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Energieimportabhängigkeit wird immer teurer

Archivmeldung vom 13.07.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.07.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Vertreter der Kohlenimporteure und einige "Energieexperten" halten einen Ausstieg aus dem deutschen Steinkohlenbergbau nicht für riskant, weil heimische Steinkohle technisch und wirtschaftlich angeblich problemlos durch Importkohle ersetzt werden könne.

Zutreffend ist, dass die Importkohle einen beträchtlichen Teil der rückläufigen inländischen
Steinkohlenförderung ersetzt und der Weltkohlemarkt bis auf punktuelle Störungen in den letzten 20 Jahren relativ reibungslos funktioniert hat. Ob das angesichts verschärfter Nachfragekonkurrenz, zunehmender Angebotskonzentration und fortbestehender geopolitischer Unwägbarkeiten auch in Zukunft so bleibt, ist jedoch eher zweifelhaft. Für ewigen Energie- und Handelsfrieden gibt es auch im Kohlesektor keine Garantie. Die Rechnung für Energieimporte wird insgesamt immer teurer.

"Benzin und Heizöl so teuer wie noch nie" lautet eine Meldung von SPIEGEL-Online vom 8. Juli 2005. Die Preise für Kraftstoffe und Heizöl in Deutschland haben neue historische Höchststände erreicht. Damit setzt sich die Entwicklung aus dem Vorjahr fort.

Der Wert aller Energieimporte nach Deutschland hat schon in 2004 mit 53 Mrd. EUR eine neue Rekordmarke erreicht. Im Saldo der Devisen für Energieimporte und exporte mussten letztes Jahr immerhin 39 Mrd. EUR der im Inland geschaffenen Wertschöpfung ans Ausland überwiesen werden, was der höchste Wert seit 20 Jahren ist und sich in der gleichen Größenordnung wie nach der zweiten Weltölkrise zu Beginn der 1980er Jahre bewegt.

Bereits seit dem Jahr 2000 ist die außenwirtschaftliche Energierechnung sprunghaft angestiegen und hat sich gegenüber 1999 fast verdoppelt. Der Hauptgrund dafür war zunächst die Explosion des internationalen Rohölpreises, die sich sogar noch fortgesetzt hat und Mitte 2005 mit über 60 $/Barrel ebenfalls einen neuen Rekordwert erzielt hat. Der Rohölpreis bewegt sich weiter auf hohem Niveau. Auch die internationalen Gas- und Kohlen- sowie andere Rohstoffpreise sind gegenüber den Vorjahren deutlich angestiegen.

Deshalb musste z.B. auch für Kohlen- und Koksimporte in 2004 bereits mit 2,9 Mrd. EUR der bisher höchste jemals aufgewendete Betrag gezahlt werden.

Dies zeigt, dass eine hohe und steigende Energieimportabhängigkeit neben Mengen- bzw. Verfügbarkeitsrisiken auch erhebliche Preisrisiken birgt. Zudem bedeutet dies für die Volkswirtschaft insgesamt ein erhebliches Problem für Preisstabilität, Wachstum und Beschäftigung. Je höher die Importabhängigkeit der Energieversorgung ist und je
geringer die inländischen Produktionsmöglichkeiten und Reserven sind, desto größer wird die volkswirtschaftliche Auswirkung der Preisschwankungen auf den internationalen Energie- und
Rohstoffmärkten und desto mehr inländische Wirtschaftskraft fließt ins Ausland ab. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze hierzulande verdrängt oder vernichtet.

Dem stehen ökonomisch selbstverständlich die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung gegenüber, wenn bzw. solange Energieträger in anderen Ländern kostengünstiger als hierzulande gewonnen und zugleich auf den internationalen Märkten entsprechend
günstig angeboten werden. Dann kann die deutsche Volkswirtschaft insgesamt von den niedrigen Importpreisen profitieren. Das ist aber kein garantierter Dauerzustand, wie sich gerade jetzt wieder zeigt.

Marktpreise spiegeln stets nicht allein die Kosten, sondern die Knappheitsverhältnisse zwischen Angebot und Nachfrage sowie bei entsprechend großer Marktmacht der Anbieter auch deren Gewinninteressen wider. Wächst die Nachfrage schneller als das Angebot oder wird letzteres bewusst knapp gehalten oder durch unvorhergesehene Umstände eingeschränkt, steigen die Preise weit über die Kosten hinaus. Dadurch sind z.B. auch die internationalen Kokskohlenpreise im letzten Jahr bis auf das Niveau der Kostenpreise
deutscher Kokskohle gestiegen. Im internationalen Marktgeschehen mischen sich solche Prozesse noch mit vielfältigen politischen Einflüssen und Unsicherheiten. Jedes Land, dessen Energieversorgung überwiegend oder sogar ganz von Importen abhängig ist, ist den damit
verbundenen Risiken ohne Schutz ausgesetzt.

Dies belegt die außenwirtschaftliche Energierechnung Deutschlands 2004 deutlich. Dabei ist in dieser Rechnung bereits berücksichtigt, dass höhere internationale Marktpreise auch höhere Erlöse für eigene Energieexporte bedeuten und nicht alle Energieimporte der inländischen Bedarfsdeckung dienen, sondern z.T. auch für den Zwischenhandel mit anderen Importländern, zumal im Europäischen Binnenmarkt, genutzt werden. Zudem hat sich Deutschland in den letzten Jahren zu einem Nettoexporteur von Strom entwickelt. Diese
Effekte wiegen aber das Gesamtgewicht der immer teurer werdenden Mineralöl-, Erdgas- und Kohlenimporte für die Versorgung des deutschen Marktes nicht einmal annähernd auf. Viele
Wirtschaftsforscher sehen allein schon in dem anhaltend hohen Ölpreis ein beträchtliches Konjunkturrisiko und erwarten auch bei anderen internationalen Energie- und Rohstoffpreisen keine Entspannung. Die daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Belastungen werden
anhalten. Zwar wird es wahrscheinlich mittelfristig teilweise auch wieder Preisberuhigungen geben. Doch die langfristigen Preistrends im Energiebereich sind alle deutlich aufwärts gerichtet.

Jede Abhängigkeit hat längerfristig ihren Preis, auch wenn sie vorübergehend Vorteile bringt. Deutschland ist deshalb energiepolitisch bisher gut damit gefahren, auf einen ausgewogenen
Mix aus Import- und heimischer Energie zu setzen, der die Risiken streut und keine Option verspielt.

Jeder mag selbst beurteilen, ob Kraftwerkskohle aus Südafrika oder Kolumbien, Kokskohle aus Australien und Koks aus China für den Standort Deutschland auf Dauer genauso sicher sind wie Kohle und Koks aus dem Ruhr- und Saarrevier. Und stünde die Importkohle uns gerade in Krisen- und Konfliktzeiten genauso zuverlässig als Reserve zur Verfügung?

Klar ist: Ohne einen eigenen Bergbau, der den Zugang zur Lagerstätte offenhält, wäre Deutschland dauerhaft zu 100% von Importsteinkohle abhängig, wie auch immer sich die Preise, die Lieferverhältnisse und die Weltlage künftig entwickeln werden. Auch die exzellente deutsche Bergbautechnik hätte dann hierzulande keine Basis mehr. Kraftwerks- und Hüttenstandorte würden verlegt, im Steinkohlenbergbau und seinem Umfeld in Deutschland gingen zehntausende Arbeitsplätze verloren.

Pressemitteilung Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus vom 13.07.2005

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