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Transferbilanz Air Berlin: Viel Licht! Kein Schatten?

Archivmeldung vom 13.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Eine Boeing 737-700 der Air Berlin
Eine Boeing 737-700 der Air Berlin

Foto: Lasse Fuss
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Nach dem Ende mit Schrecken bei Air Berlin ist den meisten Beschäftigten ein beruflicher Neuanfang gelungen, aber wie viel Zweckoptimismus und wie viel Realismus in den pauschalen Erfolgsmeldungen steckt, kann nach Auffassung der Transferträger niemand wirklich wissen. Am 15. August 2017 beantragte Air Berlin die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, mehr als 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Die drei Transferträger, BOB Transfer, Mypegasus und die Berliner Personaltransfer - sie werden von der Essener PCG - Project Consult koordiniert - haben jetzt Zwischenbilanz gezogen.

"Transfergesellschaften sind ein bewährter Ansatz, den Personalabbau in Unternehmen sozialverträglich zu gestalten, insbesondere wenn eine große Anzahl von Arbeitskräften gleichzeitig betroffen ist", betont Mypegasus-Geschäftsführer Jan Kiehne. "Wir können die Menschen in solchen Krisensituationen individuell betreuen und zügig in neue Arbeitsverhältnisse vermitteln." Es sei wichtig, sich klar zu machen, dass bei Air Berlin mit Piloten, Kabinen-, Bodenpersonal und Technik ein sehr heterogenes Berufsspektrum vorhanden war, dessen Vermittlungschancen entsprechend differenziert zu beurteilen seien. Piloten und Kabinenpersonal hatten mehr Möglichkeiten, unmittelbare Anschlussbeschäftigung zu finden, als das Boden- und Technikpersonal.

Für die Transfergesellschaft Boden, die dank der Unterstützung des Berliner Senats im November 2017 gebildet werden konnte, ergibt sich nach Auskunft von Siegfried Backes, Geschäftsführer von Personaltransfer, dieses Bild: Von den 608 Personen, deren Transferprozess beendet ist, haben 496, also 81,6 Prozent, eine neue Beschäftigung oder wissen, wie es in ihrem Berufsleben weitergeht. Von den über 55jährigen sind nur 56,9 Prozent wieder in Arbeit. Rund zehn Prozent der neuen Beschäftigungen entfallen auf die Branchen Handel/ E-Commerce. Im Vergleich zu anderen Transfers ist auch der öffentliche Dienst in Berlin mit zehn Prozent, sonst circa zwei Prozent, stark vertreten.

Ihren neuen Arbeitsplatz haben 50,2 Prozent wieder in der Luftfahrtbranche selbst oder in verwandten Bereichen wie Tourismus und Verkehr gefunden. Backes betont, es sei auch der Ver-mittlungsarbeit der Transfergesellschaft zu verdanken, dass die Mitarbeiter schnell in neue Airlines integriert werden konnten und dadurch die Flugbewegungen in Berlin schon im Juni 2018 fast wieder das gleiche Niveau hatten wie vor der Air Berlin Insolvenz. "Hätten sich die Mitarbeiter einzeln arbeitslos melden müssen, wäre diese direkte Vermittlung nicht möglich gewesen." Ein weiterer großer Vorteil von Transfergesellschaften sei die Möglichkeit der Teilnehmer, sich weiterzubilden oder vorhandene Qualifikationen zu erneuern. Knapp ein Drittel der ehemaligen Boden-Mitarbeiter habe die Gelegenheit genutzt, während der Transferzeit berufliches Wissen gezielt zu aktualisieren und so die Vermittlungsaussichten zu verbessern.

In der Transfergesellschaft Air Berlin Technik haben bisher 586 Teilnehmer abgeschlossen. Davon konnte für 440, also für 75 Prozent, eine neue berufliche Perspektive gewonnen werden. "Es waren wirklich turbulente Bedingungen für die Transferarbeit", sagt Jan Kiehne, "umso stolzer bin ich auf die Art und Weise, in der die Kolleginnen und Kollegen der drei Transferträger hier erfolgreiche Arbeit geleistet haben." Peter Klöckner, Geschäftsführer der BOB Transfer, hebt die positive Resonanz interner Befragungen der Transferteilnehmer hervor. Er weist allerdings auch darauf hin, dass sich für einzelne Teilnehmer die Arbeitsbedingungen und das Gehalt verschlechtert haben. "Wir wissen, dass viele erst einmal wieder befristet eingestellt wurden. Wir kennen auch Einzelfälle mit Gehaltseinbußen von 20 bis 30 Prozent, die Gewerkschaft ver.di spricht sogar von 40 Prozent."

Für beide Transfergesellschaften, die auch Zuschüsse aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) erhalten und zusammen rund 1500 Teilnehmer umfassen, ist die Arbeit noch nicht zu Ende. Die Koordinierungsstelle hat eine sozialwissenschaftliche Begleituntersuchung der Vermittlungsarbeit in Auftrag gegeben.

Quelle: PCG - Project Consult GmbH (ots)

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