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Schlechte Arbeitsbedingungen in der Paketbranche: Hermes-Versand räumt Fehler ein.

Archivmeldung vom 01.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Zustellfahrzeug der Hermes Europe
Zustellfahrzeug der Hermes Europe

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Thomas Voigt, Sprecher der Otto-Group, zu der auch der Paketversand Hermes gehört, sagte bei stern TV: "Es braucht dringend eine Veränderung. In diesem System ist etwas nicht in Ordnung." Gleichzeitig kündigte er Verbesserungen für die Paketfahrer an: "Wir sind bei Hermes grundlegend dabei, das ganze System umzubauen. Wir werden die Bezahlung pro Paket abschaffen und einen Stundenlohn einführen."

Damit reagierte er auf einen stern TV Bericht über die Praktiken der Branche. Der Enthüllungsjournalist Günther Wallraff hat in seinem jüngsten Undercover-Projekt bei einem Subunternehmer des Kurierdienstes GLS als Paketbote gearbeitet. Sein Fazit: "In der Branche herrscht ein Sklaventum, das ohne Antreiber funktioniert. Die Sklaventreiber sind die Scanner und die Zahl der Stopps."

Das hat auch Florian Alteneder bei stern TV berichtet Er war selbständiger Fahrer bei dem Hermes-Paketdienst, einem Tochterunternehmen der Otto Group.

Bezahlt wurde er pro Stück. Für ein Paket bekam er 1,05 Euro. In schlechten Zeiten waren es 45 Pakete am Tag, in guten 170. Sozialabgaben, Benzin, KFZ-Versicherung, das Auto und die Reparaturen musste er davon selber bezahlen. Unter dem Strich blieben für ihn meist nicht viel mehr als 1000 Euro übrig. Dafür hatte er dann sechs Tage die Woche bis zu zwölf Stunden am Tag ohne richtige Pause gearbeitet.

Günter Wallraff war eine Zeit lang auch so ein überarbeiteter Paketfahrer für einen Subunternehmer von GLS: Morgens um fünf begann sein Tag mit dem Sortieren und Einladen der Sendungen, abends endete er selten vor 19 Uhr.

Günter Wallraff gewann das Vertrauen der Fahrer und erfuhr, wie an diesen Arbeitsbedingungen Familien zerbrechen. Er traf junge Männer, die sich nur noch mit Medikamenten über den Tag retten.

Viele Paketauslieferer arbeiten unter sittenwidrigen Bedingungen: Berichte der Betroffenen und wissenschaftliche Studien gehen von Regelarbeitszeiten zwischen 12 - 15 Stunden täglich aus. Bei einem Monatslohn zwischen 1200 und 1500 Euro netto ergeben sich damit Stundenlöhne von unter 5 Euro.

Um sich nicht verantworten zu müssen, beauftragen manche Konzerne -so auch GLS - Subunternehmer, die offiziell als Arbeitgeber der Fahrer agieren. Meist fahren die Subunternehmer auch selber Pakete aus.

Für Günter Wallraff ist sind die aktuellen Arbeitsbedingungen menschenverachtend. Erstmals sei er in ein System eingetaucht, in dem auch Unternehmer "zu den armen Schweinen gehören" - nämlich die Subunternehmer als Zwischeninstanz zwischen den Paketdiensten und den Fahrern.

Wallraff macht seit Jahrzehnten immer wieder Schlagzeilen mit seinen Undercover-Recherchen. Der Journalist schlüpft in fremde Rollen, um unerkannt in Betrieben zu recherchieren - zum Beispiel als Reporter "Hans Esser" bei der Bildzeitung Hannover in den 70 Jahren. Später arbeitete er zwei Jahre als Türke "Ali" unter anderem beim Thyssenkonzern.

Quelle: STERN TV (ots)

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