbald wieder, weil sie sich als unzureichend erwiesen. Derzeit zieht ein Impfstoff viel Aufmerksamkeit auf sich, den Forscher der amerikanischen Firma Glaxo Smith Kline seit 1987 entwickeln. Jedes dritte der mehr als zweitausend Kinder im Alter von einem bis vier Jahren, die den Impfstoff in Moçambique erhalten hatten, blieb in den folgenden anderthalb Jahren von Malaria verschont.

In einer weiteren Erprobung mit gut zweihundert afrikanischen Kleinkindern im Alter bis zu achtzehn Wochen blieben nach einer dreimaligen Impfung in den folgenden drei Monaten zwei Drittel frei von Malaria. Auch die Zahl der schweren Fälle war reduziert. Da die Malaria bei Kleinkindern oft tödlich verläuft, hat diese Impfstudie der Phase II großen Optimismus ausgelöst. Ob damit aber ein wirksamer Impfstoff in greifbare Nähe gerückt ist, müssen umfangreiche klinische Studien der Phase III erst noch zeigen.

Abwehrstrategien mit Proteinen

Die Vakzine beruht auf einem gentechnisch gewonnenen Protein, bei dem ein Oberflächeneiweiß (CSP) des Parasiten zur Verstärkung der Immunantwort mit einem Protein des Hepatitis-B-Virus gekoppelt wurde. Die Forscher verwendeten das Oberflächenprotein jener Parasitenform (Circumsporozoit), die mit der Stechmücke übertragen wird. Ihr Ziel ist es, den Erreger unmittelbar nach dem Eindringen in den menschlichen Körper durch das Immunsystem abzufangen. Dieser Weg habe jedoch, wie Herrmann Bujard von der Universität Heidelberg vor kurzem auf der 125. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Tübingen anmerkte, womöglich seine Tücken. Denn die durch einen Mückenstich übertragenen Erreger verstecken sich schnell in einer Leberzelle und sind dort vor dem Immunsystem geschützt. Der Parasit ändert im Folgenden seine Gestalt, so dass die aufgebaute Abwehr nicht mehr passt.

Entgeht nur ein einziger Parasit der Immunabwehr, kommt der fatale Vermehrungszyklus des Erregers in Gang. Bujard und seine Forschergruppe bevorzugen daher als immunstimulierendes Antigen ein Protein der als Merozoiten bezeichneten Parasitenform. Diese wird aus der Leber freigesetzt und vermehrt sich anschließend in roten Blutkörperchen, zerstört diese und infiziert die nächsten Erythrozyten. Die Forscher haben vor einigen Jahren entdeckt, dass die Merozoitenform über ein besonderes Oberflächenprotein (MSP-1) Kontakt zur Erythrozyten-Zelle aufnimmt. Ohne diesen Kontakt, in dessen Folge der Erreger seine äußere Hülle abstreift, können Plasmodien rote Blutzellen nicht befallen. Erst die Vermehrung im Blut löst aber die Krankheitssymptome, die charakteristischen Fieberschübe, der Malaria aus.

Impfung mit inaktivierten Parasiten

Immunisiert man mit dem Protein, kommt die Vermehrung in den roten Blutzellen zum Erliegen. Da das für die Impfung vorgesehene Merozoiten-Protein recht groß ist, dürfte es gegen viele Teilbereiche, sogenannte Epitope, dieser Parasitenform immunisieren. Das könnte vorteilhaft sein, wenn es gilt, viele Erregervarianten zu erfassen und Resistenzentwicklungen entgegenzuwirken. Die meisten der rund zwei Dutzend Malaria-Vakzinen, die sich in der Entwicklung befinden, richten sich auf die eine oder andere Weise gegen das Merozoitenstadium. Der Tübinger Tropenmediziner Jürgen Knobloch verwendet das Protein MSP-3 in einer die Abwehr besonders stimulierenden komplexen Form. Doch all diese Vakzine-Kandidaten sind noch weit davon entfernt, eine sichere und effektive Schutzimpfung zu gewährleisten.

Eine schon alte Idee haben Forscher der amerikanischen Biotech-Firma Sanaria wiederaufgenommen. Sie wollen mit durch Bestrahlung inaktivierten ganzen Parasiten impfen, um auf diese Weise eine Immunantwort gegen viele verschiedene Komponenten des Erregers gleichzeitig auszulösen. Doch erscheint die Vorstellung, aus den Speicheldrüsen der Anophelesmücke eine ausreichende Menge Parasiten für die Impfung von Millionen von Menschen zu gewinnen, kaum realistisch.

Insgesamt sind die Bemühungen um einen wirksamen Malariaimpfstoff angesichts der Hunderte Millionen Neuerkrankungen in jedem Jahr noch immer unzureichend, auch wenn schon viele hundert Millionen Dollar in das Vorhaben investiert worden sind. Ob sich der derzeit von vielen so optimistisch eingeschätzte Impfstoffkandidat von Glaxo Smith Kline für einen wirksamen und langanhaltenden Schutz eignet, muss sich erst noch zeigen. Eine hocheffiziente Schutzimpfung ist jedenfalls eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, um das von den Vereinten Nationen angemahnte Ziel, die Malaria völlig auszurotten, zu erreichen.

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