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EC-Netzbetreiber Easycash wollte Daten an Inkassounternehmen und Versandhandel verkaufen

Archivmeldung vom 14.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Easycash Logo
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Deutschlands größter EC-Netzbetreiber, Easycash, hatte weitaus umfangreichere Pläne zur Nutzung der Daten von bis zu 50 Millionen EC-Kartenbesitzern als bisher bekannt. Das Unternehmen aus Ratingen bei Düsseldorf hatte nach Recherchen des Radioprogramms NDR Info Erkenntnisse über die Zahlungsfähigkeit von Kontoinhabern gesammelt, die es über Monate hinweg als "einzigartige Datenbasis", "preiswert und tagesaktuell", anbot. In einer Präsentation von Easycash sind als potentielle Kunden unter anderem Inkassounternehmen, Versandhandel, Versicherungen und Telekom-Firmen genannt.

Bekannt war bisher nur, dass Easycash Daten zur Bonität von Millionen Kartenbesitzern gesammelt hatte, um sie für eigene Zwecke zu nutzen. Eine Weitergabe an Dritte hatte die Firma im vergangenen Jahr zunächst vehement bestritten. Easycash-Geschäftsführer Christoph Pfeifer räumte allerdings im Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk inzwischen ein, dass es bereits Verträge mit anderen Unternehmen gegeben habe. Easycash habe das Vorhaben jedoch bereits vor gut einem Jahr fallenlassen. Seine Firma habe zuvor nach "Strategien zur Ausweitung des Geschäftsmodells" gesucht und deshalb mit der Vermarktung der als "Risikoindex" bezeichneten Datensammlung begonnen, so Pfeifer. Ein Easycash-Sprecher betonte, dass das Vorhaben beim Landesdatenschutz NRW (LDI) "ordnungsgemäß angezeigt" und dort "nicht beanstandet" worden sei. LDI-Sprecherin Bettina Gayk allerdings widerspricht: "Die Aufnahme in das Melderegister bestätigt nicht die Rechtmäßigkeit des Verfahrens." Das habe man der Firma auch so mitgeteilt.

In einer NDR Info vorliegenden 28-seitigen Präsentation wirbt Easycash mit einer Datensammlung von "50 Millionen bekannten Bankverbindungen". Pro Monat erfasse das Unternehmen "37,5 Millionen Transaktionen." Easycash bietet darin "aktuelle Verhaltensdaten zur Steuerung von Transaktionsrisiken" an ("Zahlt oder zahlt nicht"), die auch zur "Antragsentscheidung", "Beitreibung" von Zahlungsforderungen oder zur "Bestandskundenüberwachung" nutzbar seien. Die Firmenkunden könnten so "Aufwände für alternative Auskunftei-Produkte" reduzieren.

Daten- und Verbraucherschützer zeigten sich entsetzt. "Wir haben ja schon immer vermutet, dass die Sammlung von Daten über Zahlungsverkehr sehr gefährlich ist", sagte Edda Castello von der Hamburger Verbraucherschutzzentrale. "Hier wird aber das gesamte Zahlungsverhalten der Kunden bis ins Kleinste hinein registriert und interessierten Firmen bereitgestellt. Das ist im Grunde eine 'Schufa hoch zehn'". Hinzu komme, so Castello, "dass der Kunde hier völlig hilflos ist. Er weiß gar nicht, wer was wie über ihn gespeichert hat und aus welchen Quellen mögliche Reaktionen von Firmen kommen, mit denen er nun Verträge eingehen möchte."

Der nordrhein-westfälische Datenschutzbeauftragte Ulrich Lepper sagte: "Die Kundinnen und Kunden müssen darauf vertrauen können, dass die Daten aus den Zahlungsvorgängen nicht für eine allgemeine Bonitätsbewertung zweckentfremdet werden." Der Datenschutzexperte und Mitkommentator des Bundesdatenschutzgesetzes, Peter Gola, stellte fest, durch Easycashs Geschäftsmodell würden die "schutzwürdigen Interessen" der Kunden verletzt.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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