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Mittelstand reagiert besonnen auf Brexit-Schock

Archivmeldung vom 02.08.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der deutsche Mittelstand lässt sich durch das Brexit-Votum und die Entwicklung in der Türkei nicht ins Bockshorn jagen. Das mittelständische Geschäftsklima, der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, steigt im Juli vielmehr um 0,3 Zähler auf 16,7 Saldenpunkte, nachdem es sich im ersten Halbjahr 2016 bereits kontinuierlich nach oben bewegt hatte.

Maßgeblich hierfür sind die Urteile der Mittelständler zur aktuellen Geschäftslage. Mit 27,6 Saldenpunkten - das sind 0,6 Zähler mehr als im Juni - bewerten die Firmen ihre laufenden Geschäfte im Juli so gut wie zuletzt im April 2014; der konjunkturelle Einstieg in das 3. Quartals ist damit gelungen. Zugleich zeigen sich die Geschäftserwartungen der Mittelständler knapp stabil ( 0,1 Zähler auf 5,7 Saldenpunkte). Angesichts der erheblich gewachsenen Unsicherheit seit dem Brexit-Votum ist dies ein beruhigendes Signal, das von Besonnenheit zeugt.

Gänzlich spurlos geht das Brexit-Votum dennoch nicht am Mittelstand vorbei. Insbesondere in den exportsensitiven Wirtschaftsbereichen sind erste Bremsspuren auszumachen: Im industriellen Mittelstand stagniert die Stimmung, im Großhandel bröckelt sie auf hohem Niveau etwas ab.

Spitzenreiter in Sachen "Stimmung" ist zurzeit der mittelständische Bau, dessen Klimaindikator im Juli um 1,3 Zähler steigt und mit 27,9 Saldenpunkten ein neues Allzeithoch erreicht. Der für die kleinen und mittleren Bauunternehmen essentielle Wohnbau dürfte mit Blick auf den prognostizierten hohen Bedarf an neuen Wohnungen noch länger ein verlässlicher Treiber der deutschen Konjunktur bleiben.

Demgegenüber sind die Unternehmensinvestitionen mit dem Brexit-Entscheid zum konjunkturellen Wackelkandidaten unter den BIP-Komponenten geworden. Verschlechterte Konjunkturaussichten in Europa und die Unsicherheit ob des künftigen Verhältnisses zu Großbritannien als drittwichtigstem Exportmarkt Deutschlands könnten die Investitionsbereitschaft schmälern.

Von daher kommt es sehr gelegen, dass die Absatzperspektiven als wichtige Determinante von Investitionsentscheidungen wenigstens von der Preisseite her wieder gestützt werden. Erstmals seit Anfang 2014 bewegen sich die Absatzpreiserwartungen der mittelständischen Firmen im Juli wenigstens wieder auf dem Niveau des langfristigen Durchschnitts.

Insgesamt stehen die Juli-Ergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Einklang mit der aktualisierten KfW-Konjunkturprognose für 2016 und 2017. Hierzu sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW: "Wir setzen auf solide Zuwächse bei Beschäftigung, Konsum und Wohnbauten, denen unter den neuen Vorzeichen des Brexit aber voraussichtlich eine im Vergleich zur Vorprognose geringere Dynamik bei Exporten und Unternehmensinvestitionen gegenüber stehen wird."

Alles in allem wachse die deutsche Wirtschaft 2016 voraussichtlich um 1,5 % und 2017 noch um 1,2 %, wobei die Verlangsamung aber ausschließlich auf die geringere Anzahl an Arbeitstagen im kommenden Jahr zurückzuführen sei. "Der konjunkturelle Ausblick ist damit zwar ziemlich unspektakulär, unter den gegebenen Rahmenbedingungen aber noch recht ordentlich - der Binnennachfrage sei Dank", so Zeuner.

Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter: kfw.de/mittelstandsbarometer.

KfW-Konjunkturkompass Deutschland und Europa - Brexit-Update: kfw.de/Konjunkturkompass.

Quelle: KfW (ots)

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