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Berner Archäologen erforschen griechische Stadt auf Sizilien

Archivmeldung vom 01.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Untersuchung des «Piano del Tamburino» mittels geophysikalischer Prospektion, um im Boden liegende Strukturen zu entdecken. Im Vordergrund führt ein Forscher eine elektrische Flächenkartierung durch, im Hintergrund findet eine geomagnetische Kartierung statt.
Quelle: Bild: IAW Universität Bern, Archäologie des Mittelmeerraumes. (idw)
Untersuchung des «Piano del Tamburino» mittels geophysikalischer Prospektion, um im Boden liegende Strukturen zu entdecken. Im Vordergrund führt ein Forscher eine elektrische Flächenkartierung durch, im Hintergrund findet eine geomagnetische Kartierung statt. Quelle: Bild: IAW Universität Bern, Archäologie des Mittelmeerraumes. (idw)

Die Abteilung Archäologie des Mittelmeerraumes der Universität Bern führt in der bedeutenden griechischen Koloniestadt «Himera» auf Sizilien ein Projekt interdisziplinärer Stadtforschung durch. Untersucht wird ein bisher unbekannter Teil der Kolonie. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass Himera zu einer der flächenmässig grössten griechischen Koloniestädte Siziliens gehören könnte.

Himera, die einzige grosse griechische Koloniestadt an der Nordküste Siziliens, wurde 649 v. Chr. gegründet. Sie ist weit nach Westen vorgeschoben und bildete einen griechischen Vorposten in Richtung phönizisch-karthagisches Einflussgebiet. So war Himera zwei Mal – 480 v. Chr. und 409 v. Chr. – Schauplatz grosser historischer Schlachten gegen die Karthager, die «Barbaren» des Westens. Aufgrund ihrer Lage und der Öffnung zum indigenen Hinterland ergab sich eine interessante Begegnung dreier Kulturen: der griechischen, der phönizisch-karthagischen sowie der indigen-sikanischen.

Neben einem bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts freigelegten dorischen Tempel wurden bis heute ein Teil der Wohnsiedlung und insbesondere zwei Nekropolen – Begräbnisstätten – von Himera ausgegraben. «Im Gegensatz dazu wurde die Stadt der Lebenden bisher nur in kleineren Bereichen in der Unter- und Oberstadt erforscht», hält Elena Mango, Professorin für die Archäologie des Mittelmeerraumes und Projektleiterin, fest.

Unterschiedliche Methoden angewandt

Das neue Himera-Projekt der Universität Bern, das in Zusammenarbeit mit der Direktion des Parks von Himera durchgeführt wird, widmet sich einem Bereich der griechischen Kolonie, welcher in der bisherigen archäologischen Forschung weitgehend unbeachtet geblieben ist: dem Piano del Tamburino, einem etwa 120’000 Quadratmeter grossen und 90 Meter über der Unterstadt liegenden Hochplateau.

Die Forschenden vermuten, dass das Hochplateau zur urbanistischen Fläche der antiken Koloniestadt gehörte. «Wenn sich die Vermutung bestätigen sollte, ist dies nicht nur für das Verständnis der Stadt von essenzieller Bedeutung. Himera würde damit auch zu einer der flächenmässig grössten griechischen Kolonien Siziliens avancieren», erklärt Elena Mango.

Untersucht wurde der Piano del Tamburino mittels unterschiedlicher Methoden und Vorgehensweisen: von traditionellen Recherchearbeiten in früheren Reiseberichten und Begehungen des Untersuchungsgebietes über die Auswertung von Luft- und Satellitenbildern mittels Fernerkundung sowie intensivem Oberflächensurvey bis zu grossflächigen geophysikalischen Prospektionen und ersten Grabungen.

Grabungen bestätigen Urbanisierung

Die mittels interdisziplinären Methoden gewonnenen Forschungsergebnisse ergaben klare Hinweise auf eine Urbanisierung des Hochplateaus. «Unsere ersten Grabungen vor wenigen Wochen konnten dann auch die erste archäologische Bestätigung erbringen und unterstreichen zudem die grosse Wichtigkeit dieses Gebietes für die Kolonisationsforschung», freut sich Mango.

So brachten die Forschenden nebst Zerstörungsschutt von der Schlacht im Jahre 409 v. Chr. sowie verschiedenen Keramik- und Bronzefunden auch ein sorgfältig errichtetes Mauerfundament zum Vorschein, das sich durch seine Stärke von fast einem Meter und die qualitative Bauweise von den meisten bisher bekannten Mauerfundamenten in Himera unterscheidet. «Das spricht gegen eine einfache Mauer in einem Wohnquartier», erklärt die Archäologin, «vielleicht gehörte sie zu einem öffentlichen Bau oder einem Tempel. Klarheit wird uns aber erst die Fortsetzung der Ausgrabungen bringen.»

Die Erforschung von Himera bietet gemäss Mango für die Universität Bern die Chance, die schweizerische archäologische Forschung auf Sizilien in dem bisher von internationalen Institutionen dominierten Feld der Kolonisationsforschung zu positionieren.

Quelle: Universität Bern (idw)

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