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Schwere Vorwürfe gegen Ikea

Archivmeldung vom 29.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kranke, ältere und alleinerziehende Mitarbeiter werden unter Druck gesetzt, Betriebsräte massiv behindert: Mitarbeiter und Gewerkschaft erheben schwere Vorwürfe gegen den Möbelkonzern IKEA.

"Ikea verlangt alles von den Mitarbeitern: absolute Flexibilität, körperlichen Einsatz bis zur Erschöpfung, Krankheit wird kaum akzeptiert. Da sind wir fast schon wieder im Frühkapitalismus angelangt", so Christina Frank von der Gewerkschaft verdi gegenüber dem ZDF-Magazin "Frontal 21" am 29. April 2008, 21.00 Uhr. Die dünne Personaldecke führe zu körperlichen Zusammenbrüchen von Mitarbeitern, von Teilzeitkräften werde totale Flexibilität bei schlechter Bezahlung erwartet. So sollen Teilzeitkräften einer IKEA-Filiale die Sozialversicherungsausweise abgenommen worden sein, um sie an der Ausübung eines Zweit-Jobs zu hindern.

In mehreren Briefen an die Geschäftsführung, die "Frontal 21" vorliegen, äußern Mitarbeiter ihre Empörung: "Wie lange soll dieser Wahnsinn noch andauern? Die Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen gehen jeden Tag an ihre körperliche und seelische Belastungsgrenze, leisten zahlreiche Überstunden und krank zu arbeiten ist Normalzustand und wird unterschwellig sogar erwartet." Weiter heißt es: "Wir gehen ja jetzt schon auf dem Zahnfleisch. Ausbeutung der Mitarbeiter auf großem Niveau und das bei einer Weltfirma. Jetzt gehen wir auf das Niveau von Schlecker, Lidl und Aldi."

Nach Recherchen von "Frontal 21" wurden IKEA-Mitarbeiter ohne Zustimmung des Betriebsrats von Kameras überwacht, zudem illegale Protokolle über den Gesundheitszustand von Mitarbeitern angefertigt. Auf Betriebsräte werde von Vorgesetzten massiver Druck ausgeübt: "Betriebsräte werden behandelt wie Vogelfreie. Wer Betriebsrat geworden ist, der hat seine Karriere vermiest, der kann eigentlich darauf warten, dass er irgendwann mal zur Aufgabe seines Arbeitsplatzes gezwungen wird", so Christina Frank.

Eine ehemalige IKEA-Führungskraft bestätigt gegenüber "Frontal 21": "Man bekommt immer eingebläut: Der Betriebsrat ist der Gegner. Die Personalleiter werden darauf geschult. Ich habe an solchen Schulungen auch teilgenommen. Dort geben Juristen regelmäßig Seminare, wie man gegen die Betriebsräte vorzugehen hat."

Nach Prüfung der Unterlagen erklärt Professor Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation: "Dahinter steckt ein knallhartes System der Kontrolle von oben, die Beschäftigten haben keine Freiheitsspielräume, können sich nicht erholen, können ihre Rechte nicht wahrnehmen."

Das Unternehmen weist gegenüber "Frontal 21" die Vorwürfe zurück. Es handele sich um Einzelfälle, man wolle den Vorwürfen aber nachgehen. Nach Informationen des Magazins hatte IKEA im vergangenen Jahr 45 Millionen Kunden, die die Einrichtungshäuser über 100 Millionen Mal besuchten. Im Geschäftsjahr 2007 lag der Umsatz bei 3,2 Milliarden Euro. 13.700 Menschen arbeiten an 43 IKEA-Standorten in Deutschland.

Quelle: ZDF

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