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Neuer DIW-Chef Fratzscher: Institut soll politisch neutral sein

Archivmeldung vom 10.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Portal des DIW Berlin in der Mohrenstraße. Bild: Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Portal des DIW Berlin in der Mohrenstraße. Bild: Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Der künftige Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, will das Haus, das traditionell der politisch linken Ecke zugeordnet wird, umstrukturieren und neutral ausrichten. "Mein Verständnis eines Wirtschaftsforschungsinstituts wie des DIW Berlin ist, dass es politisch neutral sein sollte", sagte Fratzscher dem "Handelsblatt". Wirtschaftspolitische Empfehlungen sollten auf soliden wissenschaftlichen Analysen beruhen. "Was politisch gewollt ist, muss für Forscher Nebensache sein.

Das DIW wird für Themen stehen, nicht für politische Aussagen." Fratzscher hält die aktuelle Konjunkturschwäche in Deutschland für den Tiefpunkt der Krise. "Eine Rezession erwarte ich nicht, das ist schon eine gute Nachricht zurzeit", sagte er. Die augenblickliche Schwächephase dürfte bereits der Tiefpunkt sein, wenn sich die europäische Krise nicht verschärfe. "Das kommende Jahr dürfte stärker werden als dieses", sagte Fratzscher. Obwohl die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger sei als die der anderen europäische Länder, sei sie aufgrund ihrer Offenheit über die engen Handelsverflechtungen und Finanzmärkte anfälliger für globale Risiken. Z

u den größten Risiken für die Konjunktur zählt der künftige DIW-Chef insbesondere die Euro-Krise. "Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Ungewissheit verkleinern wird, wenn die Strukturreformen in den Krisenstaaten ernsthaft fortgesetzt werden", sagte Fratzscher. Langfristig sei eine stärkere Vernetzung in Europa wahrscheinlicher als ein Bruch. "Ich sehe die Krise vor allem als Chance, dass wir uns zu mehr Europa entscheiden und aufraffen." Er sei überzeugt, dass alle europäischen Staaten von einer stärkeren Integration profitieren werden. "Das ist nur mit gegenseitigen Zugeständnissen möglich, aber die einzige Möglichkeit, Wohlstand zu sichern und ein stärkeres Europa zu schaffen."

Deutschland habe als größtes und stabiles Land einen schwierigen Part in all diesen Verhandlungen. "Diese Verantwortung überträgt ihm aber zugleich ungeheure Gestaltungschancen", sagte der künftige DIW-Chef. Fratzscher, der derzeit noch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt arbeitet, wurde gestern vom Kuratorium des DIW einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Vorstands gewählt und soll im Februar 2013 die Leitung des größten deutschen Wirtschaftsforschungsinstitutes mit Sitz in Berlin übernehmen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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